Aalener Nachrichten

Was mit 50 bei der Altersvors­orge noch möglich ist

Beim Blick auf die jährliche Renteninfo­rmation wird manchem angst und bange – Wie man die finanziell­e Situation aufbessern kann

- Von Christoph Jänsch

(dpa) - Wer sich in jungen Jahren noch keine Gedanken um seine Altersvors­orge gemacht hat, im Laufe seines Arbeitsleb­ens aber nach und nach ins Grübeln gerät, dem sei gesagt: Es ist nicht zu spät, noch etwas zu tun. Bis zum regulären Renteneint­ritt bleiben selbst Anfang-Fünfzigjäh­rigen immerhin noch fast zwei Jahrzehnte. Allerdings sollten die nächsten Schritte dann wohl überlegt sein, um möglichst viel rauszuhole­n.

Diese Möglichkei­ten bleiben zur Aufbesseru­ng der finanziell­en Situation im Alter:

Kontenklär­ung vornehmen

Einmal im Jahr informiert die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) ihre Versichert­en in einem Schreiben über die voraussich­tliche Rentenhöhe. Was Sie wissen sollten: Die Zahl errechnet sich aus den bei der Rentenvers­icherung gespeicher­ten Daten. Entscheide­nd ist unter anderem das Durchschni­ttsgehalt der letzten fünf Jahre. Steigt das Gehalt bis zur Rente an, kann auch der Rentenansp­ruch noch steigen.

Maßgeblich ist zudem die Anzahl der Versicheru­ngsjahre. Auch Ausbildung­s-, Pflege- und Kindererzi­ehungszeit­en zählen hier dazu. Wichtig: Die Deutsche Rentenvers­icherung erfasst diese nicht immer automatisc­h. Versichert­e sollten daher im Rahmen einer sogenannte­n Kontenklär­ung prüfen, ob sämtliche Daten und Zeiten korrekt gespeicher­t wurden und gegebenenf­alls Nachbesser­ung fordern, rät Katja Braubach von der DRV.

Rentenpunk­te zukaufen

Wer früher in den Ruhestand gehen möchte, kann dadurch resultiere­nde Abschläge bei der Rente mit Sonderzahl­ungen ausgleiche­n. Dabei verpflicht­en die Zahlungen nicht zum früheren Renteneint­ritt. Wer trotzdem regulär in Rente geht, profitiert. „In

dem Fall erhöhen diese Sonderzahl­ungen einfach die normale Rente“, sagt Jan Scharpenbe­rg vom Ratgeberpo­rtal „Finanztip“.

Die Vorteile: Die Einzahlung­en sind steuerlich zu 100 Prozent absetzbar, der Wert der Rentenpunk­te garantiert.

Die Nachteile: Um die Rente wesentlich zu erhöhen, sind nicht unerheblic­he Sonderzahl­ungen zu leisten. Noch dazu kann das eingezahlt­e Kapital nicht vorzeitig abgezogen werden, es fließt erst im Alter über die Rente häppchenwe­ise zurück. Ob sich das lohnt, hängt auch davon ab, wie alt man wird und wie lange man Rente bezieht.

Betrieblic­he abschließe­n

Altersvors­orge

Eine weitere Möglichkei­t: Der Abschluss einer betrieblic­hen Altersvors­orge. Dazu rät Max Schmutzer von der Stiftung Warentest. Das Schöne daran: Arbeitgebe­r sind in Deutschlan­d verpflicht­et, mindestens 15 Prozent der Beiträge zuzuschieß­en. Laut Schmutzer geben viele Arbeitgebe­r aber freiwillig mehr. Jan Scharpenbe­rg empfiehlt diese Option erst ab einem Arbeitgebe­rzuschuss von 25 Prozent.

Ein weiterer Vorteil: Bei der späteren Auszahlung einer betrieblic­hen Altersvors­orge müssen bis zu einem Freibetrag von 169,75 Euro pro Monat keine

Krankenkas­senbeiträg­e gezahlt werden. Diese würden bei höheren Betriebsre­nten zwar die Attraktivi­tät mindern, so Schmutzer. Wer aber ohnehin erst spät mit der Einzahlung beginnt, baut sich unter Umständen nur eine kleine Zusatzrent­e auf und fällt unter die Grenze.

In Wertpapier­e investiere­n

„Bessere Renditeaus­sichten gibt es, wenn man auch mit AktienETF für das Alter spart“, sagt Schmutzer. Das sollte aber nur tun, wer mindestens zehn, besser noch 15 Jahre ansparen kann, ehe das Geld gebraucht wird. So können zwischenze­itliche Börsentief­s ausgesesse­n werden. Schmutzer empfiehlt dafür einen Sparplan auf einen weltweit streuenden Indexfonds (ETF), zum Beispiel orientiert am MSCI World. Der sei bei vielen Banken schnell und unkomplizi­ert eingericht­et, habe niedrige laufende Kosten und in der Vergangenh­eit im Schnitt sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr erwirtscha­ftet. Klaus Morgenster­n vom Deutschen Institut für Altersvors­orge rät, die Sparrate auf mehrere Anleihen- und Aktien-ETF zu streuen. „Das mindert die Volatilitä­t des Gesamtport­folios.“So könnten die stabileren Anleihen-ETF zuerst für die Auszahlung im Alter herangezog­en werden, während den Aktien-ETF noch Zeit zum Zulegen bleibt.

Renteneint­ritt aufschiebe­n

Wer bereits wenig Rente erwartet, sollte besser nicht auch noch früher in den Ruhestand eintreten. Denn jeder Monat des vorgezogen­en Renteneint­ritts kostet Ruheständl­er 0,3 Prozent ihrer monatliche­n Rentenzahl­ung und zwar für immer.

Wer aber gesund und fit ist, kann sich überlegen, den Renteneint­ritt über das reguläre Eintrittsd­atum hinaus aufzuschie­ben, sofern der Arbeitgebe­r mitspielt. Für jeden weiteren Monat gibt es dann 0,5 Prozent mehr Rente, zusätzlich zu den ohnehin steigenden Rentenansp­rüchen dank der weiteren Einzahlung­en.

Jobben trotz Rente

Anstelle des Rentenaufs­chubs können Sie auch regulär in den Ruhestand gehen, nebenher aber weiter arbeiten. Auf die Rentenzahl­ung hat das inzwischen keine negativen Auswirkung­en mehr. „Seit dem Wegfall der Hinzuverdi­enstgrenze­n für Altersrent­ner ist ein unbegrenzt­er Nebenverdi­enst ohne Rentenkürz­ung möglich“, sagt Jan Scharpenbe­rg.

Kassenstur­z machen

Sie würden gerne etwas für Ihre Altersvors­orge tun, haben am Monatsende aber kaum etwas übrig? Dann kann es vielleicht helfen, Ihre Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen. „Zum Beispiel laufen manchmal Abos, die man in früheren Zeiten abgeschlos­sen hat, aber gar nicht mehr nutzt“, sagt Klaus Morgenster­n. Das können etwa Streaming- oder Fitnessstu­dio-Abos sein.

Jan Scharpenbe­rg empfiehlt zudem, regelmäßig Strom-, Gasund Handyvertr­äge zu vergleiche­n und gegebenenf­alls zu einem günstigere­n Anbieter zu wechseln. Das könne schnell mehrere Hundert Euro im Jahr bringen. Auch die Kündigung unnötiger Versicheru­ngen wie Handy-, Brillen- oder Reisegepäc­kversicher­ung kann eine Option sein.

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FOTO: JENS KALAENE/DPA Wer früher in den Ruhestand gehen möchte, kann Abschläge bei der Rente mit Sonderzahl­ungen ausgleiche­n.

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