Aalener Nachrichten

Der Mann, der seine Bienen streichelt

Schlechte Honigernte in Stocken: Imker Helmut Sienz zieht Bilanz

- Von Franz Graser

- Bereits seit über 60 Jahren ist Helmut Sienz aus Stocken als Imker tätig. Aber ein so schlechtes Honigjahr wie 2021 hat er bisher noch nicht erlebt. Das Wetter hat den Imkern in der Region einen großen Strich durch die Rechnung gemacht, meint er. Leid tut es dem 81Jährigen vor allem für die jungen Imkerinnen und Imker, die erst seit kurzem eingestieg­en sind. Denn den Kosten für die Nahrung und Pflege der Bienen stehe nun kaum ein Ertrag gegenüber.

„Das Wetter hat großen Einfluss gehabt, es war sehr feucht im Frühling“, erklärt Sienz, der lange Jahre dem Bezirksver­ein für Bienenzuch­t Ellwangen vorsaß und nun Ehrenvorsi­tzender des Vereins ist. An und für sich sei etwas Feuchtigke­it im Frühjahr für die Honigernte gar nicht schlecht, meint er. Doch dieses Jahr sei es so feucht gewesen, dass der Raps nicht reif werden konnte. Beim Blütenhoni­g sei die Ernte jedenfalls enttäusche­nd gewesen. Auch Waldhonig habe es so gut wie nicht gegeben.

Etwas besser sei es beim Lindenhoni­g gewesen, und auch auf dem Härtsfeld hätten die Imker wohl mehr Glück gehabt. Am Ortseingan­g von Stocken stünden jetzt zwar die Blühwiesen prächtig da. Das sei ganz gut, damit sich die Bienen auf den

Winter vorbereite­n können, aber für die Honigernte sei es nun zu spät, sagt der 81-Jährige. Sienz hält auch einige Bienenvölk­er in Ungarn, und dort habe es besser ausgesehen. Dort seien in der Natur genug Blumen vorhanden gewesen, bei denen sich die Bienen mit

Nektar eindecken konnten.

Jetzt ist es Zeit, dass sich die Bienen auf den Winter vorbereite­n. Eugen Sienz öffnet einen seiner Kästen, in dem sich die Bienenvölk­er befinden. Drinnen befinden sich Schälchen mit Zuckerwass­er und speziellem Futter, über das sich die Insekten hermachen. Sieben bis acht Kilogramm Futter brauche es pro Saison, sagt Sienz. Das Futter und die Behandlung der Tiere gegen die Varroamilb­e kosten Geld, aber die Ausgaben können in diesem Jahr kaum durch Einnahmen ausgeglich­en werden. „Vor allem die Jungimker trifft es hart“, resümiert Helmut Sienz. Und auch die Berufsimke­r hätten große Probleme, so der 81-Jährige.

Die Ausfälle bei der Honigernte in diesem Jahr seien in erster Linie wetterbedi­ngt, erklärt der erfahrene Sienz, dem seine Enkel ein selbst gemaltes Bild mit der Biene Maja und der Aufschrift „Dem besten Imker der Welt“geschenkt haben. Die Varroamilb­e, die als Parasit für den massenhaft­en Tod vieler Bienenvölk­er verantwort­lich ist, sei ein geringeres Problem gewesen, meint der 81-Jährige. Aber auch das sei regional unterschie­dlich.

„Gutes Futter und gute Pflege“entscheide­n laut Helmut Sienz darüber, wie die Bienen durch das Jahr kommen. Bei der Entwicklun­g in den Bienenstöc­ken müsse man immer auf dem Laufenden bleiben, erläutert der Ehrenvorsi­tzende des Bezirksver­eins für Bienenzuch­t. Für Helmut Sienz ist es klar, dass er seine Bienen nicht im Stich lässt. „Ohne Bienen kann ich nicht leben“, sagt er. Die meisten seiner Bienenvölk­er sind erstaunlic­h zutraulich. Wenn er in einen Bienenkast­en greift, tut er es meist ohne Schutzklei­dung und auch ohne die Insekten mit Rauch abzulenken. Die Tiere lassen sich sogar von ihm streicheln. Gestochen werde er eigentlich nur selten.

Eines seiner Bienenvölk­er habe aber inzwischen einen Ableger gebildet, und diese Tiere seien ein bisschen aggressive­r als die anderen, sagt der erfahrene Imker. Ein Problem sei das aber nicht. Sienz hofft, dass das kommende Jahr wieder besser wird: „Wir Imker hoffen immer.“

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