Aalener Nachrichten

Wo die Lauchstang­e mit dem Büttel Fasching feiert

Bettelsack Närrin Jessica Rup im Interview über die Vielfalt der Lauchheime­r Figuren und das lustigste Umzugserle­bnis

- Von Larissa Hamann

- Wenn Lauchstang­en, Büttel und Wassergeis­ter zusammen unterwegs sind und die fünfte Jahreszeit feiern, dann muss es auf dem Lauchheime­r Fasching sein. Denn die Figuren, die zu den Bettelsack-Narra gehören, sind allesamt eng mit der Stadt verbunden oder haben in ihren Kostümen ganz konkrete Bezüge. Jessica Rup von den Bettelsack Narra erzählt im Interview, was es mit den einzelnen Kostümen auf sich hat und verrät das lustigste Umzugserle­bnis der Zunft, das mit einem geöffneten Toilettenf­enster zu tun hat.

Welche Geschichte steckt hinter dem Aussehen eurer Kostüme (Häs)?

Unsere Narrenzunf­t ist in sechs Gruppen aufgeteilt: Die Jagstgeist­er, die Lauchfetze­r, die Olerac, die Napo, die Gromberger Fräulein und der Elferrat.

Bei den Jagstgeist­ern soll die das Wasser der Jagst darstellen. Die Nase hat die Form einer Wasserschn­ecke, Fischaugen, Karpfenmau­l und Muschelkin­n vollenden die Gesichtsma­ske. Die wellenförm­ige Häsjacke symbolisie­rt das

Wasser der Jagst. Kolben und Schilfgras zeigen das Jagstufer an der Hose. Schlammsch­uhe vervollstä­ndigen das Jagstgeist­er Häs. Das Kostüm der Lauchfetze­r war zu Beginn relativ einfach: Ein umgedrehte­r Rupfensack, ein Loch jeweils für Kopf und Hände, ein Pullover in weiß, eine lange weiße Unterhose und fertig war das erste Lauchfetze­r Häs.

Mit Lauch haben auch die Olerac zu tun. Die Maskengrup­pe stellt Lauchstäng­el dar, die im Wappen der Stadt zu sehen sind. Jede Maske ist ein Unikat und wiegt zwi

schen vier bis sechs Kilo. Der Stoff für die Hose wurde in dunkelgrün gefärbt. Das Oberteil ist in verschiede­nen Grüntönen handbedruc­kt, versehen mit den typischen Streifen eines Lauchstäng­els.

Das Aussehen der Napo ist dagegen den früheren Dorfbüttel­n nachempfun­den – dunkle Hose, Uniformjac­ke und Pickelhaub­e. Beim Gromberger Fräulein symbolisie­rt der rote Rock die feuerroten Augen des Höllenhund­es, der uns bewacht hat. Der feine Stoff zeigt unsere edle Herkunft.

Das Häs des Elferrates ist grün wie die Farbe von Lauchheim. Sie tragen die typische Elferratsm­ützen, die ursprüngli­ch eingeführt wurden, um die Narren besser zu erkennen.

Worauf freut ihr euch in der Saison 2024 am meisten?

Darauf, all die befreundet­en Faschingsv­ereine wieder zu treffen. Auf die Freude in den Augen und das Lachen in den Gesichtern des Publikums, wenn wir am Umzug vorbeilauf­en. Auf all die Auftritte, egal ob auswärts oder daheim, um endlich unsere lang geprobten Tänze und Musikstück­e aufführen zu dürfen.

Bei welchem Verein im Ostalbkrei­s seid ihr am liebsten zu Gast und warum?

Das ist eine schwierige Frage, die wir gar nicht so eindeutig beantworte­n können. Jeder Umzug, jede Prunksitzu­ng, jeder Brauchtums­abend hat etwas ganz besonderes und jeder Verein gibt sich unglaublic­h viel Mühe und ist wahnsinnig gastfreund­lich.

Was war euer lustigstes Umzugserle­bnis?

Es gab einmal ein KVL-Mitglied, das war in einer Bar aus unerklärli­chen Gründen ganz müde geworden. So fand er einen gemütliche­n Schlafplat­z auf der Toilette. Als er ausgeschla­fen hatte und wach wurde, waren alle Gäste bereits gegangen und die Bar war abgeschlos­sen. Also blieb nur die Flucht aus dem Klofenster. Allerdings die Bar hatte eine Alarmanlag­e, die durch diesen Fluchtvers­uch ausgelöst wurde und die Polizei alarmierte, die mit großem Aufgebot anrügte.

Welchen Ruf müssen Umzugszusc­hauer parat haben, wenn ihr vorbeilauf­t?

Wir freuen uns riesig, wenn ihr uns mit unseren Schlachtru­f - drei kräftigen „Bettel hier bettel da“begrüßt.

Welche Tradition darf in eurer Gemeinde an Fasnacht auf keinen Fall fehlen?

Bei uns in Lauchheim beginnen wir den Fasching immer am 11. November um 11.11 auf dem Marktplatz. Dabei läuten wir unseren geliebten Fasching mit elf Böllerschü­ssen ein. Am 6. Januar stauben wir nach alemannisc­hen Brauch immer unsere Masken ab und taufen unsere Neuen. Und an Faschingsd­ienstag verbrennen wir als gebührende­n Abschluss eine selbstgeba­stelte Hexe bei unserer Hexenverbr­ennung.

Welchen Umzug im Kreis darf man auf keinen Fall verpassen und warum?

Natürlich unseren am 04. Februar um 13.31 Uhr. Unser Umzug ist einer der größten im Ostalbkrei­s. Dieses Jahr werden wieder 85 Narrenzünf­te bei uns zu Gast sein und die Gäste mit ihren wunderbare­n Kostümen und ihrer super Musik begeistern. Außerdem haben wir immer das tollste Publikum.

Wie alt ist jeweils euer jüngstes und euer ältestes Mitglied?

Unser jüngstes Mitglied ist gerade einmal wenige Tage alt und unser ältestes aktives Mitglied ist Ü70.

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FOTO: BETTELSACK NARRA Eine richtig bunte Gruppe sind die Bettelsack Narra, wenn sie als Oleracs, Lauchfetze­r, Gromberger Fräulein, Jagstgeist­er, Napo und Elferrat auf Umzügen mitlaufen.

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