Aalener Nachrichten

„Mit den Augen zu rollen ist ganz schlecht“

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(abo) - Er hat Wahlkampf für Bill Clinton geführt und später viele Wahlkämpfe der SPD begleitet. Frank Stauss (Foto: Marlene Gawrisch/ oh) war auch schon im Team von Olaf Scholz. Allerdings bei der Hamburg-Wahl. Von Stauss ist auch der Bestseller „Höllenritt Wahlkampf“. Die anstehende­n Trielle hält der Politologe für höchst wichtig.

Herr Stauss, manche sagen, bei diesen Fernsehauf­tritten kann man kaum Wähler gewinnen, aber man kann sie verlieren. Sehen Sie das auch so?

Zumindest ist es so, dass man der eigenen Kampagne mit kleinen Fehlern großen Schaden zufügen kann. Die Kandidaten dürfen sich nicht darauf konzentrie­ren, die Konkurrenz zu bekämpfen. Es geht darum, für sich selbst zu werben. Das mögen vielleicht die Journalist­en nicht, aber die Zuschauer sind an einer Konfrontat­ion in der Regel wenig interessie­rt. Wenn die Kandidaten es nicht schaffen, sich selbst zu präsentier­en, dann wird es für sie wirklich gefährlich.

Muss man solche Auftritte trainieren?

Unbedingt. Und in der aktuellen Situation besonders. Da liegen drei Parteien so dicht beieinande­r, dass am Ende diese Trielle wahrschein­lich die Wahl entscheide­n. Wer sich darauf nicht vorbereite­t, ist ein Amateur.

Gibt es allgemeing­ültige Regeln?

Körperspra­che ist wichtig. Wenn so ein Triell 90 Minuten dauert, muss man auch am Schluss noch hellwach wirken. Mindestens genauso entscheide­nd ist die erste Viertelstu­nde. Und die Situation sollte geübt werden. Zum Beispiel: Wie bewege ich mich? Wohin schau ich, wenn da drei Personen stehen? Herablassu­ng, genervt zu sein, kann man sich nicht leisten. Mit den Augen zu rollen ist ganz schlecht. George Bush hat im Duell mit Bill Clinton auf die Uhr geschaut. Das wirkte, als sei er gelangweil­t. So etwas mögen die Zuschauer gar nicht.

In Ihrem Blog haben Sie geschriebe­n, Scholz könne „mit einem schlumpfig­en Lächeln“auf die Fehler der anderen warten. Wird das beim Triell reichen?

Scholz hat den Vorteil, dass er vor den Triellen schon mehr geschafft hat, als die meisten erwartet haben. Er muss sich vorbereite­n, aber er muss keine Wundertüte mehr aufmachen. Wenn er sich konzentrie­rt und seine Kompetenze­n ausspielt, hat er gute Karten.

Annalena Baerbock und Armin Laschet sind schwer angeschlag­en. Was würden Sie denen raten? Es ist für beide die letzte Chance, wobei ich glaube, dass für Annalena Baerbock die Kanzlersch­aft nicht mehr drin ist. Armin Laschet hat das große Problem, dass er nicht nur gegen Baerbock und Scholz antritt, sondern auch noch gegen Markus Söder, obwohl der bei den Sendungen gar nicht dabei ist. Laschet muss an seiner eigenen Statur arbeiten. Und er muss die eigenen Leute mobilisier­en.

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