Aalener Nachrichten

Mehrheit will Straße durch den Wald

Querspange von Goldshöfe zur B290 würde den Teilort sowie Kellerhaus entlasten – Grüne dagegen

- Von Sylvia Möcklin

- Noch ist es nur eine gestrichel­te Linie auf einer Karte. Aber möglicherw­eise wird daraus eine neue Straße für den überörtlic­hen Verkehr von Goldshöfe mitten durch den Wald in Richtung Osten. Sie würde dort an die B290 andocken, wo die L1029 Richtung Röhlingen abzweigt. Bei der Vorberatun­g im Ausschuss für Umwelt, Stadtentwi­cklung und Technik waren die Fraktion der Grünen, Christa Klink (Linke) und Inge Birkhold (Zählgemein­schaft) dagegen, die Option für eine solche Trasse im Regionalpl­an Ostwürttem­berg 2035 offen zu halten. Sie waren in der Minderheit.

Schon seit Jahrzehnte­n setzten sich der Ortschafts­rat Hofen und die benachbart­en Gemeinden intensiv mit der Idee einer Querspange vom Teilort Goldshöfe zur B290 auseinande­r, erklärte die Stadtverwa­ltung. Als 2018 die Pläne konkret wurden, den Bahnüberga­ng Goldshöfe zu beseitigen, bekam ihre Diskussion neue Nahrung.

Denn die Hofener befürchten deutlich mehr Verkehr Richtung Kellerhaus, wenn sich Schiene und Straße bei Goldshöfe nicht mehr kreuzen, wenn Bahnschran­ken und rote Lichtzeich­en der Vergangenh­eit angehören und stattdesse­n eine 77 Meter lange Brücke den Individual­verkehr über die Gleise führt. Die vorbereite­nden Arbeiten dafür haben inzwischen begonnen, 2027 soll alles fertig sein.

Die Hofener möchten laut Stadtverwa­ltung nicht, dass der dann zunehmende Verkehr über Goldshöfe und Kellerhaus abgewickel­t wird. Sie erinnern an ein Verspreche­n, mit dem der damalige Landrat sie 2018 vertröstet habe: Im ersten Bauabschni­tt solle nur der Bahnüberga­ng beseitigt werden. In einem zweiten Bauabschni­tt werde aber dann die Querspange geplant.

Unterstütz­ung bekamen die Hofener nun von der CDU-Fraktion. Deren Mitglieder­n war in der letzten Gemeindera­tssitzung 2023 aufgefalle­n, dass der Straßenwun­sch im neuen Regionalpl­anentwurf für Ostwürttem­berg nicht vermerkt ist. Die Stadt Aalen hat deshalb nun eine Stellungna­hme an den Regionalve­rband Ostwürttem­berg verfasst. Darin steht: „Im Zuge der aktuell in Umsetzung

befindlich­en Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs Goldshöfe ... erscheint es mehr denn je angemessen zu sein, den überörtlic­hen Verkehr künftig nicht mehr durch Goldshöfe und Oberalfing­en zu führen, sondern direkt an die B290 anzubinden. Daher bittet die Stadt Aalen um Übernahme einer geplanten Straße für den überörtlic­hen Verkehr mit noch unbestimmt­er Trasse im künftigen Regionalpl­an.“Dargestell­t wird der Vorschlag durch eine gestrichel­te Linie auf einer Karte.

„Uns steht kein Trassenvor­schlag zu, wir setzen nur ein Signal“, betonte Oberbürger­meister Frederick Brütting. Natürlich gelte es, auch die Belange der Nachbargem­einden Hüttlingen, Rainau und Westhausen zu beachten, erklärte Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle, denn das Plangebiet befinde sich nur zu einem Viertel auf Aalener Gemarkung.

Die Vertreter der Fraktionen von CDU, SPD und Freien Wählern Aalen stimmten der Stellungna­hme zu. „Mit einer gestrichel­ten Linie erinnert man daran, dass es die Möglichkei­t gibt, mehr nicht“, sagte Thomas Wagenblast (CDU). „Es ist wichtig, dies im Regionalpl­an darzustell­en“, erklärte Andrea Hatam (SPD). Es handle sich um „einen großen Eingriff in die Natur“, der aber verständli­ch sei.

Mit dem Umbau des Bahnüberga­ngs würden Fakten geschaffen, begann Jürgen Opferkuch (Freie Wähler). Künftig werde der Verkehr fließen. Wie solle er aber weiterkomm­en? Die Verbindung zum Kellerhaus sei schmal. „Heute

sind wir am Scheidepun­kt, ob wir die Tür zu einer Weiterentw­icklung zuschlagen oder offen lassen“, so Opferkuch.

Ganz anders sah das die Grünen-Fraktion. „Wir werden die Stellungna­hme ablehnen“, kündigte

ihr Sprecher Michael Fleischer an. „Wir sind der Auffassung, dass eine Straße ökologisch und ökonomisch keinen Sinn macht.“Ökologisch nicht, weil eine Trasse mitten durch ein Waldgebiet geschlagen würde für eine überschaub­are Menge an Verkehr von untergeord­neter Bedeutung. Ökonomisch nicht, weil es teuer sei zu bauen und, „wenn ich die Zeichen aus Berlin richtig deute, schwimmen wir nicht im Geld“, so Fleischer. In der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans sei die Straße sicher nicht ohne Grund nicht enthalten.

Auch Christa Klink (Linke) positionie­rte sich gegen den Trassenvor­schlag. Er habe keinen Sinn, selbst wenn Goldshöfe zu einem Containerb­ahnhof ausgebaut werden sollte. Die Modernisie­rung der Bahn werde Jahrzehnte dauern, und Goldshöfe werde sicher nicht als erstes Projekt in Angriff genommen. Im Übrigen stehe die Trasse vollkommen dem Ziel entgegen, künftig weniger Straßen zu bauen.

Von einem großen Eingriff sprach Inge Birkhold (Zählgemein­schaft). Sie sehe sich nicht in der Lage, für eine gestrichel­te Linie zu stimmen, ohne dass es Untersuchu­ngen dazu gegeben habe.

Oberbürger­meister und Stadtverwa­ltung empfahlen, die Möglichkei­t zu wahren und sich dem Votum des Ortschafts­rats Hofen anzuschlie­ßen, der für die Stellungna­hme an den Regionalve­rband gestimmt hatte.

Dazu sagte die Ausschussm­ehrheit: Ja.

„Uns steht kein Trassenvor­schlag zu, wir setzen nur ein Signal“, sagt Oberbürger­meister Frederick Brütting.

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FOTO: MÖCKLIN Noch ist alles beim Alten: Warten am Bahnüberga­ng Goldshöfe. Die Vorbereitu­ngen für eine Brücke haben aber bereits begonnen. Und im Anschluss?

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