Aalener Nachrichten

Weniger Akzeptanz von E-Autos im Carsharing

Die Stadtwerke Aalen beenden ihr E-Carsharing-Angebot - Ein anderer Anbieter hat regen Zulauf

- Von Anja Lutz

- Ein Auto nur dann nutzen und bezahlen, wenn man es wirklich braucht: Das ist die Idee von Carsharing, also sozusagen das gemeinscha­ftliche Nutzen oder Teilen eines Autos.

Auch die Stadtwerke Aalen (SWA) hatten bis vor Kurzem ein entspreche­ndes Angebot in Zusammenar­beit mit Partnern, zuletzt „hop“, wie Stadtwerke-Sprecher Igor Dimitrijos­ki auf Nachfrage mitteilt. Dabei stellten die SWA Fahrzeuge, zwei Elektro-Ups und zwei Elektro-Smarts, sowie Stellplätz­e zur Verfügung. Die Abwicklung lief über Partner; eine direkte Beziehung zwischen Kunden und Stadtwerke bestand nicht.

Mitte Dezember wurden die Kunden nun über das Ende des Carsharing­s informiert, so Dimitrjosk­i weiter. Aktuell pausiere das Angebot und werde überarbeit­et. „Ziel ist es, den weiteren Betrieb ökologisch und ökonomisch nachhaltig zu betreiben. Dazu sind wir auf der Suche nach einem neuen Partner“, so der Sprecher.

Eine Fortsetzun­g mit dem bisherigen Partner sei nicht mehr möglich gewesen. Ein Angebot müsse wirtschaft­lich sinnvoll sein; bislang habe man mit der Beteiligun­g am E-Carsharing kein Geld verdient, eher im Gegenteil, sagt Dimitirjos­ki.

Ein weiterer Betrieb müsse ökonomisch und ökologisch nachhaltig sein. So seien die Fahrzeuge mehr als acht Jahre alt und Investiton­en wie neue Batterien und Fahrzeuge seien bei einer Fortführun­g absehbar.

Die Stadtwerke sind aber nicht der einzige Anbieter von E-Carsharing in Aalen. So gibt es am Bahnhof ein Angebot des Autohauses Baur aus Mutlangen. Reimund Baur arbeitet dabei mit DB Rent zusammen, dem Carsharing-Netzwerk der Deutschen Bahn. So könnten Kunden, die sich in der Region angemeldet haben, europaweit Autos nutzen, sagt Baur.

Seit nunmehr zehn Jahren betreibt das Ford-Autohaus Carsharing mit 60 Autos in der Region. In Aalen arbeite man vor allem mit Kleinwagen wie Fiesta oder Puma. Denn dies seien die typischen Fahrzeuge, die Bahnkunden, die ihre Reise per Pkw fortsetzen wollten, nutzten, sagt Baur.

Im ländlichen Raum bietet Baur auch Kleinbusse oder Kastenwage­n, die zum Beispiel für Umzüge genutzt werden können, an.

E-Autos hat Baur auch im Programm. Allerdings würden vorrangig

klassische Verbrenner­Fahrzeuge genutzt. Denn bei einer Buchung müsse man sicherstel­len, dass das Auto entspreche­nd geladen ist und es so auch eine entspreche­nde Zeit bevor es der Kunde nutzt, sperren. Zudem könne man mit Elektroaut­os nur eine kleine Reichweite sicherstel­len. Deshalb greift Baur neben dem klassische­n Verbrenner auch auf Plug-in-Hybrid-Autos zurück. „Hier hat man die umweltbewu­sste Variante für Kurzstreck­en, aber auch einen Tank für weitere Strecken“, sagt der Autohaus-Inhaber.

Baur arbeitet seit einigen Jahren auch mit der Stadt Ellwangen zusammen. Hier stehen an fünf Standorten sechs Fahrzeuge zur Verfügung. Man habe vor etwa zehn Jahren mit dem Thema Carsharing in Ellwangen angefangen, sagt Charly Kurz, der bei der Stadt Ellwangen für das Thema Mobilität zuständig ist. Als Kurz bei der Stadt zu arbeiten anfing, schrieb er sich auf die Fahnen, das Thema auszubauen. Er schaltet Anzeigen, macht Werbung und schafft eine Anlaufstel­le, wo man sich anmelden kann. „Mittlerwei­le wissen die Leute, dass es das gibt. Ein- oder zweimal im Monat kommt jemand. Und die Autos sind ausgelaste­t“, sagt Kurz.

Auch die Stadt Ellwangen selbst habe das Angebot schon genutzt, als es einen Engpass gab. Aber auch Geschäftsl­eute, die vom Bahnhof bis zu ihrem Ziel eine Fahrtmögli­chkeit brauchen, nutzten die Autos. Zudem gebe es Familien mit 18-jährigen Kindern, die sich keinen zusätzlich­en Wagen kaufen wollen oder können. Für diese sei das Angebot ebenfalls interessan­t.

Trotz der guten Resonanz gebe es aktuell noch wenige „Alltagsfah­rer“, sagt Kurz. „Man sagt, bis 15.000 Kilometer lohnt sich Carsharing“, so Kurz weiter. Wenn man bedenke, dass man für Reparature­n jedes Jahr 300 bis 500 Euro brauche, könne man dafür sehr lange ein Auto kurzfristi­g mieten. Interessan­t sei es zum Beispiel, um kurz in den Supermarkt zu fahren.

Im Gegensatz zum Angebot der Stadtwerke setzt man in Ellwangen nicht auf E-Autos, sondern auf den traditione­llen Verbrenner­motor. Warum ist das so? „Bei E-Autos sind viele Menschen noch unsicher, weil sie es nicht kennen. Da ist die Hemmschwel­le größer, es auszuprobi­eren“, sagt Kurz. Zudem könne man beim Verbrenner auch schneller und unkomplizi­erter Standorte für Autos ausprobier­en könne. Denn E-Autos brauchen immer eine Ladesäule.

Das „Einstiegsa­uto“, bei dem viele Menschen zum ersten Mal Carsharing ausprobier­en, ist in Ellwangen ein Neunsitzer. Hier kostet die Miete 32 Cent pro Kilometer, sechs Euro die Stunde, 60 Euro am Tag. Diesen Wagen nutzten zum Beispiel Vereine, die zum Spiel fahren, oder Leute, die etwas Größeres transporti­eren müssen, sagt Kurz.

Mit einem Neunsitzer hat auch die Stadt Bopfingen gute Erfahrunge­n gemacht. Seit August 2022 arbeitet die Stadt mit der Firma mikar zusammen. Für den Renault Master habe man sich entschiede­n, da der Bedarf für Fahrgelege­nheiten für besondere Anlässe oder Ausf lüge in der Gruppe da sein, sagt Bopfingens Hauptamtsl­eiter Daniel Bäuerle.

Auch in Bopfingen wird ein Wagen mit klassische­m Verbrenner­motor genutzt. Bäuerle erklärt, warum: „Der aktuelle Markt liefert kein attraktive­s Fahrzeugmo­dell, welches für die Umsetzung über die Werbefinan­zierung wirtschaft­lich attraktiv ist und zugleich eine ordentlich­e Reichweite anbietet. Im Schnitt schaffen die aktuellen E-Kleinbusse lediglich eine realistisc­he Reichweite zwischen 130 und 150 Kilometern. Das Angebot der Stadt Bopfingen wird vor allem für weitere Tagesausfa­hrten oder Mehrtagesa­usflüge genutzt.“

Dabei ist der Mehrsitzer gut ausgelaste­t: Bisher gab es laut Bäuerle 127 Buchungen mit insgesamt 34.165 Kilometern.

Auch viele kleinere Gemeinden im Kreis haben oder planen derzeit Carsharing für die Bürgerinne­n und Bürger. So ist beispielsw­eise Westhausen gerade in den Planungen, in Zusammenar­beit mit dem Anbieter „deer“ein Angebot zu schaffen. Dabei sollen Elektroaut­os genutzt werden; eine entspreche­nde Säule will man am Bahnhof platzieren, sagt Westhausen­s Klimaschut­zmanagerin Verena Mischo. Man habe den Wunsch, weitere E-Ladesäulen in der Gemeinde zu implementi­eren; so könne man „zwei Fliegen mit einer Klappe“schlagen. Ein genauer Zeitpunkt, bis wann es das Carsharing-Angebot geben soll, steht laut Mischo noch nicht fest.

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FOTO: KAROLIN KRÄMER/DPA-TMN Mit einer Carsharing-App finden sich viele potenziell­e Fahrzeuge der verschiede­nen Anbieter im Umkreis.

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