Sedlmaier äußert sich zur Segnung Homosexueller
Heiße Diskussionsrunde mit vielen kritischen Fragen – Nicht alle können beantwortet werden
- Mutig hat sich Pfarrer Wolfgang Sedlmeier einer Fülle von kritischen Fragen zum heiklen, aber sehr aktuellen Thema der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gestellt. Seiner Einladung zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Salvatorheim sind zahlreiche Interessenten gefolgt.
Noch im Februar 2021 hatte Rom diese Segnung abgelehnt. In einer spektakulären Kehrtwende erklärte sie das Dikasterium, das für Glaubenslehre zuständig ist, unter bestimmten Bedingungen für möglich. „Wie interpretiert man die Bibel richtig?“, fragte Sedlmeier zunächst und ging auf die zeitgemäße Bibelauslegung ein. Die katholische Kirche tue sich schwer mit der Moderne und bekämpfe sie oft heftig wie das Beispiel Galileos und viele andere zeigten. Es brauche oft lange, bis eine Rehabilitierung und eine Anpassung an die veränderte Werteordnung erfolge wie sie in der westlichen Welt stattgefunden habe.
Bibelstellen wie Genesis 19, üblicherweise als Ablehnung der Homosexualität ausgelegt, könnten heute als Ausdruck eines Gewaltverbrechens und der Brechung des Gastrechts interpretiert werden. „Fiducia supplicans“(Flehentliches Vertrauen), wie die römische Erklärung benannt sei, gehe einen vorsichtigen neuen Weg, erläuterte Sedlmeier. Ermöglicht werde eine informelle Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Das bedeute formlos, ohne approbierten Ritus, nicht in der Kirche, nur außerhalb von Gottesdiensten. „Der Segen sei eine Bitte, dass alles, was in der Beziehung zwischen zwei Homosexuellen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch den Heiligen Geist bereichert, geheilt und erhöht wird“, heiße es in Artikel 19 der Erklärung des Vatikans. „Papst Franziskus und Kardinal Fernandez gehen in ihrer Begründung der Segnung den Weg einer schöpferischen Theologie“, die durch Johannes 16,13 gedeckt sei („Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit einführen“). Schwerpunkte in der langen, intensiven und dichten Diskussion waren das eigene Bibelverständnis und die Fruchtbarkeit der Liebe als Auftrag. Es konnten zwar einige Vorurteile und Zweifel geklärt werden, aber manche Fragen, etwa nach der Schuldzuweisung und Diffamierung, mussten tatsächlich offen bleiben.