Chaos auf dem Schießwasen: Ordnungsamt am Pranger
Am Samstag konkurrierte hier der Wertstoffhof mit einem Flohmarkt sowie einer Altkleider- und Altpapiersammlung
- Am Samstagvormittag hat auf dem Ellwanger Schießwasen absolutes Chaos geherrscht, das für viele Verkehrsteilnehmer zudem nicht ungefährlich war: Ein Riesenflohmarkt mit einer Unmenge parkender Autos und regem Besucherverkehr, ein gewaltiger Ansturm auf den Wertstoffhof mit den dazu gehörenden An- und Abfahrten, eine Altpapiersammlung des Technischen Hilfswerks und die alle zwei Jahre stattfindende Kleidersammlung der Aktion Hoffnung mit Entladen der Altkleidersäcke in zwei große 40Tonner-Lastwagen. Am Pranger steht das Ordnungsamt.
„Junge, Junge, da wird man noch überfahren!“, stöhnt ein Mann, der Säcke für die Kleidersammlung der Aktion Hoffnung gebracht hat. Der Schießwasen ist der zentrale Sammelplatz, wo die Kleidersäcke bis 12 Uhr zum Verladen angeliefert werden sollen. Die beiden 40-Tonner der Aktion Hoffnung stehen unmittelbar vor dem Wertstoffhof, sonst war kein Platz frei. Fleißige Helferinnen und Helfer werfen die gebrachten Säcke in eines der Fahrzeuge. Den ganzen Vormittag kommen Traktoren mit Hänger, Autos mit Pferdeanhänger und andere Fahrzeuge. Sie müssen in einer langen Schlange, die bis auf die Bundesstraße reicht, warten, bis sie in den Schießwasen einfahren können.
Denn auf dem Wertstoffhof herrscht ein Kommen und Gehen. Autos parken kreuz und quer. Dazwischen sind Besucher des Flohmarktes, Radfahrer, Rollstuhlfahrer, Menschen mit Kinderwagen. Rangieren, Wenden und Rückwärtsfahren ist ein Problem. Ab und zu wird gehupt. „Das ist die Hölle“, hört man, und: „Heute ist ja was los hier auf dem Platz!“Schrezheims Ortsvorsteher Albert Schiele, der Altkleider abgeliefert hat, kommentiert die gefährliche Situation mit den Worten „Das ist ein Unding“.
Emma Baumann von der Kirchengemeinde Schönenberg, Hauptorganisatorin der Aktion Hoffnung, indes ist mit ihren Nerven am Ende. „Das größte Chaos auf dem Schießwasen. Das was heute abläuft, ist nicht normal: Flohmarkt, Altpapiersammlung, Aktion Hoffnung, Wertstoffhof. Das ist der Wahnsinn. Ich habe mich gewundert, dass da noch nichts passiert ist, so wie es da zugeht“, sagt sie: „Das machst du heut' zum letzten Mal, bei dem Chaos, hat mein Mann gesagt. Wir haben heut' morgen nicht gewusst, wo wir uns hinstellen sollen.“
Glücklicherweise ist ihr Enkel Nico da. Nico Baumann ist Mitglied des Technischen Hilfswerks (THW) und als Helfer eigentlich für die gleichzeitig stattfindende Altpapiersammlung der THW-Jugend eingeteilt, die mit großen Containern und den THW-Fahrzeugen ebenfalls einen großen Teil des Schießwasens in Anspruch nimmt. „Ich brauch' einen Verkehrsregler“, sagt Emma Baumann mit Blick auf das Tohuwabohu: „Das ist mein Enkel.“In ihrer Not hat sie schon die Polizei verständigt: „Die sollen kommen und das Chaos hier angucken. Die sollen sehen, wie's hier zugeht.“ Die Polizei lässt aber auf sich warten. Das Ordnungsamt sei ja leider am Samstag nicht besetzt, bedauert Emma Baumann.
Apropos Ordnungsamt. Auf das ist Emma Baumann überhaupt nicht gut zu sprechen. Die Eigenzellerin zeigt ein Schreiben von Magnus Knecht vom 17. März, das an den katholischen Dekanatsverband Ostalb, zu Händen von Marianne Denzinger in Aalen gerichtet ist. Denzinger hatte am 15. März gebeten, eine Teilfläche des Schießwasens zum Abstellen und Beladen eines Lastwagens mit Anhänger nutzen zu können und diese zu reservieren. Als Antwort heißt es in einem Schreiben des Ordnungsamts: „Vielen Dank für Ihr Schreiben und den Wunsch für eine coronabedingte Terminverschiebung vom 24.04.2021 auf 16.10.2021. An diesem Tage finden zum jetzigen Stand auf dem Schießwasen keine anderweitigen Veranstaltungen statt, der Platz wird nur als Parkplatz genutzt. Es ist somit noch genügend Fläche frei, so dass Sie wieder am Samstag, 16.10.2021, für Ihre Altkleidersammlung dort das Fahrzeug mit Anhänger abstellen können. Auch ist für das Beladen genügend Rangier- und Anfahrtsraum vorhanden.“
Das Ordnungsamt hatte hierfür, wie in den vergangenen Jahren, den hinteren Bereich des Schießwasens, Richtung Hallenbad, oder eine Teilfläche im Eingangsbereich vorgeschlagen: „Sie können jedoch selbst dann am Aktionstag die Fläche hierfür frei wählen. Emma Baumann fragt sich, warum das Ordnungsamt zur Aktion Hoffnung und der THW-Altpapiersammlung an diesem Tag auch noch einen riesigen Flohmarkt stattfinden lassen konnte.
„Es hat bei uns im Haus mit den Veranstaltungen ein Koordinierungsproblem gegeben “, entschuldigte sich am Montag der Leiter des Ordnungsamtes, Thomas Steidle, auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“im Namen der Stadt: „Das ist passiert. Der Fehler war bei uns, gar kein Thema, da waren mehrere Personen betroffen. Es ist immer so: Wenn Fehler passieren, wundern sich viele.“Dafür könne man aber keinen entlassen. Steidle wies in diesem Zusammenhang auf die Umstellung weg vom Wandkalender hin zum EDV-Terminkalender hin. So sei das halt mit der EDV, meinte er.