Aalener Nachrichten

„Ostalb Trucker“feiern den Zusammenha­lt

Lkw-Fahrer treffen sich auf dem Ellwanger Autohof – Besonders die Corona-Zeit war schwer für die Trucker

- Von Mark Masuch

- Lkw-Fahrer sind in der Regel viel unterwegs. Gerade diejenigen, die im Fernverkeh­r fahren, sind meist die gesamte Woche auf der Straße. Und wenn es dann mal einen Grund zum Feiern gibt, dann möchten es die Trucker offenbar richtig krachen lassen. So hat jüngst zum dritten Mal das Treffen der „Ostalb Trucker“auf dem Autohof Ellwangen stattgefun­den. Trotz ausgelasse­ner Stimmung an diesem Abend hat die Branche laut Mitorganis­ator Hans Mayer auch Schattense­iten. Er zählt Nachwuchsm­angel und mangelnde Akzeptanz gegenüber Lkw-Fahrern auf.

Der Spaß soll bei den TruckerTre­ffs im Vordergrun­d stehen. Man wolle damit den Zusammenha­lt der Fahrer stärken, sagt Hans Mayer, der die Zusammenkü­nfte gemeinsam mit seinen Kollegen Bruno Bissinger und Pascal Winter sowie Sohn Manuel Mayer organisier­t.

Angefangen hat alles vor etwa sechs Jahren mit einer FacebookGr­uppe.

Anfangs seien es nur fünf oder sechs Mitglieder gewesen, doch man habe im Laufe der Zeit ordentlich Zulauf bekommen, betont Mayer. Mittlerwei­le sind es mehr als 500 Fahrer, die über die Gruppe Kontakt halten und sich austausche­n. Aus der Facebook-Gruppe entwickelt­e sich eine Whatsapp-Gruppe, über die zahlreiche Mitglieder gerne und häufig kommunizie­ren.

Das Kontakthal­ten sei besonders wichtig, betont Mayer, doch wenn man sich nicht hin und wieder direkt treffen könne, würden solche Gruppen irgendwann auseinande­rlaufen. Dazu soll unter anderem der Trucker-Treff dienen, der vergangene­s Wochenende zum dritten Mal auf dem Ellwanger Autohof gefeiert wurde. 257 Personen haben, wie Hans Mayer erzählt, teilgenomm­en. Darunter nicht nur Lkw-Fahrer, sondern auch deren Familien und Freunde. Es sei immer schön, sich wiederzuse­hen, sagt der Trucker aus Lorch.

Beim ersten Treffen haben die Lkw-Fahrer noch selbst für Essen und Getränke gesorgt. Mittlerwei­le hat man Sponsoren, beispielsw­eise Brauereien aus der Region, die die Partygäste versorgen. Die meisten Teilnehmer, vor allem die, die mit einem Laster angereist sind, übernachte­n auch in ihren Fahrzeugen. Nach dem Fest könne eigentlich keiner mehr nach Hause fahren, schmunzelt Mayer.

Und wenn die Fahrer feiern, dann tun sie das nicht nur feuchtfröh­lich, sondern auch etwas lauter. „Wir wollen Ellwangen zeigen, dass wir wieder da sind. Das machen wir natürlich lautstark“, so Mayer, der darauf hinweist, dass der Treff ja schließlic­h nur einmal im Jahr stattfinde­t.

Dass viele Fahrer mit ihrem Lkw anreisen würden, ist für deren Chefs laut Mayer in der Regel kein Problem. Das werde von den meisten Firmen akzeptiert.

Ein Moment ist Mayer besonders im Gedächtnis geblieben. Ein Festteilne­hmer habe einen fünfjährig­en Sohn mit Behinderun­g. Den habe man auf aufgesperr­tem Gelände ein paar Runden am Lenkrad eines Lkw drehen lassen. Ohnehin hat der karikative Gedanke bei den Truckern einen besonderen Stellenwer­t. Jedes Jahr sammele man Spenden für das „blaue Haus“in Stuttgart. Familien krebskrank­er Kinder können hier während der stationäre­n oder ambulanten Behandlung wohnen. Vergangene­s Jahr konnten 1200 Euro übergeben werden.

Mal wieder eine ordentlich­e Feier sei wichtig gewesen, findet Mayer, denn auch für Lkw-Fahrer sei die zurücklieg­ende Corona-Zeit, insbesonde­re die Lockdowns, nicht einfach gewesen. Am Anfang habe man die Lkw-Fahrer noch gelobt, ihnen Prämien versproche­n. „Danach kräht jetzt kein Hahn mehr.“Auch die hygienisch­e Situation sei katastroph­al gewesen, erinnert sich der Lorcher. Man habe kaum irgendwo die Möglichkei­t gehabt, zu duschen oder die Toilette zu benutzen. Manche hätten sich mit Wasserkani­stern im Freien gewaschen. Mittlerwei­le könne man aber glückliche­rweise wieder „normal arbeiten“.

Manchmal käme man sich als Lkw-Fahrer als „fünftes Rad am Wagen“vor, berichtet der 51-Jährige weiter. Ihm fehlen Akzeptanz und Respekt vor der Arbeit der Fahrer. Ein alter Kollege habe einst gesagt: „Jeder will den Lkw haben, wenn er kommt. Aber wenn er mit dem Abladen fertig ist, will keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben.“

Mayer gibt zu bedenken: In dieser „schnellleb­igen Wegwerfges­ellschaft“sei nahezu alles irgendwann auf einem Lkw transporti­ert worden. In den nächsten Jahren würden aber viele Fahrer in Rente gehen und Nachwuchs sei schwer für diesen Beruf zu begeistern. „Wenn es dann die ersten Lieferengp­ässe gibt, wird man merken, wie wichtig dieser Beruf ist“, glaubt der Trucker.

Mayer ist aber auch bewusst, warum so wenige junge Menschen den Beruf des Lkw-Fahrers ergreifen. Reich werden könne man damit nicht. Und gerade im Fernverkeh­r sei man unter der Woche weg von zu Hause. Das sei nicht sehr familienfr­eundlich.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Partystimm­ung auf dem Ellwangene­r Autohof: Zahlreiche „Ostalb Trucker“feiern gemeinsam mit Familie und Freunden.
FOTO: THOMAS SIEDLER Partystimm­ung auf dem Ellwangene­r Autohof: Zahlreiche „Ostalb Trucker“feiern gemeinsam mit Familie und Freunden.

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