Schlosshexen erschrecken nicht, sie verunsichern
Sonali Märkle von den Fachsenfelder Schlosshexen plaudert aus dem Nähkästchen
- Ein altes, runzliges Antlitz, Warzen, Hakennase, Buckel und schäbige Kleidung – so oder so ähnlich stellen sich viele Menschen Hexen in Märchenerzählungen vor und in dieser Gestalt sind sie auch oftmals auf Fasnachtsumzügen anzutreffen. Die feuerroten Masken, Röcke, die Flammen ähneln und das schelmige Grinsen auf dem Gesicht der Fachsenfelder Schlosshexen haben mit dieser Vorstellung allerdings nur wenig gemein. Sonali Märkle, zweite Schriftführerin der Fachsenfelder Schlosshexen, verrät im Interview, warum sich die Fachsenfelder Narren bewusst von der weithin verbreiten Vorstellung von Hexen abheben wollten.
Welche Geschichte steckt hinter dem Aussehen eurer Kostüme (Häs)?
Bei der Entstehung unserer Häs war uns von Anfang klar, dass wir keine „typische Hexe“mit Schürze, Rock, Warze und einer Hakennase verwirklichen wollten. Wir wollen mit unserer Häs eine „edle Schlosshexe“darstellen. Es soll sich um eine aufreizende Hexe handeln, die verführerisch und gleichzeitig gefährlich, also auf gut schwäbisch „hinterfotzig“ist. Die Schlosshexe will nicht durch ihr Aussehen erschrecken, sondern die Menschen eher verunsichern. Sie fällt durch ihren Charme und ihre Hinterlistigkeit auf.
Worauf freut ihr euch in der Faschingssaison 2024 am meisten?
Am meisten freuen wir uns darauf, unsere „Faschingsfreunde“aus nah und fern wieder zu sehen, neue Freundschaften zu schließen, das Brauchtum aufleben zu lassen und die „unbeschwerte fünfte Jahreszeit“genießen zu können.
Bei welchem Verein im Ostalbkreis seid ihr am liebsten zu Gast und warum?
Wir sind bei allen Vereinen gerne zu Gast, da jede Veranstaltung und jede Zunft ihren ganz eigeren.
nen Charakter hat, den wir immer wieder aufs Neue bestaunen und genießen. Jeder Umzug, jeder Zunftmeisterempfang, jede Prunksitzung und all die anderen Faschingsveranstaltungen sind auf ihre Weise etwas Besonderes und diese Vielfalt an Erlebnissen macht den Fasching erst so wertvoll.
Was war euer lustigstes Umzugserlebnis?
Oh, da gäbe es so einiges zu erzählen. Auf jedem Umzug passiert mindestens ein lustiges Erlebnis, das uns bei der jährlichen Rede an der Faschingsbeerdigung immer wieder schmunzeln lässt. Eines der lustigsten Ereignisse war die stetige Namensänderung unseres Präsidenten Bernd bei den Umzügen in Wört in den vergangenen Jah
Immer wieder wurde er bei den Ansagestellen während des Umzuges „umgetauft“: einmal nannten sie in Bertha, das andere Mal Berna. Wir sind jedes Jahr auf seinen „neuen Namen“gespannt.
Welche Tradition darf in eurer Gemeinde an Fasnacht auf keinen Fall fehlen?
Am ersten Samstag nach Dreikönig beziehungsweise an Dreikönig selbst, feiern wir unser Maskenabstauben auf Schloss Fachsenfeld. Hier werden unsere Masken abgestaubt und die neuen Träger nehmen ihre Maske in
Empfang. Ganz im Sinne des Barons Reinhard von Koenig-Fachsenfeld müssen die neuen Maskenträger dabei eine Taufzeremonie über sich ergehen lassen und zum Abschluss rückwärts aus dem Schlosshof gehen und dabei „Muss i denn zum Städtele hinaus“singen. Auch unsere Neumitglieder werden an diesem Abend getauft und kommen nicht ungeschoren davon. Das ist unser eigentlicher Start in die Saison und ganz sicher jedes Jahr ein Höhepunkt für uns. Direkt im Anschluss findet am Sonntagmorgen immer unsere traditionelle Narrenmesse statt, bei der alle Fachsenfelder Faschingsvereine die Gemeinde einladen, um mit uns zusammen den „närrischen“Gottesdienst zu feiern.
Welchen Umzug im Kreis darf man auf keinen Fall verpassen und warum?
Ein echtes Highlight ist natürlich immer der Ostalbumzug, der nicht jedes Jahr stattfindet und der immer abwechselnd von einem Ostalbverein ausgerichtet wird. Doch jeder Umzug hat einen Charme für sich und bereitet uns große Freude, weswegen auch jedes Faschings-Wochenende voll bestückt mit Umzügen ganz unterschiedlicher Natur ist. In diesem Jahr freuen wir uns auch besonders auf den Umzug zum Gedenken an unserern leider viel zu früh verstorbenen Maskenschnitzer Markus Thor in Röhlingen.
Wie alt ist jeweils euer jüngstes und euer ältestes Mitglied?
Unsere ältesten Hexen sind Renate Leis und unser Ehrenmitglied und Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde in Fachsenfeld, Hans-Dieter Retzbach. Beide sind schon über 70 Jahre alt. Unsere jüngste Mini-Hexe Lio wird Ende Januar ein Jahr alt.