VfR ausgekontert: 2:3 in Balingen
Der Fußball-Regionalligist aus Aalen verliert bei der TSG.
- „Das Spiel ist genauso gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“– Martin Braun sprach freilich nicht für den VfR Aalen, auch wenn er das mal tat als Geschäftsführer in den Jahren 2008/2009. Braun war Uwe Wolfs Nachredner an diesem Samstag, er der Trainer des TSG Balingen, das sich stolz in der Fußball-Regionalliga hält, wohin der VfR am liebsten nie abstiegen wäre.
Die Uhr an diesem Samstag zeigte 16.24 Uhr, als Wolf als Gast das Wort im schmucken Vereinsheim neben der Bizerba Arena das Wort erteilt bekam. „Heute hat man wieder gesehen, dass viel Ballbesitz nicht immer erfolgreich sein muss“, befand der Trainer des VfR. Der VfR hatte viel Ball und zu wenig Einsatzbereitschaft, die TSG viel Konterstärke und großen Wille – am Ende kam an diesem eine 2:3 (0:2)-Niederlage der Aalener auf der anderen Seite der Alb heraus.
Wolf änderte vorab die Startelf der Mannen von der Ostalb nach der 2:3-Heimniederlage gegen den Bahlinger SC auf einer Position: Für Leon Volz sollte Andreas Knipfer die rechte Abwehrseite dicht machen – und bestenfalls Druck nach vorne. Doch obwohl der VfR mit reichlich Ballbesitz das Spielfeld eng und den Weg zum Tor kurz halten wollte, war er mit reichlich Abwehrarbeit beschäftigt. Denn da gibt es ja diese Konter. Und der VfR zeigte sich wie schon zuletzt anfällig für Konter, vor allem über die Außenbahnen. Und Balingen kann kontern – man kann im Fußballdeutsch auch von Umschaltspiel sprechen.
Das 0:1 deutete sich praktisch schon nach fünf Minuten an. Ballverlust VfR (häuften sich), eine langer Ball von Leander Vochatzer, den der agile Jan Ferdinand (Prädikat hinterher: Überragend) aufnahm, an Daniel Stanese vorbeizog, aber über das Tor schoss. Den nächsten Konter, nach eigenem Eckball, per Pass durch die Mitte veredelte Ferdinands auffälliger Offensivkollege Simon
Klostermann – und der lupfte das begehrte Spielgerät über VfR-Torwart Matthias Layer (11.). Das 1:0 beflügelte die Balinger – das Schlusslicht erhielt bei seinen Offensivaktionen allerdings auch reichlich Unterstützung und vor allem Raum. Beim 0:2 (28.) ging es über Aalens rechte Seite, Pedro Almeida Morais zog durch und legte quer, im Strafraum schob der mitgeeilte Klostermann ein, der sich zwischendurch auch schon vor dem Tor zeigte (16.).
Der Aalener Spielanteil war wie gewohnt hoch in dieser noch jungen Saison, versehen mit ansehnlichen Ballpassagen, aber eben auch etlichen Ballverlusten – doch die Chancen in der ersten Halbzeit von Balingen schienen nicht zwingend. Steffen Kienle ballerte drüber (17.), Benjamin Kindvater daneben (18.), so auch Kapitän Alessandro Abruscia (45. daneben) und Mark Müller (45+1, drüber). Einen hatte Klostermann zuvor übrigens auch noch: Doch sein Kopfball nach einem Freistoß von Lukas Ramser war zu lasch (35.), schön frei stand er ja im Strafraum. Merkwürdig: Bei den vorigen vier Spielen war die erste Aalener Halbzeit die bessere. Doch diesmal mangelte es in dieser vor allem an Einsatzbereitschaft und Kompaktheit im Defensivverhalten. Wolf reagierte: Drei Wechsel, Umbau der Außenbahnen. Für Knipfer rückte Sascha Korb aus der Zentrale
nach rechts, für Eduard Heckmann auf links rückte Kristjan Arh Cesen. Der Offensivumbau: Leon Volz für Müller und Jonas Arcalean als zweite richtige Spitze neben Kienle. Ein Pfostenschuss von Kindsvater ließ kurz nach der Rückkehr aus der Kabine aufhorchen (46.) – doch dann wieder unübersehbare Aalener Offenheit im Abwehrverhalten. Kaan Akkaya leitete den Konter über Klostermann ein, Ferdinand hatte im Sechzehner zu viel Platz und schloss zum 3:0 ab (51.). „Zu einfach“– ärgerten sich Wolf und Korb nach dem Spiel unisono über die Gegentore, wenngleich mit zeitlichem Abstand. „Wir lassen uns auswärts auskontern, das ist schon Wahnsinn“, sagte Korb. Da kann es einem, wenn man es mit den Aalenern hält, schon mal die Sprache verschlagen. Nachdem der VfR-Fanblock anfangs noch Gesang und Getrommel zum Besten gab, war es zwischendurch ruhig, bis kurz vor Schluss.
0:3 beim bis dato Tabellenletzten, der noch gar keinen Sieg geholt hatte aus den vorigen vier Spielen. Die Aalener waren vom gewollten zweiten Saisonsieg ziemlich weit entfernt. Bei einem Schuss von Kindsvater musste TSG-Torwart Julian Hauser erstmals richtig eingreifen (61.). Dagegen verpasste Ferdinand noch das 4:0, als er im Strafraum mit seinem Abschluss an Layer scheiterte (72.), so auch Almeida Morais, dessen Versuch Layer abwehrte (85.).
Allerdings: Das Spiel nahm doch noch Spannung auf. Plötzlich lief die müde TSG in zwei Konter und die Aalener kombinierten ihre Anschlusstreffer aus. Korb spielte Doppelpass mit Arcalean und traf zum 1:3 (86.). Nach einem Zuspiel von Holger Bux servierte Korb auf Leon Volz, der zum 2:3 einköpfte (88.). Aber: Am vierten Sieg der Balinger im vierten Spiel gegen den VfR in der vierten Liga änderte das nichts mehr. Ein paar Sätze zum Spiel, Abfahrt für Wolf und Co.
Hauser - Eisele, Vochatzer (15. Akkaya) , Foelsch, Viventi (18. Almeida Morais), Ramser (90. Cabraja), Schmitz, Ferdinand (90. Curda), Vogler, Fritschi, Klostermann (90. Arutunjan).
Layer - Knipfer (46. Arcalean), Heckmann (46. Arh Cesen), Stanese, Elfadli, Abruscia, Kindsvater (82. Herrmann), Odabas, Müller (46. Volz), Korb, Kienle (86. Bux).
Tore: 1:0, 2:0 Klostermann (11., 28.), 3:0 Ferdinand (51.), 3:1 Korb (86.), 3:2 Volz (88.). Gelbe Karten: Ferdinand, Klostermann/Abruscia, Odabas. Schiedsrichter: Forster (Flehingen). Zuschauer: 649.