Ein Genie sitzt am Flügel
Alexej Gorlatch brilliert im Fürstensaal und interpretiert Werke von Beethoven und Chopin
- Ein Höhepunkt im 20jährigen Bestehen der internationalen Musikakademie Kapfenburg ist das Klavierkonzert mit Alexej Gorlatch im Fürstensaal gewesen. Der international bekannte Pianist interpretiert Werke von Beethoven und Chopin und belohnt den übergroßen Applaus seiner begeisterten Zuhörer mit zwei Zugaben.
An diesem Abend „spielt“auch das milde Licht einer langersehnten Spätsommersonne mit den Stuckornamenten im Fürstensaal. Seine goldenen Strahlen reflektieren sich am Steinway-Flügel, dem Alexej Gorlatch alsbald „goldene Klänge“entlocken wird. Schon das Eintreten des 33 Jahre jungen, international bekannten Pianisten, sein Geheimnis wie er den Dialog mit dem Instrument eröffnet, lässt die Zuhörer fasziniert verharren.
Auch der Saal schafft Atmosphäre. Denn wann sitzt man schon einmal so dicht beim Pianisten. Besucher in den vorderen Reihen könnten ihm ins Notenblatt sehen. Doch vergeblich, ein solches gibt es nicht, denn Alexej Gorlatch hat seine Komponisten verinnerlicht, er spielt auswendig. Und hier ist der englische Begriff „by heart“treffender, denn er spielt es „innwendig“mit dem Herzen.
Sechs Variationen über ein eigenes Thema von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827), F-Dur, Op.34 sind sein Auftakt. Vielleicht ein „Nachtrag 2020?“Eine Hommage an den „größten Komponisten“? Gerne hätte ihm Alexej Gorlatch auch letztes Jahr mehr gehuldigt, als es ihm die bekannten Einschränkungen erlaubten.
Zu den Fragen an diesem Abend zählt wohl auch: Wie kann ein Mensch „ein so großes Buch voller Noten“in seinem Inneren bewahren und auf so faszinierende Weise zum Klingen bringen? Eine mögliche Antwort: Ein Genie sitzt am Flügel. Dessen Spiel, das schon auf großen Weltbühnen erklungen ist, darunter die Carnegie-Hall in New York, erfüllt den Fürstensaal.
Bald ist Frederic Chopin (1810 bis 1849) mit dessen Scherzo No.2 bMoll Op. 31 erreicht. Zwei Nocturnes folgen. Der angekündigte Treff „Beethoven meets Chopin“ist vollzogen. Es folgt die Polonaise As-Dur Op. 53 auch als „Heroique“bekannt.
Mit Études Op. 10 von Frederic Chopin ist der zweite Teil des Programms angekündigt. Was man als „12 Übungen“in Tempi von Allegro über Presto, Vivace assai bis schließlich zum Allegro con fuoco, der „Revolutionsetüde“verstehen könnte, wird spätestens im 2. Allegro jedem im Saal bewusst. Ein sentimentaler Wohlklang erfüllt jedes Ohr. Es ist das klassische „In mir klingt ein Lied“. Vielleicht ist es das Geheimnis von „Alexej“, das in ihm klingt. Wenn er seine Augen schließt, sein gelocktes Haupt erhebt, kurz verharrt und dann alsbald nach atemberaubenden furiosen Kapriolen mit einem andächtigen Schweigen dem verklingenden Ton zuhört.
„Es kommt noch ein Präludium von Chopin“, sagt er. Das Publikum hat ihn nach mehrmaligem Ein- und Austreten wieder „in den Saal geklatscht.“Und ein weiteres Präludium ist seine zweite Zugabe, als der Applaus nicht nachlässt. Es sind ,,die Regentropfen“, die in ihrem tatsächlichen Sinne für den Nachhauseweg an diesem Abend ausbleiben.