Wieso die Beton-Förderung gestoppt wird
Zukünftig fließt nur noch für den Holzbau Geld – Was die FDP daran kritisiert
- Das Bauen mit Beton wird nicht mehr vom Land Baden-Württemberg gefördert. Für Holzbauten gibt es hingegen weiterhin Geld. Die FDP-Landtagsfraktion kritisiert dieses Vorgehen scharf.
Grund für den Stopp ist die schlechte Klimabilanz von mineralischen Baustoffen. Bislang kam das Geld aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Doch ab jetzt sind Bauprojekte nur dann förderfähig, „wenn sie durch überwiegenden Einsatz ressourcenschonender, CO2-bindender Baustoffe wie zum Beispiel Holz in der neuen Tragwerkskonstruktion errichtet werden“. Das teilt das von Thekla Walker (Grüne) geführte Umweltministerium auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hin mit.
Gedacht ist das ELR-Fördergeld für Dörfer und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Gegenden. Das Programm gilt als eines der wichtigsten Töpfe für solche Regionen. Ein Teil fließt etwa an Menschen, die historische Gebäude modernisieren oder Baulücken mit schließen wollen. Dabei übernimmt das Land zwischen zehn und 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die einzelnen Fördersummen liegen zwischen 5000 und einer Million Euro.
Wer Beton verbaut, soll in Zukunft kein Fördergeld mehr aus diesem Topf bekommen. Das stört vor allem die FDP-Landtagsfraktion. „Der grundlose Stopp der Förderung von mineralischen Baustoffen stößt viele Unternehmen und Bauwillige im ländlichen Raum vor den Kopf. Die Landesregierung verkennt die CO2-Speicherkapazität von mineralischen Baustoffen“, sagt Friedrich Haag, wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Tatsächlich ist Beton dazu in der Lage, CO2 aufzunehmen und zu speichern. Mit der Zeit kommt es zu einer chemischen Reaktion zwischen dem Baustoff und der Luft, wodurch der Beton das CO2 aus der Luft absorbiert.
Die Initiative ProHolzBW setzt die sich für eine stärkere Verwendung von Holz ein. Sie überzeugen die Argumente der FDP nicht. Im Vergleich zu dem CO2-Ausstoß
eines Gebäudes etwa durch das Heizen sei die CO2-Speicherkapazität von Beton ziemlich gering. Das hätten Studien bewiesen. Zudem bleibt die Herstellung des Beton-Bestandteils Zement CO2intensiv. Dabei wird Kalkstein unter großer Hitze zu Zementklinker gebrannt. Jährlich entstehen dabei in Deutschland 20 Millionen Tonnen des Treibhausgases. „Dies entspricht einem Anteil von etwa zwei Prozent an den gesamten deutschen TreibhausgasEmissionen“, teilt das Unternehmen Schwenk-Zement auf Anfrage hin mit. Schwenk produziert jährlich vier Millionen Tonnen Zement.
Mittlerweile gibt es aber klimafreundlichere Wege, Zement herzustellen. Auf diese verweist auch die FDP. So setzt Schwenk unter anderem auf grünen Strom beim Herstellungsprozess. „Eines unserer Ziele ist die sukzessive Steigerung des Grünstromanteils durch eigene Photovoltaik-Projekte sowie Anlagen zur Verstromung von Abwärme aus dem Produktionsprozess“, teilt das Unternehmen mit. Immer häufiger produziere man auch den sogenannten R-Beton. Dabei stammt das im Beton verwendete Gestein aus recyceltem Bauschutt. Im Schwenk-Werk in Mergelstetten forschen Fachleute zudem an einer
neuartigen Methode, um den Baustoff herzustellen. Hier wird versucht, das beim Brennprozess entstehende CO2 zu isolieren und zu speichern. Dieses „OxyfuelVerfahren“spare über 90 Prozent des CO2 ein, das beim regulären Herstellungsverfahren entstehen würde.
Doch die Kritik der FDP entzündet sich noch an einem weiteren Punkt. Denn zwar endet die Förderung von Beton, für den Baustoff Holz f ließt aber weiterhin Geld, auch wenn dieses aus dem Ausland kommt. „Man kann diese beiden Baustoffe nicht so pauschal einander gegenüberstellen“, sagt Erik Stange vom deutschen Bauherren-Schutzbund. Der Blick müsse nicht auf einzelne Baustoffe, sondern auf ganze Bauprojekte gerichtet werden. Dafür gebe es eigene Qualitätssiegel, die an nachhaltige Bauprojekte vergeben würden. „Diese Siegel berücksichtigen grundsätzlich die CO2-Speicherkapazität von Baustoffen, sie werden aber nicht einer bestimmten Materialklasse ausgestellt, sondern berücksichtigen immer den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden“, erklärt Stange. Laut ProHolzBW gilt aber, dass ein Gebäude durch den vermehrten Einsatz von Holz klimafreundlicher wird: „Durch das Bauen mit Holz entstehen Kohlenstoffsenken
in Gebäudestrukturen, die langfristig über die gesamte Nutzungsdauer eines Gebäudes CO2 binden.“
Für Friedrich Haag von der FDP ist das ein Irrweg: „Die dogmatische Festlegung auf den Baustoff Holz ist schlicht blind. Vor allem, weil es für die Landesregierung offenbar unerheblich ist, woher dieses stammt und welchen Weg es zurückgelegt hat. Sie sollte besser technologieoffen auf regional verfügbare Baustoffe setzen.“Erik Stange sieht hier jedoch kein großes Problem, da aktuell eher selten Bauholz importiert werde. „Dass das Holz für Baustoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, ist heutzutage weitverbreitet. Dass die großen Akteure, die auf den Baustoff Holz setzen, jetzt nicht zertifiziertes Holz kaufen, kann ich mir nicht vorstellen. Das würde zumindest nicht den aktuellen Trends entsprechen“, sagt Stange.
Das bestätigt auch ProHolzBW: „Mehr als 80 Prozent des in Baden-Württemberg geernteten und für Bauaufgaben verwendbaren Holzes verbleibt in Baden-Württemberg und sogar 90 Prozent des verwendeten Holzes im Baubereich stammt direkt aus dem Land oder den direkt angrenzenden Regionen wie Bayern, Tirol oder der Schweiz.“