Not und Dankbarkeit sind grenzenlos
Gut 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Gedenkfeier für Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien
- Wie eng die Verbindungen zwischen Aalen und seiner türkischen Partnerstadt Antakya sind, das wurde einmal mehr bei der Gedenkfeier für Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien am Dienstag vor dem Rathaus sichtbar. Gut 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammelten sich und gedachten der Opfer der Erdbebenkatastrophe im türkischsyrischen Grenzgebiet vor genau einem Jahr. Die zahlreichen Rednerinnen und Redner machten eines klar: Die Dankbarkeit für die schnelle Hilfe – auch aus Aalen – ist riesig, genauso aber der Schmerz und die Not, die in der Provinz Hatay nach wie vor herrscht.
Fast 60.000 Tote und 125.000 Verletzte, das ist die Bilanz dieses Jahrhunderterdbebens, das auch Aalens Partnerstadt Antakya schwer in Mitleidenschaft zog. Noch heute, ein Jahr später, müssen Hunderttausende in Übergangscamps wohnen. „Fast jeder Aalener, der eine Beziehung zu Antakya hat, hat einen oder mehrere Todesfälle im Verwandtenoder Bekanntenkreis zu beklagen“,
blickte Aalens Oberbürgermeister Frederick Brütting zurück, „wir sind hier um zu zeigen, dass wir unsere Freunde in Antakya nicht vergessen werden.“
Zunächst aber widmete sich Brütting, der sich übrigens regelmäßig selbst ein Bild von der Situation in der Türkei macht, den Aalener Hilfsaktionen direkt
nach dem Erdbeben: „Alle türkischen Vereine haben an einem Strang gezogen“, sagte er, „dafür vielen Dank.“Gut 800.000 Euro an Spenden seien zusammengekommen, mit denen die Opfer vor allem mit Lebensmitteln, aber auch mit Medikamenten und Hygieneartikeln versorgt werden konnten. Die Aalener Spedition
Brucker habe unbürokratisch für Lastzüge gesorgt. Gemeinsam mit Kiel und Dortmund, ebenfalls Partnerstädte von Antakya, wurde ein Reha- und Traumazentrum geschaffen. „Diese humanitäre Hilfe ist von unschätzbarem Wert“, bilanzierte Brütting, „sie hat Leben gerettet.“Es werde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis alles wieder aufgebaut sei. Selda Coban, eine der vielen Helferinnen beim Sammeln von Hilfsgütern in Aalen, sorgte bei ihrer Ansprache für bedrückende Momente: „Montag, 6. Februar 2023, 4.17 Uhr: Antakya schläft!“Dann brach das Beben der Stärke 7,8 auf die gut 400.000 Einwohner herein. „Unsere Herzen sind gebrochen“, sagte Coban, „aber die Gemeinschaft gibt mir Hoffnung. Es liegt nun an uns, den Menschen dort Kraft und Zuversicht zu spenden.“
Vercdi Temizkan, Vorsitzender des Kulturclubs Aalen-Antakya, sprach von einer „Jahrhundertkatastrophe“, man sei „unendlich dankbar, den Schmerz teilen zu können, denn die Wunden des Bebens sind noch lange nicht verheilt. Schmerz und Not dauern an“. Jürgen Schnotz, evangelischer Gemeindediakon in Aalen und ausgebildeter Notfallseelsorger, bestätigte: „Auch in Aalen war die Trauer sehr groß.“An nur drei Samstagen habe man auf Türkisch, Deutsch und Arabisch 40 Männer und Frauen zu Krisenhelfern ausgebildet. Mit einem Dankesgebet der Aalener Imame endete die Gedenkfeier.