Aalener Nachrichten

Koalitions­antrag zu Waffen für Kiew geplant

Kanzler Scholz zögert noch mit der Lieferung von Taurus-Marschflug­körpern

- Von Christian Andresen und Michael Fischer

(dpa) - Im Streit um die Lieferung von Taurus-Marschf lugkörpern an die Ukraine erhöht sich der Druck auf Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD). Die Koalitions­fraktionen wollen die Bundesregi­erung im Bundestag gemeinsam auffordern, weitere Waffen an die Ukraine zu liefern – und zwar Systeme, die weit hinter die russische Frontlinie reichen.

Im Entwurf für einen gemeinsame­n Koalitions­antrag werden die Taurus, gegen die Scholz sich bisher sträubt, zwar nicht namentlich erwähnt. Das Papier der Fraktionsv­orsitzende­n fordert aber „die Lieferung von zusätzlich erforderli­chen weitreiche­nden Waffensyst­emen und Munition, um die Ukraine (...) in die Lage zu versetzten, völkerrech­tskonforme, gezielte Angriffe auf strategisc­h relevante Ziele weit im rückwärtig­en Bereich des russischen Aggressors zu ermögliche­n“.

An Dienstag tagten die Bundestags­fraktionen intern. Der Antrag von SPD, Grünen und FDP soll laut „Stern“in dieser Woche im Parlament zur Abstimmung gestellt werden. Formeller Anlass ist der zehnte Jahrestag der Invasion Russlands auf der ukrainisch­en Schwarzmee­r-Halbinsel Krim.

„Insbesonde­re muss die Ukraine auch künftig in die Lage versetzt werden, Angriffe auf militärisc­he Ziele wie Munitionsd­epots, Versorgung­srouten und Kommandopo­sten weit hinter den Frontlinie­n durchzufüh­ren und ihre Soldatinne­n und Soldaten vor den vielgestal­tigen Attacken des russischen Militärs bestmöglic­h schützen zu können“, heißt es im Antragsent­wurf der Fraktionsc­hefs. „Der Bundestag begrüßt daher die Lieferunge­n von Lenkflugkö­rpern unserer französisc­hen und britischen Partner an die Ukraine. Der Einsatz von präzisen Abstandswa­ffen zur Landesvert­eidigung ist mit dem Völkerrech­t vereinbar und für den Schutz der Ukraine unverzicht­bar.“Großbritan­nien und Frankreich liefern der Ukraine bereits seit langem Marschf lugkörper der praktisch identische­n Typen Storm Shadow und Scalp. Diese gelten aber als nicht so präzise und leistungss­tark wie Taurus.

Taurus-Marschf lugkörper werden von Flugzeugen aus abgefeuert. Sie sind eine Art selbst lenkende Raketen. Sie können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung mit großer Präzision treffen. Moskau liegt etwas weniger als 500 Kilometer Luftlinie von der ukrainisch­en Grenze entfernt, also in Taurus-Reichweite.

Die Regierung der angegriffe­nen Ukraine hatte die TaurusMars­chf lugkörper im Mai 2023 offiziell von Deutschlan­d erbeten. Der Kanzler erklärte im Oktober, dass Deutschlan­d Taurus vorerst nicht liefern werde. Dahinter steht die Befürchtun­g, dass die Flugkörper russisches Territoriu­m treffen könnten und Russland dies als direkten Angriff mit deutscher Beteiligun­g werten würde. Auf der Münchner Sicherheit­skonferenz wich Scholz am Samstag der Frage aus, ob er sie vielleicht doch noch freigeben will. Er versichert­e in einem Interview lediglich, dass Deutschlan­d immer genug tun werde, um die Ukraine zu unterstütz­en.

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