Zahmer Wirbelsturm bei Frühlingswetter
Beim politischen Aschermittwoch bleiben die Grünen trotz einiger Spitzen gemäßigt
- Klar gab’s einige Spitzen, sogar einige deftige, aber insgesamt hat sich der Grünen-Kreisverband bei seinem politischen Aschermittwoch in der Aalener Traditionskneipe „Bierhalle“als durchaus gemäßigt präsentiert. Schließlich ist der Übergang vom politischen Aschermittwoch zum Wahlkampf für die Wahlen am 9. Juni ein f ließender. Und doch gab’s so manches zum Richtigstellen, zum Diskutieren und zum Austeilen.
Schon der Kreisverbandsvorsitzende Alexander Asbrock gestand vorab, mit Spaß „aufrichtig, kritisch, aber am Ende auch versöhnlich“sein zu wollen. Ob Hermann Schludi, Chef der SPD-Fraktion im Gemeinderat, Asbrock verzeihen wird, dass er ihm den
Wunsch, „gerne richtig bürgerlich zu sein“, zuschreibt? Oder Thomas Wagenblast, Co-Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion, den Asbrock als „Bestandswahrer des unflexiblen Konservatismus“bezeichnete? Mit Rezepten von gestern könne man keine Probleme von morgen lösen, so Asbrock, „das wäre, als wolle man einem Faxgerät Künstliche Intelligenz beibringen“. Für seine Partei gab er die Prämisse aus: „Wir wollen gar nicht so werden wie die anderen!“Dafür gab’s reichlich Beifall.
Den erhielt auch der Heidenheimer Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Grath, den Ulrike Richter, neben Asbrock Co-Vorsitzende des Grünen-Kreisverbands, im Nachhinein als „Wirbelsturm“bezeichnete. Und da hatte sie gar nicht unrecht. Grath entpuppte sich als äußerst engagierter Redner, der in verständlichen Worten geradezu durch die europa-, bundesund landespolitischen Themen raste: Lieferkettengesetz, Fachkräftemangel, Wohnungsnot, Gebäudeenergiegesetz, Digitalisierung, Bürokratieabbau oder die regionale Landwirtschaft – und das alles in knapp 45 Minuten.
Aber zu den Inhalten, zum Beispiel Bürokratieabbau: Bürokratismus müsse weg, aber Bürokratie sei eben auch Verbraucheroder Wettbewerbsschutz. „Die Bonpflicht: Für Bäcker Bürokratismus, für Friseure vielleicht nicht.“Oder die regionale Landwirtschaft: „Unsere Bauern hier haben nur dann eine Chance, wenn sie sich mit regionalen Initiativen – Bäckern, Metzgern, Einzelhandel, Gastronomie – zusammentun. Das wäre für beide Seiten eine Lösung.“Auch hier war der Applaus groß.
Aber Grath sah auch Mängel bei der eigenen Partei und zitierte Winston Churchill: „Die meisten Menschen wollen lernen, aber die wenigsten wollen sich belehren lassen.“In der Außenwirkung müsse die Partei eben noch nacharbeiten.
Ganz ohne zackiges Austeilen blieb aber auch Graths Rede nicht: „Ich greife normalerweise keine Personen verbal an. Aber heute möchte ich eine Ausnahme machen: Hubert Aiwanger. Er sagt: ,Politik machen Leute, die keine Kuh von einer Sau unterschieden können. Die Macht geht vom Traktor aus.’ Ich sage: Es kann nicht sein, dass man mit Populismus Politik macht.“So geht politischer Aschermittwoch.