FC Bayern siegt knapp gegen Köln
Doppelpacker Gnabry erlöst die Bayern an Müllers Gedenktag – 3:2-Sieg über Köln bei Nagelsmanns Heimdebüt
MÜNCHEN (dpa) - Fußball-Meister FC Bayern München hat den ersten Sieg in der neuen Bundesliga-Saison geholt. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann siegte am Sonntag gegen den 1. FC Köln 3:2 (0:0). Torschützenkönig Robert Lewandowski (50. Minute) und zweimal Serge Gnabry (59. und 71.) schossen den Münchner Sieg am zweiten Spieltag heraus. Für die Kölner sorgten Anthony Modeste (60.) und Mark Uth (62.) für den zwischenzeitlichen Ausgleich. Der FC Bayern war mit einem 1:1 in Mönchengladbach in die Saison gestartet.
MÜNCHEN - Julian Nagelsmann nahm seinen ersten Heimsieg als Bayern-Trainer ganz geschäftsmäßig hin. Zu Jubelgesten sah er nach dem ebenso wilden wie mühsamen 3:2 (0:0) gegen den 1. FC Köln keinen Anlass. Erst Serge Gnabry rettete vor 20 000 Fans in der Allianz Arena (damit nach aktuellen Maßgaben ausverkauft) mit seinem Doppelpack und einem Hammerschuss zum 3:2Siegtreffer den Münchner Seelenfrieden. Und lief Nagelsmann, während die Südkurve nach fast eineinhalb Jahren Corona-Abstinenz endlich mal wieder ihre Spieler feiern durfte, nach dem Schlusspiff mit ernster Miene in den Kabinengang.
„Wir sind der glücklichere Sieger. Das Ergebnis ist gut, aber das Spiel war intensiv und viel zu wild – viel hin und her, riesige Abstände“, ärgerte sich der neue Bayern-Coach. „Die Mentalität hat aber auf jeden Fall gestimmt. Wir haben schöne Tore gemacht, aber Fußball ist bei Bayern noch mehr Ergebnissport als anderswo. Wir haben noch was zu tun, müssen noch ein paar Schritte gehen.“
In der Viertelstunde vor dem Anpfiff wurde der am letzten Sonntag verstorbenen Vereinslegende Gerd Müller (†75) gedacht. Am Zaun unterhalb der Südkurve hing ein Transparent mit der Würdigung für den einstigen Bomber der Nation: „Einsatz und Identifikation – eine Legende des FC Bayern. Ruhe in Frieden, Gerd Müller!“Dann kam die Zeit der emotionalen Reden, gehalten am Mittelkreis. Erst Präsident Herbert Hainer („Gerd war einer der Allergrößten und hinterlässt uns ein Vermächtnis“), gefolgt von Ex-Mitspieler und Weggefährte Uli Hoeneß, der sehr bewegt wirkte. Der Ehrenpräsident begann mit „Mein lieber Gerd“und würdigte explizit Müllers im Stadion anwesende Ehefrau Uschi, die ihren Ehemann (seit 1967 verheiratet, Tochter Nicole) nach der Diagnose Demenz infolge der Alzheimer-Erkrankung über viele Jahre in einem Pflegeheim bei München tagtäglich betreut hatte. Eine „mörderische Krankheit“, so Hoeneß, die das Leben des einstigen Torjägers zerstört habe. In seiner rührenden Rede sprach der
Ehrenpräsident weiter: „Wir werden dich sehr vermissen und niemals vergessen. Du hast dem FC Bayern das Siegen beigebracht, durch einen wie dich ist das Mia-san-mia entstanden. Dankeschön!“Es folgen Gerd-Müller-Sprechchöre im Stadion. Während der Schweigeminute brandete lautstarkes Klatschen auf.
In dieser getragenen, wehmütigen Stimmung – und natürlich mit Trauerflor
– agierte der FC Bayern in der ersten Hälfte. Irgendwie in Moll, umständlich, schwerfällig. Da half nicht mal, dass Kapitän Manuel Neuer trotz seiner beim Supercup-Erfolg in Dortmund (3:1) erlittenen Kapselverletzung am rechten Sprunggelenk doch noch auflaufen konnte. In der Abwehr kam überraschend Tanguy Nianzou anstelle von Josip Stanisic zum Einsatz. Trainer Julian Nagelsmann
hatte eine Dreierkette (Nianzou, Upamecano, Süle) aufgeboten, daher musste Leroy Sané als Schienenspieler auf Rechtsaußen defensive Dienste verrichten. Was ihm nicht behagte. Nach vorne verlor der Nationalspieler viele Bälle, spielte Fehlpässe. Pfiffe brandeten auf, die sich aber auch gegen die gesamte, lahme Mannschaft richteten. Nagelsmann hinterher dazu: „Es gehört sich, dass die Fans die eigenen Spieler unterstützen, das ist mir immer wichtig. Alles andere bringt wenig.“
Zur zweiten Halbzeit korrigiert sich Nagelsmann, verwarf seine Idee mit der Dreierkette: Mit Shootingstar Stanisic statt Nianzou kehrte er zur gewohnten Viererkette zurück, brachte Jamal Musiala für den schwachen Sané, dessen Auswechslung teils mit Jubel bedacht wurde. Und dann ging plötzlich die Post ab: Auf Vorlage des stark aufspielenden Teenagers Musiala traf Weltfußballer Robert Lewandowski (50.) zum 1:0, sein saisonübergreifend zwölftes
Bundesliga-Tor in Folge – womit er seinen persönlichen Rekord aus der Saison 2012/13 einstellte (damals für Borussia Dortmund). Serge Gnabry erhöhte auf 2:0 (59.), dann kam der bayerische Filmriss: In zwei Minuten durfte Köln, herzlich eingeladen von Bayerns Abwehr, auf 2:2 stellen. Erst durch Anthony Modeste, dann durch Mark Uth (60./62.). Der Fast-Absteiger, erst in der Relegation gegen Holstein Kiel gerettet, ärgerte den AboMeister. „Meine Jungs haben einen sehr guten Schritt gemacht, eine gute Entwicklung. Dass ich mich ein bisschen ärgere, das ist verständlich“, sagte FC-Coach Steffen Baumgart.
Erst Gnabrys WuchtbrummenSchuss zum 3:2 nach Kimmich-Vorlage (71.) besänftigte Fans und Coach Nagelsmann, der diesmal mehr einem Rohrspatz als einem (Titel-) Hamster glich. Immerhin: Bayerns erster Liga-Sieg in dieser Saison ist eingetütet. Am Mittwoch geht’s in der ersten DFB-Pokal-Runde bei Fünftligist Bremer SV weiter.