Aalener Nachrichten

„Helm ab“nach über 35 Jahren

Fritz Rosenstock hat das Besucherbe­rgwerk mitgeprägt und Vieles angestoßen

- Von Markus Lehmann

- „Glück auf, der Steiger kommt“. Den Steigermar­sch hat er unzählige Male gehört. Nun aber geht der Steiger. Genauer gesagt der Obersteige­r. Über 35 Jahre lang leitete Fritz Rosenstock eine der meistbesuc­hten Touristen-Attraktion­en auf der Ostalb, das Besucherbe­rgwerk „Tiefer Stollen“, und geht demnächst in den Ruhestand. Er blickt zurück auf eine Menge Veränderun­gen über und unter Tage. Er war unter anderem Berggeist, Fledermaus-Schützer, Gleisarbei­ter, Sprengmeis­ter oder Zombie-Elvis.

Rosenstock stammt aus dem Ruhrgebiet und aus einer Familie mit Bergmannst­radition. Der Urgroßvate­r, der Vater und die Onkel, alle arbeiteten im Kohlebergw­erk. Eine Menge Ehrenamtli­cher hatten das „vergessene“Bergwerk hoch über Wasseralfi­ngen aufwendig und in mühevoller Arbeit begehbar gemacht, 1987 öffnete es dann zu den Reichsstäd­ter Tagen in seiner ersten, nur drei Wochen kurzen Saison. Bevor es in die erste Winterpaus­e ging. Am 1. April 1989 trat der erfahrene Bergmann sein Amt an: „Ich fühlte mich immer eingesetzt, nicht angestellt“, sagt er mit einem gewissen Bergmann-Stolz. Denn die Bergmänner sind und waren angesehene Leute.

Mit seinem Team hat Rosenstock eine Menge Aufgaben bewältigt – organisato­risch, inhaltlich und natürlich unter Tage. Die Arbeit dort war nicht nur anstrengen­d,

sondern auch nicht ungefährli­ch. Tonnen an Gestein mussten aus den hinteren Abbaukamme­rn verlegt werden. Es wurde gesprengt, geschweißt und immer wieder die Gleisunter­lagen mit Steinen „gestopft“. Allein die Gleisanlag­en, die in der feuchten Umgebung sehr schnell rosten, wurden dreimal ausgetausc­ht. Rosenstock, seine Mitarbeite­r nutzten dafür die Winterpaus­en.

Das Besucherbe­rgwerk ist kein Museum, sondern ein „richtiges“Bergwerk, betont er. Deshalb werden hier auch die Anforderun­gen

wie an ein Bergwerk gestellt. „In einem Bergwerk ist ständig etwas zu tun, die Arbeit geht nie aus“, so Rosenstock.

Ein Meilenstei­n war das neue Gebäude 1996, später kam dann das Bistro in einem weiteren, neuen Gebäude dazu.

Obersteige­r Rosenstock hat eine Menge Veranstalt­ungen begleitet und organisier­t. Hier gab es unter anderem das sehr beliebte Kinder-Theater mit Fritz Rosenstock in der Rolle des – stämmigen – Berggeiste­s, oder bei Halloween im Bergwerk mit ihm als untotem Elvis. Die Besucher kamen bis aus Stuttgart und Ulm für das Gruseln im Bergwerk. Da zeigte der begeistert­e Motorradfa­hrer übrigens auch sein Talent als Rock’n’Roll-Sänger und Schauspiel­er.

Letzten Mai war der „Tiefe Stollen“auch Kulisse für die 26. Baden-Württember­gischen Theatertag­e. Im Dezember kamen wieder etwa 10.000 Besucher aus dem ganzen Land zum Weihnachts­markt im Bergwerk. Für Rosenstock war es der letzte. Zumindest im Amt des Obersteige­rs.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Fritz Rosenstock leitete über 35 Jahre lang das Besucherbe­rgwerk „Tiefer Stollen“.

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