Aalener Nachrichten

Merz und das Problem mit den Grünen

Heftige Kritik an CDU-Chef nach Äußerungen über mögliche Koalitions­partner

- Von Sebastian Kunigkeit

(dpa) - Nach Äußerungen von CDU-Chef Friedrich Merz zur Möglichkei­t einer schwarz-grünen Koalition auf Bundeseben­e werden ablehnende Stimmen aus seinem eigenen Lager laut. „Schwarz-Grün ist kein Modell für die Zukunft“, sagte CSU-Generalsek­retär Martin Huber dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Der Vorsitzend­e der Jungen Union, Johannes Winkel, sagte dem Portal „ZDF heute“, 18 Monate vor der Bundestags­wahl sei nicht der Zeitpunkt für Koalitions­spekulatio­nen. „Was man aber jetzt schon sagen kann, ist, dass Schwarz-Grün auf Bundeseben­e außerhalb der politische­n Vorstellun­gskraft liegt.“

Merz hatte am Wochenende in einer E-Mail an Anhänger über künftige Koalitions­optionen der Union geschriebe­n, die in Umfragen derzeit mit Abstand stärkste Kraft ist. Dabei hatte er sich Bündnisse mit allen drei Parteien der aktuellen Ampel-Koalition offengehal­ten. SPD und Grüne nannte er als mögliche Partner für den Fall, dass es für eine Koalition mit der FDP nicht reichen sollte. „Keine besonders verlockend­e Aussicht, aber eine regierungs­fähige Mehrheit muss es geben“, schrieb er dazu in seinem Newsletter.

Merz argumentie­rte dabei auch mit dem Beispiel Hessen, wo Ministerpr­äsident Boris Rhein als Wahlsieger Sondierung­en mit SPD und Grünen geführt und sich dann für die Sozialdemo­kraten als Koalitions­partner entschiede­n hatte. „Hätte die hessische CDU – so, wie von vielen Mitglieder­n und Wählern verlangt – eine Koalition mit den Grünen von vorneherei­n ausgeschlo­ssen, wäre dieses Ausloten um den besten Erfolg im Sinne der CDU nicht möglich gewesen, die SPD wäre viel selbstbewu­sster aufgetrete­n“, meint Merz. Auch eine Koalition dürfe nicht alternativ­los werden.

JU-Chef Winkel argumentie­rte nun: „Der grüne Zeitgeist der 10er-Jahre, der leider auch die Union erfasst hatte, ist Ursache für viele der grundlegen­den Probleme in Deutschlan­d.“Daher müsse das Signal ganz klar sein: „Schwarz-Grün ist kein Zukunftsmo­dell.“

CSU-Politiker Huber erneuerte die Grundsatzk­ritik an den Grünen, die zuletzt den Ton von CDU und CSU gegenüber der Partei bestimmte. „Die Grünen sind mit ihrer Politik der ideologisc­hen Bevormundu­ng hauptveran­twortlich

für die schlechte Stimmung im Land“, sagte er. Dagegen setzte er, dass die CSU für eine „Politik der Lebenswirk­lichkeit“stehe. „CSU und Grüne, das passt einfach nicht zusammen.“

In seinem Newsletter machte Merz allerdings auch klar, dass er bei der nächsten Bundestags­wahl einen „Politikwec­hsel“gegenüber der aktuellen Ampel-Regierung von SPD, Grünen und FDP anstrebt. „In der Außen- und Sicherheit­spolitik ebenso wie in der Energie- und Klimapolit­ik, in der Wirtschaft­spolitik ebenso wie in der Arbeitsmar­kt- und in der Sozialpoli­tik“, schrieb er. Der Bundestag wird regulär 2025 neu gewählt. Der hessische Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir, der mit seiner Partei bis zum jüngsten Regierungs­wechsel in Wiesbaden

als Juniorpart­ner mit der CDU regiert hatte, sieht in den jüngsten Äußerungen einen Kurswechse­l von Merz. Er begrüße es, dass dieser offensicht­lich verstanden habe, „dass dieser fundamenta­listische Kurs der Union nicht zukunftsfä­hig ist“, sagte er „ZDF heute“. Demokratin­nen und Demokraten müssten miteinande­r gesprächs- und kompromiss­fähig und im Zweifel auch koalitions­fähig sein. „Das gilt gerade in Zeiten, in denen die Demokratie durch Extremiste­n bedroht wird. Dazu hat es absolut nicht gepasst, dass Friedrich Merz ausgerechn­et die Grünen zum Hauptfeind erklärt hat.“

Merz hatte die Grünen im vergangene­n Jahr als Hauptgegne­r innerhalb der Bundesregi­erung bezeichnet. Dies war auch vor

dem Hintergrun­d, dass es in mehreren Bundesländ­ern schwarzgrü­ne Koalitione­n gibt, kontrovers diskutiert worden. Werbung für die Option Schwarz-Grün auf Bundeseben­e kam zuletzt aus BadenWürtt­emberg, wo seit 2016 ein grün-schwarzes Bündnis regiert.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) wertete die Chancen für ein solches Bündnis in Berlin nach der nächsten Bundestags­wahl 2025 als „sehr groß“. „Wir brauchen diese Verbindung von Ökologie und Ökonomie“, so Kretschman­n. Der Innenminis­ter des Bundesland­es, CDU-Mann Thomas Strobl, sagte, aus den guten Erfahrunge­n in Baden-Württember­g heraus könne er Merz nicht empfehlen, es unter keinen Umständen mit den Grünen zu machen. „Das Gegenteil ist der Fall.“

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA ?? Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne, links) und CDU-Chef Friedrich Merz haben in vielen Aspekten ein grundlegen­d gegensätzl­iches Politikver­ständnis. Trotzdem äußerte sich Merz vor wenigen Tagen nicht abgeneigt über ein mögliches schwarz-grünes Bündnis auf Bundeseben­e.
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne, links) und CDU-Chef Friedrich Merz haben in vielen Aspekten ein grundlegen­d gegensätzl­iches Politikver­ständnis. Trotzdem äußerte sich Merz vor wenigen Tagen nicht abgeneigt über ein mögliches schwarz-grünes Bündnis auf Bundeseben­e.

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