Ganz nah an einem genialen Künstler
Tag der offenen Tür am Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr
- Es sieht hier fast so aus, als ob Sieger Köder gerade eine Mal-Pause eingelegt hätte. Ab 1992 hatte er in der Ritter-Ulrich-Straße sein Atelier als Stätte seines großartigen Schaffens, das ihn weit über Deutschland hinaus bekannt machte. Nicht lange, nachdem sein Atelier eröffnet worden war, musste es wegen Corona auch schon wieder für Besucher schließen. Nun ist am Wochenende ein Neustart mit einem Tag der offenen Tür.
Dabei gibt es auch persönliche Einblicke in das Leben des malenden Monsignore, seine vielschichtigen Künstlerfacetten und Kostproben seines Humors zu entdecken. Skizzen, Paletten mit verkrusteter Ölfarbe,
Staffelei, Pinsel, Alltagsgegenstände: Tatsächlich könnte man den Eindruck haben, der „Pfarrer, der mit Bildern predigt“, mache sich gleich wieder ans Werk. Hier treffen drei Dinge aufeinander: Atelier, Werkstatt und in zwei weiteren Räumen einige seiner Bilder wie etwa der Schulball am Schubart-Gymnasium und der dreiteilige Totentanz darunter und Bilder seiner Schüler. Burkhard Michalsky ist der Erste Vorsitzende des Bund für Heimatpflege Wasseralfingen, in dessen Obhut das Atelier liegt. Und er ist einer der drei Neffen Köders. Aus dem Nachlass seines Onkels hat er hier etliche Gegenstände eingebracht – Bilder, Kindheitserinnerungen, Fotos, Entwürfe. Wichtig ist es ihm, erklärt er, auf persönliche Art Leben und Werk seines Onkels ganz nahe erleben zu können. Auf sehr informative, aber weniger museale Art.
Hier kann man sehen, wie ein aufwendiges, später lichtdurchflutetes farbenprächtiges Bleiglasfenster für eine Kirche entsteht, wie er etwa den Kieler Altar oder die Fenster und das Altarbild für eine Kirche in Paris schuf. Mit Skizzen lässt sich detailgenau der Entstehungsprozess nachverfolgen. Zu sehen sind auch Beiträge von Freunden, Zeitgenossen, Wasseralfingern. Hier arbeitete Köder auch mit den „Krippelesfrauen“an deren Krippenfiguren. Das Atelier ist ein erlebbarer Teil junger Kunstgeschichte, das 1859 gebaute Haus selbst ist ein Stück Wasseralfinger Zeitgeschichte. Es war unter anderem Pfarrhaus, Köders Großtante hatte es gekauft und hier waren zwei Ladengeschäfte untergebracht. Der Bund für Heimattage bietet nach Voranmeldung Führungen durch die Räume an, angedacht ist auch eine regelmäßige Öffnung, beispielsweise einmal im Monat. Der Sieger-Köder-Weg, an dem das Atelier liegt, zieht schon seit längerem Besucher- und Busgruppen aus ganz Deutschland an. Und im Atelier kann man Geist und Wesen eines der größten religiösen Malers seiner Zeit spüren.