Aalener Nachrichten

Dichterwet­tstreit begeistert das Publikum

Rieser Poetry Slam ist vor großer Kulisse zu Gast im Bopfinger Stadtgarte­n zu Gast

- Von Josef Lehmann

BOPFINGEN - Nach dem fulminante­n Auftakt im vergangene­n Jahr ist der literarisc­he Wettbewerb unter freiem Himmel in die zweite Runde gegangen. Ein Poetry-Slam ist ein Dichterwet­tstreit, bei dem es gilt, selbstverf­asste Texte innerhalb einer kurzen Zeit dem Publikum vorzutrage­n. Es darf nicht gesungen werden, auch Requisiten sind verboten: Nur die Kraft der selbst verfassten Texte zählt. Ob Lyrik, Prosa, Rap, Comedy oder Kabarett – vom Blatt gelesen, mit vollem Körpereins­atz oder frei rezitiert: Am Ende entscheide­t das Publikum durch Abstimmung per Applaus.

Moderator Jens Hoffmann aus Weißenburg hatte sechs Poeten in den Stadtgarte­n eingeladen und erläuterte dem Publikum die Abläufe mit einem Applaustes­t und seinem autobiogra­phischen „Opferlammt­ext“, eine berührende Hommage an sein Kind. Die Band Zwei-KlangWelt unterhielt das Publikum in den Pausen. Für das leibliche Wohl sorgten die Fladen-Piraten aus Nördlingen und weitere Bewirtungs­stände.

Hanna Haberlande­r aus Erlangen berichtete in ihrem Text „Groß sein“humorvoll über die Erfahrunge­n einer 1,81 Meter großen Frau. Sie konnte die Sprüche „Wie ist die Luft da oben?“, oder „An dir wächst alles außer der Oberweite“nur beruhigend kontern mit „In der Horizontal­en egalisiert sich alles wieder“. Das Team „Achillesfe­rse“mit Barbara und Patrik schaute mit theatralis­chem Blick auf „Anfang und Ende“und die Silvestera­bende jedes Jahr und kam zu dem philosophi­schen Schluss: „Ein Anfang ohne Ende wird es nicht geben“.

Steven aus Nürnberg erwärmte das Publikum mit einer Hommage an eine Welt aus Käse: „Wie schön wäre eine Welt aus Käse, dann wärst du ein

Romadur und hättest einen Grund zu stinken nur!“In seinem Text „Zur Deutschen Einheit“suchte er nach der kleinsten Einheit für das „Deutschsei­n“, nicht physikalis­ch, sondern eher philosophi­sch, und kam zu dem Schluss: „Der Wert eines Menschen lässt sich nicht messen, egal welche Einheit man nimmt“. Martin Geier aus Fürth artikulier­te seinen „Kiffertext“mit dem Schrei nach „Milky Way“und der Beschreibu­ng der Reste seiner Geburtstag­party.

Oliver Walter aus Spalt brillierte mit den Erlebnisse­n in einer „Kinderwuns­chklinik“und seiner „befleckten Unempfängn­is“. Leidvoll konnten die Zuhörer seine Anstrengun­gen im „Gewinnungs­raum“, dem „Darkroom“, mitverfolg­en, in dem er seine „Platzpatro­nen“zünden musste. Ein anzügliche­r, aber humorvolle­r Text. Clever sein Verspreche­n ans Publikum, die Fortsetzun­g nur bei der Wahl ins Halbfinale zum Besten zu geben. Markus Riks aus Nürnberg berichtete von seinem „Tinder-Date“und einsamen Zugfahrten. Sein Single-Dasein, in dem es keine Liebe gibt, aber dafür viele Hobbys, konnte einem schon leid tun.

Hanna, Steven, Oliver und Markus wurden in die nächste Runde applaudier­t und durften nochmals ran. Markus Riks berichtete wieder aus seinem Singlelebe­n. Oliver Walter punktete in dem angekündig­ten Folgetext „Sperminato­r Teil II“und kam nach den Erfahrunge­n in der Kinderwuns­chklinik zu dem beruhigend­en Schluss: „Shit happens, aber jeder Schritt bringt dich weiter, selbst wenn du in Scheiße trittst“. Steven amüsierte sich über Bio- und Billigflei­sch und lobte Kinderscho­kolade als Alternativ­e. Hanna Haberlande­r gab dem Publikum einen Einblick in die Reizüberfl­utung in einer Disco.

Ins Finale wurden Steven und Oliver gewählt. Steven berichte in der Schlussrun­de von einem leidvollen Zusammense­in mit Mareike im Kino. Ihr störendes Geschwätz und der Wunsch nach Nachos mit Käse brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Oliver Walter formuliert­e einen nachdenkli­chen Text über Frauen und Nazis. Mit donnerndem Applaus wurden beide Finalisten bedacht. aber Steven hatte die Nase vorn und wurde zum Sieger und „Künstler mit Niewoh“gekürt. Fazit: Es „bopfte“mal wieder in Bopfingen.

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FOTO: JOSEF LEHMANN Die Poeten des Poetry Slam, vorne mit den Finalisten Steven, Oliver Walter und Moderator Jens Hoffmann (von links).

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