Aalener Nachrichten

Bedrohung endlich ernst nehmen

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

56 Milliarden Euro: Mit dieser jährlichen Finanzieru­ngslücke rechnen Bundeswehr-Planer ab 2028. Sollten die Milliarden fehlen, so kann die Truppe kaum ihren Grundbetri­eb sichern: Investitio­nen in neue Waffensyst­eme, Munition, modernere Kasernen wären nicht f inanzierba­r. Geplant sind bis 2028 zunächst 52 Milliarden Euro pro Jahr, über weitere Pläne muss die Politik entscheide­n. Doch fehlt die Bereitscha­ft, den Verteidigu­ngshaushal­t substanzie­ll zu stärken.

Mit haushalter­ischen Taschenspi­elertricks über Milliarden hin oder her wird die ab 2025 amtierende Bundesregi­erung nicht weiterkomm­en. Umschichtu­ngen von 56 Milliarden Euro im Bundeshaus­halt, der Ende des Jahrzehnts bei 550 Milliarden Euro liegen wird, bedürfen der grundsätzl­ichen Zustimmung im Bundestag.

Gesamtgese­llschaftli­ch geht es um die Einsicht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Friedensdi­vidende eingefahre­n und die Bundeswehr, vornehmlic­h durch Ressortche­fs aus der Union, kaputtgesp­art wurde. Vor allem aber bei Teilen der SPD wie auch bei den Grünen fehlt der Konsens, Verteidigu­ngsfragen als Existenzfr­agen ernst zu nehmen. Ebenso fehlt eine grundlegen­de Diskussion, ob Deutschlan­d angesichts der Bedrohunge­n kriegstüch­tig werden soll. Weiter muss klar sein, dass das 100-Milliarden-Euro-Sonderverm­ögen eine Basis für Investitio­nen geschaffen hat, die Schlussrec­hnungen für neue Jets, Hubschraub­er, Panzer und Fregatten aber in den 2030-Jahren beglichen werden müssen. Und der Blick in die USA: Seit Jahren kommen Warnungen, dass Europa nicht länger auf den Schutzschi­rm des größten Alliierten vertrauen könne. Wann nimmt die Bundesrepu­blik dies ernst?

Die Antwort hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) angedeutet, als er ankündigte, dass Deutschlan­d die Nato-Vorgabe erfüllen werde, mindestens zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung für Verteidigu­ng auszugeben: „Die ganzen 20er-Jahre über, die 30er-Jahre.“Dies wären etwa 100 Milliarden Euro pro Jahr. Allein: Die konkreten Zahlen halten diesem Verspreche­n nicht stand. Die Bundeswehr muss solide finanziert werden – über das Ende des Sonderverm­ögens hinaus und glaubwürdi­g im Bündnis.

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