Aalener Nachrichten

Das Blaue Krokodil pflegt kultiviert­en Sound

Das Trio holt im Aalener Rathausfoy­er coronabedi­ngt Auftritt zur Vernissage nach

- Von Gerhard Krehlik

- So mancher Besucher des Aalener Rathauses hat sich in den letzten Wochen vermutlich über die blaue Plastikfol­ie gewundert, die sich seit Juni an der Decke des Foyers und entlang der Balustrade der Galerie schlängelt. Nein, mit einer besonderen Schutzmaßn­ahme gegen Corona hat das nichts zu tun. Und der Verpackung­skünstler Christo ist im Rathaus post mortem auch nicht in Erscheinun­g getreten. Es handelt sich vielmehr um eine Rauminstal­lation des österreich­ischen Künstlers Nikolaus Koliusis, der hier mit Hilfe der durchsicht­igen Folie einen sogenannte­n „Dualraum“geschaffen hat.

Stark vereinfach­t ausgedrück­t, soll die Folie das Raumgefühl des Besuchers verändern, seine Wahrnehmun­g für den Raum und dessen Dimensione­n sensibilis­ieren. Das Blau steht dabei für die Farben des Himmels und des Meeres und versinnbil­dlicht dadurch ein Gefühl der Sehnsucht und der Ruhe. Möglich, dass ein zunächst aufgeregte­r Rathausbes­ucher nach dem Betrachten der Installati­on sein Anliegen bei der Verwaltung mit ein wenig mehr Ruhe

und Gelassenhe­it vorbringen kann.

Zur Vernissage im Juni hätte eigentlich die Band Das Blaue Krokodil spielen sollen. Das war aber wegen Corona nicht möglich und wurde jetzt nachgeholt. Hinter der Formation verbergen sich drei bekannte Musiker

aus der Region, nämlich Christian Bolz (Saxofon), Tobias Knecht (Gitarre) und Thomas Göhringer am Schlagzeug.

Das Blau des Krokodils hat allerdings mit dem Blau der Rauminstal­lation nichts zu tun. Es bezieht sich vielmehr auf die „Blue Note“– Aufnahmen

im 2014 erschienen­en Album von Christian Bolz und seinem Quintett. Etwa zwei Dutzend Zuhörer waren der Einladung des Kulturamte­s zu der musikalisc­hen Matinee gefolgt. Diese wurden von dem Trio mit einem locker groovenden Rhythmus und einem ausgesproc­hen kultiviert­en Sound bestens unterhalte­n.

Vor allem Bolz prägte das Spiel der Combo mit einem voluminöse­n, angenehm weichen Ton auf dem Tenorsaxof­on – sowohl in eigenen Kompositio­nen wie etwa „Gute Seele“oder „Moondance“, aber auch in Stücken wie „Shot In The Dark“von Henry Mancini oder „Summertime“überzeugte der Saxofonist mit kreativen Improvisat­ionen und waghalsige­n, virtuosen Läufen, die er souverän, ohne zu stolpern meisterte.

Knecht und Göhringer waren ihm dabei zuverlässi­ge und kongeniale musikalisc­he Partner und Begleiter. Und wenn es auch zuweilen musikalisc­h ausgesproc­hen temperamen­tvoll zuging, so spielte sich der instrument­ale Vormittag insgesamt absolut unaufgereg­t ab. Möglich, dass sich die Rauminstal­lation von Nikolaus Koliusis auch beruhigend auf die Musiker ausgewirkt hat.

 ?? FOTO: GERHARD KREHLIK ?? Christian Bolz, Thomas Göhringer und Tobias Knecht (von links) sind Das Blaue Krokodil.
FOTO: GERHARD KREHLIK Christian Bolz, Thomas Göhringer und Tobias Knecht (von links) sind Das Blaue Krokodil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany