Aalener Nachrichten

„Bauer ist nicht gleich Bauer“

- Herbert Kleiner, Argenbühl

Zu „Machen Sie Platz, wenn der Trecker kommt“(SZ vom 22. Januar):

Wie geht der Landwirt mit seinem Vieh um? Der Weg vom Kleinbauer­n und seiner Pflege seines Viehs hin zum Großbauern mit der mechanisie­rten Pflege ohne direkten Kontakt und Wertschätz­ung der einzelnen Kuh mit Namensschi­ld ist rasant verlaufen. Wenige Jahrzehnte haben genügt, um den Bauern zum kapitalist­ischen Unternehme­r umzubilden und das Vieh abzuqualif­izieren. Die gegenseiti­ge Wertschätz­ung von Bauer und Vieh überträgt sich auf die Einstellun­g von Bürgern zu Bauern. Ackerbauer­n verwenden Glyphosat und andere Herbizide und Fungizide und riskieren die Vergiftung der Bevölkerun­g, um eigene Höchstgewi­nne zu erreichen. Bei Weinbauern geht es um dasselbe, bei Milchbauer­n geht es um die Anbindestä­lle, bei den Schweinemä­stern um Platz und die Massenprod­uktion und bei den Bullenzüch­tern geht es ebenfalls um den Anbindesta­ll – aber bei allen geht es um den Preis für ihre „Produkte“, die sie feilbieten. „Masse gleich Kasse“ist üblich geworden.

Die Rolle der Überschuss­produktion, früher „Butterberg“, heute Export von Fleisch, Import von Futtermitt­eln aus Übersee oder Import von Mineraldün­gern wird kaum hinterfrag­t – abgesehen von den vielen anderen Problemen, die die Landwirtsc­haft „erzeugt“wie Bodenverdi­chtung, Kaputtfahr­en von Gemeindest­raßen, Insektenve­rnichtung durch Mähtechnik­en und Silagewirt­schaft. Hat der Turbokapit­alismus das hervorgeru­fen oder das allgemeine Gewinnstre­ben?

Die Alternativ­en dazu sind mit viel Arbeitsauf­wand und Verzicht verbunden. Die Macht der Lebensmitt­elgroßhänd­ler steht gegen Hofläden, Milchautom­aten und die solidarisc­he Landwirtsc­haft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany