Gemeinde steht hinter Sven van Meegen
Bösartige Mails und Anrufe nach Aussagen von Kardinal Kurt Koch
ELLWANGEN - Mit dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hätte am Tag der Deutschen Einheit einer der höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche in der Welt als Hauptzelebrant den Festgottesdienst zum Kirchweihtag der Basilika halten sollen. Doch der „Ökumene-Minister“des Vatikans hat aufgrund seines Nazi-Vergleichs in einem Interview mit der katholischen „Tagespost“über den Synodalen Weg kurzfristig abgesagt. Stadtpfarrer Sven van Meegen leitete stattdessen den eindrucksvollen, 80-minütigen Gottesdienst. Die Basilika wurde am 3. Oktober 1233 geweiht und zählt zu den bedeutendsten Kirchengebäuden in Süddeutschland.
„Gerade hat mich das Büro von Kardinal Koch angerufen: Der Kardinal hat alle Veranstaltungen – Vortrag in Schwäbisch Gmünd und Festgottesdienst bei uns in Ellwangen – aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wir werden trotzdem einen schönen Festgottesdienst feiern. Zwar nicht mit dem Kardinal, aber mit viel Glaube, Hoffnung und Liebe“, teilte Sven van Meegen am 1. Oktober der Presse mit. Der 72-jährige Koch wollte im Rahmen einer Tour durch Ostwürttemberg in Ellwangen einen Gottesdienst feiern. Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Van Meegen hatte angesichts der Entgleisungen von Koch mit dessen Büro telefoniert. „Da mich den ganzen Morgen viele Mails, teilweise auch mit Hass und Androhungen, erreichen und auch Anrufe, die mehr als bösartig sind“gab der Stadtpfarrer gegenüber den Mitgliedern der Kirchengemeinderäte eine Stellungnahme ab. Darin schrieb er: „Unsere Zusage war schon vor zwei Monaten. Ich habe mit Bischof Gebhard Fürst darüber geredet, weil der Diözesanbischof immer zustimmen muss, wenn ein anderer Bischof oder Kardinal in seiner Diözese einen Gottesdienst hält, und er hat dem zugestimmt.
Dann wurden eben wie immer bei Besuchen dieser Art ein Programm gemacht und Einladungen verschickt. Und nun kommt das alles so zusammen, ohne dass die Kirchengemeinde in Ellwangen oder ich etwas dafür können.“
Nicht unerwähnt ließ der Geistliche die „bedenklichen“Gewaltandrohungen gegenüber der Tagungsstätte Schönblick in Schwäbisch Gmünd und die verletzenden und beleidigenden Mails an ihn persönlich: „Diese Leute können, genausowenig wie ich, nichts für diese Entgleisung des Kardinals. Als dieser Termin koordiniert wurde, war noch gar nichts dieser Art bekannt.“Sven van Meegen distanzierte sich klar von Koch: „Man darf die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland mit nichts vergleichen. Diese Zeit
war so bösartig und unmenschlich, dass sich jeder Vergleich damit grundsätzlich verbietet.“Auch zu seiner momentanen Verfassung nahm er Stellung. „Wie es mir geht? Was würden Sie sagen, wenn Menschen zu Ihnen, oder zu Ihren Kindern oder Enkelkindern, an Ihr Haus kommen und Verwandten gegenüber ausfällig, verletzend und beleidigend würden?“, schrieb van Meegen.
Seine aufrüttelnde Predigt zum Kirchweihfest stellte van Meegen unter das Motto „Was hat man von der Kirche?“Provokativ begann er mit der Aussage: „Die Kirchen sind die nutzlosesten Gebäude, die man sich denken kann. Sie kosten nur und erwirtschaften nichts. Sie nehmen nur Platz weg.“Van Meegen wurde deutlich: „Kirchen werden nicht gebaut,
weil Gott sie braucht. Wir Menschen sind es, die sie brauchen als Relais vom Reich der Notwendigkeiten ins Reich der Freiheit. Dieses Haus Gottes ist ein Ort für alle.“Ihm sei es am Morgen nicht gut gegangen. Von Moment zu Moment spüre er aber, „wie Gott mich trägt, mich hält, mich liebt“. Und er schloss seine Predigt: „Schön, dass Sie da sind. Gerade heute. Amen.“Dafür erhielt er spontanen Applaus.
„Wir sind stolz, dass wir Sie in der Basilika haben“, sagte der gewählte Vorsitzende des Ellwanger Gesamtkirchengemeinderats und Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Sankt Wolfgang, Christoph Romer unter Beifall und sicherte Sven van Meegen zu, die gesamte Gemeinde, alle Kirchengemeinderäte, stünden hinter ihm.