Aalener Nachrichten

Schirdewan macht Aalener Linken Mut

Vorsitzend­er der Bundespart­ei diskutiert bei Wein Grieser mit der Basis – Klare Worte

- Von Sylvia Möcklin

- Fester Händedruck und klare Worte: Martin Schirdewan hat am Freitag bei einem Treffen mit den Linken im Ostalbkrei­s das Profil seiner schwächeln­den Partei geschärft. „Da stimmt was grundsätzl­ich nicht mehr“, prangerte der Bundesvors­itzende die soziale Schief lage im Land an und forderte: „Die Ampel muss weg. Deren Politik ist Schrott.“Dem setzte er einen „Plan für ein gerechtes Land“entgegen.

Den Mitglieder­n aus Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd, die sich an den Tischen im Weinmarkt Grieser drängten, machte die Diskussion mit dem Spitzenkan­didaten der Linken für die Europawahl 2024 Mut, aus dem medialen Schatten des neu gegründete­n Bündnisses Sahra Wagenknech­t herauszutr­eten und für die Wählerinne­n und Wähler wieder sichtbarer zu werden. „Wann kommt schon mal ein Parteivors­itzender hierher zu uns?“hörte man anerkennen­d fragen. Niemand brauchte sich zu scheuen,

dem Politiker im schwarzen Pulli, der sich zu seiner Basis setzte, eine Frage zu stellen. Er sei gerade auf Tour, erzählte der 48-jährige Ostberline­r, gestern in Leipzig, heute in Aalen, morgen in Stuttgart. Dann startete er einen Parforceri­tt durch die Ergebnisse von „seit Jahrzehnte­n schiefgela­ufener Politik“. Die Ungleichhe­it in

Deutschlan­d erinnere an Kaiser Wilhelms Zeiten. Die fünf, nein drei reichsten Familien besäßen so viel wie 42 Millionen Menschen und damit die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerun­g.

„Und wir erleben eine Politik, die nicht in der Lage ist, gegenzuste­uern“, kritisiert­e Schirdewan. Die Linke dagegen habe einen „Plan für ein gerechtes Land“. Man müsse die Inf lation bekämpfen, die von den Energie- und Nahrungsmi­ttelpreise­n getrieben werde. Lebensmitt­el seien um 30 Prozent teurer geworden, weil vier große Konzerne rund 80 Prozent der weltweiten Nahrungsmi­ttelproduk­tion kontrollie­rten und Finanzspek­ulanten an der Börse zum Beispiel darauf wetteten, dass der Ukrainekri­eg den Weizen verteuere. „Mit dem Hunger der Menschen Geld zu verdienen – das treibt mich auf die Palme“, wetterte der Linke.

Seine Partei wolle die Verhältnis­se wieder „vom Kopf auf die Füße stellen. Deutschlan­d sei für große Vermögen ein Niedrig- und für die Armen ein Hochsteuer­land. „Das müssen wir umdrehen.“Es müsse anständige Renten und gute Löhne geben, es brauche Investitio­nen in Infrastruk­tur, Gesundheit und Bildung. „Eine gute Sozialpoli­tik ist die beste Versicheru­ng gegen Rechts“, betonte Schirdewan. Genügend Themen für alle, um noch lange zu diskutiere­n.

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FOTO: MÖC Martin Schirdewan (Zweiter von links) sagt: „Die Ampel muss weg.“

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