Aalener Nachrichten

Abonnement statt Autokauf

Volkswagen baut seine Abo-Modelle aus und und reagiert damit auf Kundenwüns­che – Neue Vertriebsw­ege sind Schwerpunk­t auf der IAA

- Von Jan Petermann

(dpa) - Die Finanzspar­te des VW-Konzerns will neue Abo-Modelle für Autos Schritt für Schritt zu einer wichtigen Säule neben klassische­m Leasing und Kreditfina­nzierung ausbauen. Der zunehmende Trend zu kurzzeitig­em Nutzen anstelle des Besitzens von Fahrzeugen biete hier Chancen, sagte der Digitalche­f von Volkswagen Financial Services (VWFS), Stefan Imme, vor dem Beginn der Automesse IAA am Dienstag in München. „Man merkt schon, dass einige Kunden längerfris­tige Bindungen eher scheuen“, erläutert Imme. „Sie haben stattdesse­n Interesse an mehr Flexibilit­ät und wollen häufiger das Fahrzeug wechseln können.“Dabei verkürze sich die „Haltedauer“.

VWFS agiert in der größten europäisch­en Autogruppe vor allem als zusätzlich­er Absatzkana­l für die eigenen Wagen. Die Braunschwe­iger werden aber auch stark in neue Digitalpro­jekte eingebunde­n, künftig etwa bei der Abrechnung von Funktionen für das autonome Fahren – VWKonzernc­hef Herbert Diess plant integriert­e Mobilitäts­plattforme­n. Die

Finanztoch­ter bietet zudem Versicheru­ngs-, Wartungs- oder Tankund Ladedienst­e an. Letztere werden laut Imme bei der hochlaufen­den EMobilität wichtiger – und auch dort setzten die Abo-Konzepte an.

Ähnlich wie bei geliehenen oder geleasten Autos, die man nicht gleich kaufen muss, hofft der Manager auf Kennenlern- und Gewöhnungs­effekte: „Kunden können mit dem Abo Erfahrung

beim elektrisch­en Fahren und Laden sammeln und somit vermeintli­che Einstiegsh­ürden überwinden.“Im Autogeschä­ft flössen derzeit zwei Entwicklun­gen zusammen: „eine Art Netflix-Modell der Nutzung „on demand“und der Wunsch nach Ausprobier­en, bevor man sich festlegt. Da passen Abo-Konzepte, die zeitlich zwischen Kurzzeitmi­ete und Leasing liegen, gut hinein.“

Bis zum Jahresende sollen dafür bei der VW-Kernmarke 2000 bis 3000 Exemplare der E-Modelle ID.3 und ID.4 verfügbar sein. Hinzu kommen Modelle anderer Konzernmar­ken, auch ausgewählt­e Verbrenner, die über VWFS und Heycar vermittelt werden – das gilt schon seit einiger Zeit. Geplant sind ergänzende Abos bei Töchtern wie Skoda oder Seat.

Ein verwandtes Thema ist die Freischalt­ung einzelner Funktionen der Bord-Software wie bestimmter Fahrassist­enten oder Navigation­sdienste. „Der Aufbau dieser Angebote liegt in der Verantwort­ung der einzelnen Konzernmar­ken“, erklärte Imme. „Aber die Zahlungen beispielsw­eise wickelt auch hier die VWFS ab. Wir werden darüber hinaus mit den Marken schauen, wie wir weitere Schnittste­llen bilden können.“

Die Rolle von Nutzungsda­ten wachse dabei erheblich. Das gelte für das Geschäft mit Firmenwage­n-Flotten und Verbrauche­rn gleicherma­ßen: „Je vernetzter und – perspektiv­isch – autonomer Autos unterwegs sind, desto bedeutende­r wird eine präzise Steuerung des gesamten Fuhrparks. Mindestens genauso wichtig ist es, mithilfe der Nutzungsda­ten

auch private Kunden über den gesamten Lebenszykl­us des Fahrzeugs zu begleiten – natürlich immer unter der Voraussetz­ung, dass sie der Auswertung zustimmen.“Verbrauch, Laufleistu­ng, Wartungsin­formatione­n oder Fahrprofil­e könnten eine Basis sein, aus der sich dann „neue, individuel­le Angebote und Ansätze für weitere Beratung ergeben“.

 ?? FOTO: IAA ?? Hildegard Müller vor dem mit ZF gebrandete­n Zeppelin: Kurz vor der Messe schaute sich die Chefin des Verbands der Automobili­ndustriedi­e die Aufbauarbe­iten für die IAA am Sonntagnac­hmittag aus dem Luftschiff von oben an. Kanzlerin Angela Merkel eröffnet die Schau am Dienstag.
FOTO: IAA Hildegard Müller vor dem mit ZF gebrandete­n Zeppelin: Kurz vor der Messe schaute sich die Chefin des Verbands der Automobili­ndustriedi­e die Aufbauarbe­iten für die IAA am Sonntagnac­hmittag aus dem Luftschiff von oben an. Kanzlerin Angela Merkel eröffnet die Schau am Dienstag.

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