Der Mann, der seine Bienen streichelt
Schlechte Honigernte in Stocken: Imker Helmut Sienz zieht Bilanz
- Bereits seit über 60 Jahren ist Helmut Sienz aus Stocken als Imker tätig. Aber ein so schlechtes Honigjahr wie 2021 hat er bisher noch nicht erlebt. Das Wetter hat den Imkern in der Region einen großen Strich durch die Rechnung gemacht, meint er. Leid tut es dem 81Jährigen vor allem für die jungen Imkerinnen und Imker, die erst seit kurzem eingestiegen sind. Denn den Kosten für die Nahrung und Pflege der Bienen stehe nun kaum ein Ertrag gegenüber.
„Das Wetter hat großen Einfluss gehabt, es war sehr feucht im Frühling“, erklärt Sienz, der lange Jahre dem Bezirksverein für Bienenzucht Ellwangen vorsaß und nun Ehrenvorsitzender des Vereins ist. An und für sich sei etwas Feuchtigkeit im Frühjahr für die Honigernte gar nicht schlecht, meint er. Doch dieses Jahr sei es so feucht gewesen, dass der Raps nicht reif werden konnte. Beim Blütenhonig sei die Ernte jedenfalls enttäuschend gewesen. Auch Waldhonig habe es so gut wie nicht gegeben.
Etwas besser sei es beim Lindenhonig gewesen, und auch auf dem Härtsfeld hätten die Imker wohl mehr Glück gehabt. Am Ortseingang von Stocken stünden jetzt zwar die Blühwiesen prächtig da. Das sei ganz gut, damit sich die Bienen auf den
Winter vorbereiten können, aber für die Honigernte sei es nun zu spät, sagt der 81-Jährige. Sienz hält auch einige Bienenvölker in Ungarn, und dort habe es besser ausgesehen. Dort seien in der Natur genug Blumen vorhanden gewesen, bei denen sich die Bienen mit
Nektar eindecken konnten.
Jetzt ist es Zeit, dass sich die Bienen auf den Winter vorbereiten. Eugen Sienz öffnet einen seiner Kästen, in dem sich die Bienenvölker befinden. Drinnen befinden sich Schälchen mit Zuckerwasser und speziellem Futter, über das sich die Insekten hermachen. Sieben bis acht Kilogramm Futter brauche es pro Saison, sagt Sienz. Das Futter und die Behandlung der Tiere gegen die Varroamilbe kosten Geld, aber die Ausgaben können in diesem Jahr kaum durch Einnahmen ausgeglichen werden. „Vor allem die Jungimker trifft es hart“, resümiert Helmut Sienz. Und auch die Berufsimker hätten große Probleme, so der 81-Jährige.
Die Ausfälle bei der Honigernte in diesem Jahr seien in erster Linie wetterbedingt, erklärt der erfahrene Sienz, dem seine Enkel ein selbst gemaltes Bild mit der Biene Maja und der Aufschrift „Dem besten Imker der Welt“geschenkt haben. Die Varroamilbe, die als Parasit für den massenhaften Tod vieler Bienenvölker verantwortlich ist, sei ein geringeres Problem gewesen, meint der 81-Jährige. Aber auch das sei regional unterschiedlich.
„Gutes Futter und gute Pflege“entscheiden laut Helmut Sienz darüber, wie die Bienen durch das Jahr kommen. Bei der Entwicklung in den Bienenstöcken müsse man immer auf dem Laufenden bleiben, erläutert der Ehrenvorsitzende des Bezirksvereins für Bienenzucht. Für Helmut Sienz ist es klar, dass er seine Bienen nicht im Stich lässt. „Ohne Bienen kann ich nicht leben“, sagt er. Die meisten seiner Bienenvölker sind erstaunlich zutraulich. Wenn er in einen Bienenkasten greift, tut er es meist ohne Schutzkleidung und auch ohne die Insekten mit Rauch abzulenken. Die Tiere lassen sich sogar von ihm streicheln. Gestochen werde er eigentlich nur selten.
Eines seiner Bienenvölker habe aber inzwischen einen Ableger gebildet, und diese Tiere seien ein bisschen aggressiver als die anderen, sagt der erfahrene Imker. Ein Problem sei das aber nicht. Sienz hofft, dass das kommende Jahr wieder besser wird: „Wir Imker hoffen immer.“