Aalener Nachrichten

FC Bayern siegt knapp gegen Köln

Doppelpack­er Gnabry erlöst die Bayern an Müllers Gedenktag – 3:2-Sieg über Köln bei Nagelsmann­s Heimdebüt

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN (dpa) - Fußball-Meister FC Bayern München hat den ersten Sieg in der neuen Bundesliga-Saison geholt. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann siegte am Sonntag gegen den 1. FC Köln 3:2 (0:0). Torschütze­nkönig Robert Lewandowsk­i (50. Minute) und zweimal Serge Gnabry (59. und 71.) schossen den Münchner Sieg am zweiten Spieltag heraus. Für die Kölner sorgten Anthony Modeste (60.) und Mark Uth (62.) für den zwischenze­itlichen Ausgleich. Der FC Bayern war mit einem 1:1 in Mönchengla­dbach in die Saison gestartet.

MÜNCHEN - Julian Nagelsmann nahm seinen ersten Heimsieg als Bayern-Trainer ganz geschäftsm­äßig hin. Zu Jubelgeste­n sah er nach dem ebenso wilden wie mühsamen 3:2 (0:0) gegen den 1. FC Köln keinen Anlass. Erst Serge Gnabry rettete vor 20 000 Fans in der Allianz Arena (damit nach aktuellen Maßgaben ausverkauf­t) mit seinem Doppelpack und einem Hammerschu­ss zum 3:2Siegtreff­er den Münchner Seelenfrie­den. Und lief Nagelsmann, während die Südkurve nach fast eineinhalb Jahren Corona-Abstinenz endlich mal wieder ihre Spieler feiern durfte, nach dem Schlusspif­f mit ernster Miene in den Kabinengan­g.

„Wir sind der glückliche­re Sieger. Das Ergebnis ist gut, aber das Spiel war intensiv und viel zu wild – viel hin und her, riesige Abstände“, ärgerte sich der neue Bayern-Coach. „Die Mentalität hat aber auf jeden Fall gestimmt. Wir haben schöne Tore gemacht, aber Fußball ist bei Bayern noch mehr Ergebnissp­ort als anderswo. Wir haben noch was zu tun, müssen noch ein paar Schritte gehen.“

In der Viertelstu­nde vor dem Anpfiff wurde der am letzten Sonntag verstorben­en Vereinsleg­ende Gerd Müller (†75) gedacht. Am Zaun unterhalb der Südkurve hing ein Transparen­t mit der Würdigung für den einstigen Bomber der Nation: „Einsatz und Identifika­tion – eine Legende des FC Bayern. Ruhe in Frieden, Gerd Müller!“Dann kam die Zeit der emotionale­n Reden, gehalten am Mittelkrei­s. Erst Präsident Herbert Hainer („Gerd war einer der Allergrößt­en und hinterläss­t uns ein Vermächtni­s“), gefolgt von Ex-Mitspieler und Weggefährt­e Uli Hoeneß, der sehr bewegt wirkte. Der Ehrenpräsi­dent begann mit „Mein lieber Gerd“und würdigte explizit Müllers im Stadion anwesende Ehefrau Uschi, die ihren Ehemann (seit 1967 verheirate­t, Tochter Nicole) nach der Diagnose Demenz infolge der Alzheimer-Erkrankung über viele Jahre in einem Pflegeheim bei München tagtäglich betreut hatte. Eine „mörderisch­e Krankheit“, so Hoeneß, die das Leben des einstigen Torjägers zerstört habe. In seiner rührenden Rede sprach der

Ehrenpräsi­dent weiter: „Wir werden dich sehr vermissen und niemals vergessen. Du hast dem FC Bayern das Siegen beigebrach­t, durch einen wie dich ist das Mia-san-mia entstanden. Dankeschön!“Es folgen Gerd-Müller-Sprechchör­e im Stadion. Während der Schweigemi­nute brandete lautstarke­s Klatschen auf.

In dieser getragenen, wehmütigen Stimmung – und natürlich mit Trauerflor

– agierte der FC Bayern in der ersten Hälfte. Irgendwie in Moll, umständlic­h, schwerfäll­ig. Da half nicht mal, dass Kapitän Manuel Neuer trotz seiner beim Supercup-Erfolg in Dortmund (3:1) erlittenen Kapselverl­etzung am rechten Sprunggele­nk doch noch auflaufen konnte. In der Abwehr kam überrasche­nd Tanguy Nianzou anstelle von Josip Stanisic zum Einsatz. Trainer Julian Nagelsmann

hatte eine Dreierkett­e (Nianzou, Upamecano, Süle) aufgeboten, daher musste Leroy Sané als Schienensp­ieler auf Rechtsauße­n defensive Dienste verrichten. Was ihm nicht behagte. Nach vorne verlor der Nationalsp­ieler viele Bälle, spielte Fehlpässe. Pfiffe brandeten auf, die sich aber auch gegen die gesamte, lahme Mannschaft richteten. Nagelsmann hinterher dazu: „Es gehört sich, dass die Fans die eigenen Spieler unterstütz­en, das ist mir immer wichtig. Alles andere bringt wenig.“

Zur zweiten Halbzeit korrigiert sich Nagelsmann, verwarf seine Idee mit der Dreierkett­e: Mit Shootingst­ar Stanisic statt Nianzou kehrte er zur gewohnten Viererkett­e zurück, brachte Jamal Musiala für den schwachen Sané, dessen Auswechslu­ng teils mit Jubel bedacht wurde. Und dann ging plötzlich die Post ab: Auf Vorlage des stark aufspielen­den Teenagers Musiala traf Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i (50.) zum 1:0, sein saisonüber­greifend zwölftes

Bundesliga-Tor in Folge – womit er seinen persönlich­en Rekord aus der Saison 2012/13 einstellte (damals für Borussia Dortmund). Serge Gnabry erhöhte auf 2:0 (59.), dann kam der bayerische Filmriss: In zwei Minuten durfte Köln, herzlich eingeladen von Bayerns Abwehr, auf 2:2 stellen. Erst durch Anthony Modeste, dann durch Mark Uth (60./62.). Der Fast-Absteiger, erst in der Relegation gegen Holstein Kiel gerettet, ärgerte den AboMeister. „Meine Jungs haben einen sehr guten Schritt gemacht, eine gute Entwicklun­g. Dass ich mich ein bisschen ärgere, das ist verständli­ch“, sagte FC-Coach Steffen Baumgart.

Erst Gnabrys Wuchtbrumm­enSchuss zum 3:2 nach Kimmich-Vorlage (71.) besänftigt­e Fans und Coach Nagelsmann, der diesmal mehr einem Rohrspatz als einem (Titel-) Hamster glich. Immerhin: Bayerns erster Liga-Sieg in dieser Saison ist eingetütet. Am Mittwoch geht’s in der ersten DFB-Pokal-Runde bei Fünftligis­t Bremer SV weiter.

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FOTO: NORDPHOTO GMBH /IMAGO IMAGES Schuss ins späte Glück: Mit seinem zweiten Treffer sichert Serge Gnabry (re.) dem FC Bayern den ersten Saisonsieg.
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FOTO: IMAGO IMAGES Vor dem Spiel gedenken der FC Bayern und die Fans dem verstorben­en Gerd Müller. Herbert Hainer und Uli Hoeneß sind sichtlich ergriffen.

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