ÖPNV in Oberkochen soll verbessert werden
Die Stadt plant einen regelmäßigen Halbstundentakt, um Züge und Busse in Stoßzeiten zu entlasten
– Vor allem die Firma Zeiss hat Druck gemacht, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Oberkochen verbessert wird. Ab 11. März soll es soweit sein, wenn der Kreistag grünes Licht dafür gibt. Dessen Umweltausschuss hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung signalisiert, dass die Planung „umsetzungsreif“sei und somit das Kreisparlament einen Knopf daran machen könnte.
Es wird mit jährlichen Kosten von rund 300.000 Euro gerechnet. Zumindest im ersten Jahr will sie die Stadt Oberkochen übernehmen, während Ausschussmitglieder die Hoffnung äußerten, sie würde dies bis 2027 oder gar 2030 tun. Oberkochen erwartet allerdings im Gegenzug, dass sich die Stadt Aalen finanziell an einem Halbstundentakt auf das Härtsfeld und nach Oberkochen beteiligt.
Knapp 8.000 Zeissianerinnen und Zeissianer und zudem zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Firmen wie etwa Leitz und Hensoldt sorgen zu den Hauptzeiten für eine sehr angespannte Verkehrssituation in Oberkochen, hieß es im Ausschuss.
Für den Stadtverkehr Oberkochen (Heide - Stadtmitte Süd) ist daher von Montag bis Freitag zwischen 4.30 und 20 Uhr ein regelmäßiger Halbstundentakt vorgesehen, danach soll es bis 22 Uhr einen Stundentakt als Rufbus geben, während bislang unregelmäßige Fahrten ein bis zwei Mal pro Stunde angeboten werden.
Das Zeiss-Stammwerk, die Firma Hensoldt, die Firma Leitz und weitere Betriebe sind somit aus den einwohnerstarken Wohngebieten in Oberkochen ganztägig im Halbstundentakt erreichbar, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Das Südwerk der Firma Zeiss werde durch Direktfahrten zwischen 6.45 und 8.45 Uhr sowie zwischen 15.40 und 17.40 Uhr jeweils im Stundentakt angebunden. Der Stadtverkehr sei am Bahnhof Oberkochen regelmäßig mit dem Schienenverkehr verknüpft. Um alles wirtschaftlich gestalten zu können, müsse die Firma Beck & Schubert die Verbindung Waldhausen – Ebnat – Oberkochen einbeziehen.
Der Nahverkehrsplan sieht einen Halbstundentakt für die Aalener Stadtteile Waldhausen und Ebnat vor. Dieser ist seit 2020 in Planung. Eine entsprechende
ÖPNV-Verbesserung ist schon lange im Gespräch, insbesondere aufgrund der Ungleichbehandlung im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet von Aalen, in dem die Firma OVA einen teilweise im Ringverkehr versetzten 20-Minuten-Takt fährt.
Es wird mit Kosten von einer Million Euro gerechnet. Vorgesehen ist dabei unter anderem ein Stundentakt ab dem ZOB in Aalen über Unterkochen und Ebnat nach Neresheim, und halbstündlich versetzt ein Stundentakt von Aalen über Waldhausen nach Ebnat. In Waldhausen soll es eine direkte Umstiegsmöglichkeit auf den Rufbus in Richtung Ober-/Unterriffingen, Weilermerkingen, Dorfmerkingen, Dehlingen und Ohmenheim geben.
Weiterhin vorgesehen ist ein so genannter Job Shuttle. Dieser soll Beschäftigte aus Aalen und Abtsgmünd/Hüttlingen möglichst umsteigefrei Richtung Oberkochen bringen. Werksbusse aus dem Bereich Aalen/Essingen sollen in den regulären ÖPNV übertragen werden. Alle Beschäftigten der Firmen in Oberkochen sowie weitere Bevölkerungsgruppen können dann das ÖPNV-Angebot nutzen, teilte Ingo-Benedikt Gehlhaus, der im Landratsamt
den Geschäftsbereich Nachhaltige Mobilität leitet, im Ausschuss mit. In Abstimmung mit den Busunternehmern, der regionalen Wirtschaft und den betroffenen Kommunen soll deshalb ein Konzept entwickelt werden, das einen Übergang in ein reguläres, vom Ostalbkreis finanziertes und verantwortetes ÖPNVAngebot vorsieht. Man geht von einem siebenstelligen jährlichen Betrag aus, nach aktuellen Schätzungen von rund 1,5 Millionen Euro.
Die Entwicklung des neuen Zeiss-Standortes in Ebnat bedürfe perspektivisch ebenfalls einer ÖPNV-Planung. Spätestens mit Inbetriebnahme voraussichtlich Anfang 2027 der Neuansiedelung auf dem Härtsfeld sei eine höhere Taktfrequenz umzusetzen, da das derzeitige Angebot dem prognostizierten Bedarf bei weitem nicht entsprechen werde. Dies gelte es bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes und der dort vorzunehmenden Festlegung angepasster Bedienstandards zu berücksichtigen, hieß es im Ausschuss.
Das Verkehrskonzept für Gmünd mit einem regelmäßigen Taktverkehr und systematischen Verknüpfungen, der so genannte
Integrale Taktfahrplan ITF, kann nicht wie vorgesehen im August starten, sondern erst ein Jahr später. Allerdings soll ein Teil des Plans auf ausgewählten Linien bereits ab Dezember umgesetzt werden.
Ganz auf der Kippe steht der On-Demand-Verkehr in Gmünd, für den das Land bereits eine Förderung von 1,2 Millionen Euro bewilligt hat. Nicht auszuschließen ist nun, dass der Kreis den Förderbescheid zurückgibt. Endgültig entscheiden muss der Kreistag. Landrat Joachim Bläse sprach im Ausschuss von einem „Bankrott schlechthin“, dass der Kreis sich einen Zuschuss nicht leisten könne.
Ursprünglich sei man aber auch von anderen Voraussetzungen ausgegangen, erläuterte Verkehrsdezernent Thomas Wagenblast. Nämlich davon, dass Bund, Land und Kreis sich die Kosten von 5,5 Millionen Euro jährlich teilen. Da aber die Zuschüsse nicht so fließen wie erwartet, sei die vorgesehene Verteilung der Mittel hinfällig und der Kreis müsste einen höheren Anteil aufbringen. Außerdem sollten die Schulzeiten ab Sommer angepasst werden. Dies wird nun auch um ein Jahr verschoben.