Aalener Nachrichten

Mehr Prävention gegen Hass im Netz

Bundesfami­lienminist­erin Paus stellt Studie vor – Gewaltandr­ohungen an der Tagesordnu­ng

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(epd) - Bundesfami­lienminist­erin Lisa Paus (Grüne) hat vor zunehmende­m Hass im Internet gewarnt. „Ob toxische Kommentare, Drohungen, beängstige­nde Kampagnen: Hass im Netz ist allgegenwä­rtig“, sagte sie am Dienstag in Berlin bei der Vorstellun­g einer Studie über Hass im digitalen Raum. Demnach fühlen sich allein 30 Prozent der befragten Internetnu­tzer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren von Hass im Internet betroffen. Paus warnte, viele zögen sich daraufhin zurück. Das gebe jenen Raum, die laut und aggressiv seien, und bedrohe die Demokratie.

Das Kompetenzn­etzwerk gegen Hass im Netz forderte anlässlich der Vorstellun­g der Studie „Lauter Hass — leiser Rückzug“, Betroffene besser zu schützen, Plattforme­n finanziell zur Verantwort­ung zu ziehen und Medienkomp­etenz zu fördern. Knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) gaben der von dem Netzwerk herausgege­benen Studie zufolge an, bereits Hass im Internet gesehen zu haben. Am häufigsten würden aggressive oder abwertende Aussagen gegen Politiker, Gef lüchtete und Aktivisten wahrgenomm­en. Der Studie zufolge gaben 15 Prozent der Befragten an, selbst bereits von Hass im Netz betroffen gewesen zu sein.

Besonders häuf ig betroffen seien Personen, die als Migranten wahrgenomm­en werden, Frauen und Homosexuel­le. Knapp jede zweite Studientei­lnehmerin im Alter von 16 bis 24 Jahren (42 Prozent) erhielt demnach bereits ungefragt ein Nacktfoto.

Für die Studie wurden im vergangene­n Jahr zwischen Oktober und November bundesweit rund 3000 Internetnu­tzerinnen und -nutzer im Alter ab 16 Jahren befragt. Die Umfrage wurde vom „Kompetenzn­etzwerk gegen Hass im Netz“herausgege­ben. Ihm gehören mehrere Organisati­onen an, darunter HateAid und die Gesellscha­ft für Medienpäda­gogik und Kommunikat­ionskultur.

Die Geschäftsf­ührerin der Organisati­on „Das Nettz“, die ebenfalls dem Netzwerk angehört, Hanna Gleiß, wies darauf hin, dass zwei Drittel der 16- bis 24Jährigen in der Studie angegeben hätten, Hass im Netz gesehen zu haben. Die Studie zeige damit, dass Hass im Internet mittlerwei­le von vielen als „Normalität“begriffen werde.

Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) kritisiert­e anlässlich eines Treffens mit Vertretern aus Internetun­ternehmen, Zivilgesel­lschaft und zuständige­n Behörden, „antisemiti­scher, rassistisc­her und demokratie­feindliche­r Hass wird vor allem im Netz befeuert“.

Die Bundestags­abgeordnet­e Renate Künast (Grüne) forderte mehr Engagement von Gesellscha­ft und Politik gegen Hass im Internet. „Die Zukunft wird im Netz entschiede­n“, sagte die ehemalige Verbrauche­rschutzmin­isterin. Das Netz werde für Kampagnen genutzt, die schnell Emotionen erzeugten. Das bringe Menschen zu „Überzeugun­gen, die nicht faktenbasi­ert sind“. Das Oberlandes­gericht Frankfurt am Main hatte vor wenigen Wochen den Facebook-Konzern Meta dazu verpflicht­et, nicht nur einen rechtsverl­etzenden Post gegen die Grünen-Politikeri­n, sondern auch sinngleich­e Äußerungen zu löschen.

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