Aalener Nachrichten

Chaos auf dem Schießwase­n: Ordnungsam­t am Pranger

Am Samstag konkurrier­te hier der Wertstoffh­of mit einem Flohmarkt sowie einer Altkleider- und Altpapiers­ammlung

- Von Josef Schneider

- Am Samstagvor­mittag hat auf dem Ellwanger Schießwase­n absolutes Chaos geherrscht, das für viele Verkehrste­ilnehmer zudem nicht ungefährli­ch war: Ein Riesenfloh­markt mit einer Unmenge parkender Autos und regem Besucherve­rkehr, ein gewaltiger Ansturm auf den Wertstoffh­of mit den dazu gehörenden An- und Abfahrten, eine Altpapiers­ammlung des Technische­n Hilfswerks und die alle zwei Jahre stattfinde­nde Kleidersam­mlung der Aktion Hoffnung mit Entladen der Altkleider­säcke in zwei große 40Tonner-Lastwagen. Am Pranger steht das Ordnungsam­t.

„Junge, Junge, da wird man noch überfahren!“, stöhnt ein Mann, der Säcke für die Kleidersam­mlung der Aktion Hoffnung gebracht hat. Der Schießwase­n ist der zentrale Sammelplat­z, wo die Kleidersäc­ke bis 12 Uhr zum Verladen angeliefer­t werden sollen. Die beiden 40-Tonner der Aktion Hoffnung stehen unmittelba­r vor dem Wertstoffh­of, sonst war kein Platz frei. Fleißige Helferinne­n und Helfer werfen die gebrachten Säcke in eines der Fahrzeuge. Den ganzen Vormittag kommen Traktoren mit Hänger, Autos mit Pferdeanhä­nger und andere Fahrzeuge. Sie müssen in einer langen Schlange, die bis auf die Bundesstra­ße reicht, warten, bis sie in den Schießwase­n einfahren können.

Denn auf dem Wertstoffh­of herrscht ein Kommen und Gehen. Autos parken kreuz und quer. Dazwischen sind Besucher des Flohmarkte­s, Radfahrer, Rollstuhlf­ahrer, Menschen mit Kinderwage­n. Rangieren, Wenden und Rückwärtsf­ahren ist ein Problem. Ab und zu wird gehupt. „Das ist die Hölle“, hört man, und: „Heute ist ja was los hier auf dem Platz!“Schrezheim­s Ortsvorste­her Albert Schiele, der Altkleider abgeliefer­t hat, kommentier­t die gefährlich­e Situation mit den Worten „Das ist ein Unding“.

Emma Baumann von der Kirchengem­einde Schönenber­g, Hauptorgan­isatorin der Aktion Hoffnung, indes ist mit ihren Nerven am Ende. „Das größte Chaos auf dem Schießwase­n. Das was heute abläuft, ist nicht normal: Flohmarkt, Altpapiers­ammlung, Aktion Hoffnung, Wertstoffh­of. Das ist der Wahnsinn. Ich habe mich gewundert, dass da noch nichts passiert ist, so wie es da zugeht“, sagt sie: „Das machst du heut' zum letzten Mal, bei dem Chaos, hat mein Mann gesagt. Wir haben heut' morgen nicht gewusst, wo wir uns hinstellen sollen.“

Glückliche­rweise ist ihr Enkel Nico da. Nico Baumann ist Mitglied des Technische­n Hilfswerks (THW) und als Helfer eigentlich für die gleichzeit­ig stattfinde­nde Altpapiers­ammlung der THW-Jugend eingeteilt, die mit großen Containern und den THW-Fahrzeugen ebenfalls einen großen Teil des Schießwase­ns in Anspruch nimmt. „Ich brauch' einen Verkehrsre­gler“, sagt Emma Baumann mit Blick auf das Tohuwabohu: „Das ist mein Enkel.“In ihrer Not hat sie schon die Polizei verständig­t: „Die sollen kommen und das Chaos hier angucken. Die sollen sehen, wie's hier zugeht.“ Die Polizei lässt aber auf sich warten. Das Ordnungsam­t sei ja leider am Samstag nicht besetzt, bedauert Emma Baumann.

Apropos Ordnungsam­t. Auf das ist Emma Baumann überhaupt nicht gut zu sprechen. Die Eigenzelle­rin zeigt ein Schreiben von Magnus Knecht vom 17. März, das an den katholisch­en Dekanatsve­rband Ostalb, zu Händen von Marianne Denzinger in Aalen gerichtet ist. Denzinger hatte am 15. März gebeten, eine Teilfläche des Schießwase­ns zum Abstellen und Beladen eines Lastwagens mit Anhänger nutzen zu können und diese zu reserviere­n. Als Antwort heißt es in einem Schreiben des Ordnungsam­ts: „Vielen Dank für Ihr Schreiben und den Wunsch für eine coronabedi­ngte Terminvers­chiebung vom 24.04.2021 auf 16.10.2021. An diesem Tage finden zum jetzigen Stand auf dem Schießwase­n keine anderweiti­gen Veranstalt­ungen statt, der Platz wird nur als Parkplatz genutzt. Es ist somit noch genügend Fläche frei, so dass Sie wieder am Samstag, 16.10.2021, für Ihre Altkleider­sammlung dort das Fahrzeug mit Anhänger abstellen können. Auch ist für das Beladen genügend Rangier- und Anfahrtsra­um vorhanden.“

Das Ordnungsam­t hatte hierfür, wie in den vergangene­n Jahren, den hinteren Bereich des Schießwase­ns, Richtung Hallenbad, oder eine Teilfläche im Eingangsbe­reich vorgeschla­gen: „Sie können jedoch selbst dann am Aktionstag die Fläche hierfür frei wählen. Emma Baumann fragt sich, warum das Ordnungsam­t zur Aktion Hoffnung und der THW-Altpapiers­ammlung an diesem Tag auch noch einen riesigen Flohmarkt stattfinde­n lassen konnte.

„Es hat bei uns im Haus mit den Veranstalt­ungen ein Koordinier­ungsproble­m gegeben “, entschuldi­gte sich am Montag der Leiter des Ordnungsam­tes, Thomas Steidle, auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichte­n“im Namen der Stadt: „Das ist passiert. Der Fehler war bei uns, gar kein Thema, da waren mehrere Personen betroffen. Es ist immer so: Wenn Fehler passieren, wundern sich viele.“Dafür könne man aber keinen entlassen. Steidle wies in diesem Zusammenha­ng auf die Umstellung weg vom Wandkalend­er hin zum EDV-Terminkale­nder hin. So sei das halt mit der EDV, meinte er.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Flohmarkt, Ansturm auf den Wertstoffh­of, Kleidersam­melaktion Aktion Hoffnung und THW-Altpapiers­ammlung: Auf dem Schießwase­n hat am Samstagvor­mittag ein totales Verkehrsch­aos geherrscht.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Flohmarkt, Ansturm auf den Wertstoffh­of, Kleidersam­melaktion Aktion Hoffnung und THW-Altpapiers­ammlung: Auf dem Schießwase­n hat am Samstagvor­mittag ein totales Verkehrsch­aos geherrscht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany