Mit eisernem Willen zu den Eisernen
Mit 17 Jahren in der Hauptstadt: Defne Sarioglu aus Aalen steht im Tor bei Union Berlin
- Mit erst 17 Jahren hat Defne Sarioglu bereits das getan, wovon viele nur träumen können: Einen Profivertrag im Fußball unterschrieben. Die gebürtige Aalenerin ist Torhüterin und seit dieser Saison steht sie beim 1. FC Union Berlin unter Vertrag. Die Eisernen gehen in der dritten Liga der Frauen auf Punktejagd.
Fußball spielte im Leben der 17-Jährigen schon immer eine große Rolle. Ihre Brüder spielten beide beim SSV Aalen. „Meine Eltern haben mich schließlich, als ich drei Jahre alt war, auch beim SSV Aalen angemeldet“, berichtet Defne Sarioglu. Anfangs war sie noch Stürmerin. „Ich war schon so eine kleine Tormaschine. Da Cristiano Ronaldo mein größtes Vorbild war, trug ich die Nummer 7“, so Defne Sarioglu. In der E-Jugend stand ein Trainerwechsel an und eine Mannschaft wurde aufgelöst. „Somit standen wir ohne Torhüter da. Ich hab mich dann ins Tor gestellt, weil ich es einfach ausprobieren wollte. Es hat einfach Spaß gemacht, nach den Bällen zu hechten und Kommandos von hinten zu geben“, berichtet Defne Sarioglu. Bis zur C-Jugend spielte sie als einziges Mädchen mit den Jungs beim SSV Aalen. „Der SSV hatte mich weit gebracht. Für die Weiterentwicklung musste ich dann einfach zu einem größeren Verein wechseln“, erklärt die 17-Jährige.
Weit entfernt war dieser Verein vom SSV nicht, denn es folgte der Wechsel zum VfR Aalen. In der U14 trainierte sie fünfmal die Woche. Als einziges Mädchen war das für sie nicht immer leicht, aber: „Wenn man seine Leistungen zeigt, dann schauen die Jungs schon mal blöd. Das hat mir Spaß gemacht und motiviert, Woche für Woche zu trainieren“, freut sich Defne Sarioglu. Sie stand regelmäßig in der Startelf und trat gegen Mannschaften wie 1860 München, den FC Bayern München oder 1. FC Nürnberg an. Aufgrund einer Ausnahmegenehmigung konnte sie bis zur U16 bei den Jungs spielen. Normalerweise ist nach der U14 Schluss. Einer ihrer größten Befürworter beim VfR Aalen war der frühere Profi und aktuelle Torwarttrainer Tobias Linse. „Er ist ein sehr guter Trainer, sowie ein offener und sehr lustiger Mensch.“
Nach insgesamt drei Jahren beim VfR, stand 2022 der Wechsel zum TSV Crailsheim an. Dort spielte sie erstmals in einer reinen Frauenmannschaft in der Oberliga. Da die Mannschaft allerdings nicht sonderlich erfolgreich war, wurde diese wieder abgemeldet. Anfang 2023 stand sie dann plötzlich ohne Team da. Trainieren konnte sie in Crailsheim noch, Spielpraxis gab es allerdings nicht.
„Nur mit Training kommt man nicht weiter. Man braucht die Spielzeit, um sich entsprechend weiterzuentwickeln.“Sechs Monate lang ging dieses Spiel so: viermal die Woche trainieren, ohne Spielpraxis zu bekommen. Zwischenzeitlich spielte sie sogar mit dem Gedanken, ihre Torwarthandschuhe an den Nagel zu hängen. Doch ein Ass im Ärmel hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch: die türkische Juniorennationalmannschaft. „Dort habe ich dann meine Spielzeit gesammelt, dennoch ist es nicht dasselbe, wie im Verein“, erklärt Defne Sarioglu. Dort wusste sie dann aber zu überzeugen und der 1. FC Union
Berlin wurde auf sie aufmerksam. Nach einem Lehrgang im April 2023 wurde Defne Sarioglu schließlich von den Eisernen kontaktiert.
Es gab aber auch Angebote von anderen Vereinen, wie zum Beispiel RB Leipzig oder SC Freiburg. Sie entschied sich schließlich, mit nur 17 Jahren, den Schritt in die Bundeshauptstadt Berlin zu wagen. „Anfangs konnte ich mir das gar nicht so richtig vorstellen, denn Berlin ist von Aalen so weit weg.“Im Juni vergangenen Jahres stand schließlich das Probetraining beim 1. FC Union Berlin an.
Unter den Augen von rund 15 Vereinsverantwortlichen stand für Defne Sarioglu das Training an. „Ich hatte da schon ein wenig Druck verspürt. Nach dem Training hatte ich kein gutes Gefühl, da ich selbst mit mir nicht zufrieden war“, erklärt Defne Sarioglu. Doch die Gedanken waren völlig unberechtigt, denn nur eine Woche nach dem Probetraining kam schließlich die Zusage. So unterschrieb sie ihren ersten Profivertrag.
Die ersten Monate waren allerdings alles andere als einfach. Sie war nun komplett getrennt von ihren Eltern, dazu standen täglich zwei Trainingseinheiten an. „Natürlich wurde ich gut aufgenommen, aber im Endeffekt war alles anders als in Aalen. Ich wurde schnell wesentlich selbstständiger, weil man umgehend anfangen musste, groß zu werden. Nun lebe ich in Berlin mein eigenes Fußball-Leben“, so Defne Sarioglu.
Drei Spiele hat sie bislang für die zweite Mannschaft, die in der Oberliga an den Start geht, bestritten. „In einem Union-Trikot aufzulaufen und zu spielen, war schon ein sehr schönes Gefühl. Union Berlin ist ein großer Verein, der nun sogar Champions League gespielt hat“, ist Defne Sarioglu stolz. Für die erste Mannschaft in der Regionalliga hat sie bislang noch kein Spiel bestritten. „Das kommt dann hoffentlich bald“, so Defne Sarioglu abschließend.
„Ich war schon so eine kleine Tormaschine. Da Cristiano Ronaldo mein größtes Vorbild war, trug ich die Nummer 7.“
Defne Sarioglu