Aus Schillerstraße wird die Schlossallee
Narren setzen Rathauschefin Heidrich ab - Sie muss in den Knast, der Gefängnischor singt
- Neuler wäre nicht Neuler, wenn nicht auch aus der Absetzung von Bürgermeisterin Sabine Heidrich ein riesiges Spektakel gemacht worden wäre. Die Neulermer Narren brachten sie ins Kittchen und hatten dabei auch die künstliche Intelligenz zu Rate gezogen aber halt nur zum Teil, weil darauf einfach kein Verlass sei. Ganz real hatten die Narren deshalb ein monopolyähnliches Spiel mit Neulermer Straßennamen vorbereitet und die Rathauschefin musste sich einiges anhören. Sie wurde erst freigelassen, nachdem sie das närrische Volk ins Café Bieg zum Essen einlud.
Rainer Schreckenhöfer verlas sogleich das Anklageprotokoll. „Ihnen, Frau Bürgermeisterin, gebührt unsere höchste Wertschätzung als scheidende Bürgermeisterin. Sie waren immer stets bemüht, das Beste für die Gemeinde herauszuholen. Aber es muss jetzt einen Wechsel in der Führung der Gemeinde geben. Dieser Schritt wurde nicht leichtfertig getroffen, aber wir hoffen auf neue Perspektiven, denn wir stehen einer Zeitenwende gegenüber, mit allem Respekt für die Vergangenheit, aber auch mit Mut für die Zukunft und so weiter.“Abschließend nach dieser geschwollenen Rede sagte Schreckenhöfer: „Dieser Text wurde mit künstlicher Intelligenz verfasst, aber nun wollen wir ins Reale wechseln.“
Diese Realität wurde mit einem monopolyähnlichen Spiel mit Neulermer Straßennamen umgesetzt. Da wurde die Hauptstraße mit ihrem Dorfmittelpunkt genannt, die Löwenzahnstraße, die Maybachstraße, die Rosenstraße, die Friedhofstraße bis hin zur Hasengasse, um nur einige zu nennen. In der Hauptstraße, praktisch in der City, sei man immer nah am Geschehen. So wurde zum Beispiel über eine miserable Soundtechnik bei einer Veranstaltung gelästert. Auch in Sachen Geldverschwendung wurde vom Leder gezogen. So wurden 7000 Euro für eine Beurteilung des Bauhofs ausgegeben. „Wer soll das bezahlen“, sang der Gefängnischor.
Der Neulermer Weihnachtsmarkt erstrahlte im Lichterglanz, nur das Rathaus nicht, weil der
Rathauschefin die alte Beleuchtung nicht gefallen habe. Die Schillerstraße sollte nach der Komplettsanierung von 250 Metern mit Kosten von 1,5 Millionen Euro doch in Schlossallee umgetauft werden. Dazu sang der Gefängnischor: „Ich bau‘ dir ein Schloss, das hinterm Café steht.“Auch eine geplante Bildungsreise des Gemeinderats nach Berlin wurde aufs Korn genommen: „Was können wir denn in Berlin lernen?“, fragten sich die Neulermer Narren, außer, dass der Schlierbach und die Spree beide mit S anfangen.
Auch die Planungen für den Naturkindergarten bekamen ihr Fett ab. Ein Naturkindergarten mit Strom- und Wasseranschluss und einen Internetanschluss im Baumhaus. „Wir wollen, dass unsere Kinder in der Natur aufwachsen und von ihr lernen“, forderten die Narren und fragten: „Frau Heidrich, wollen Sie gefragt werden, warum der Baum eine Steckdose hat.“Und so sprudelten die Vorwürfe Schlag auf Schlag aus dem Munde der Narren.
Sabine Heidrich ließ es über sich ergehen, war sie ja noch erholt von ihrem Urlaub in Ägypten,
wo sie geschnorchelt und Fischla beobachtet hat. Sie hatte zur Ehrenrettung ihr gesamtes Rathausteam als Ramses, Nofretete oder Cleopatra und Pharaonen dabei. „Wir müssen hier keine Luftschlösser oder Pyramiden bauen, dafür aber eine tolle Ortskernsanierung hinkriegen. Wir sind stolz auf unseren geplanten Naturkindergarten, denn die Kinder sind unsere Zukunft.“Sprach’s und viele Kinder kamen auf ihren Tretbulldogs vor das Rathaus gefahren. Aus den Lautsprechern tönte „I bin a Dorf kind und darauf bin i stolz.“
Und Heidrich benutzte eine Aussage von Landrat Joachim Bläse, den Faschingsumzug betreffend: „An Fasching schlägt Neuler älle, ob in Mainz oder Kölle. Narra isch wohr – So isch’s.“Und noch etwas besänftigte die Gemüter der Bürger und Narren, ein Flashmob der Verwaltung, dem sich immer mehr anschlossen, bevor die Neulermer Narren mit monotonem Trommelschlag die vielen Menschen ins Café Bieg begleiteten. Bürgermeisterin Sabine Heidrich hatte eingeladen. „Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?“