Aalener Nachrichten

Zu klein, zu spät, zu zögerlich

- Von Eva Stoss e.stoss@schwaebisc­he.de

Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Ein halbes Jahr nach dem in Meseberg beschlosse­nen Wachstumsc­hancengese­tz ist noch nichts passiert. Das ohnehin schon lächerlich­e Gesamtpake­t zur Entlastung der Wirtschaft ist inzwischen auf nur noch die Hälfte geschrumpf­t. Heftig gestritten wird nun um ganze drei Milliarden Euro, die die lahmende Wirtschaft wieder in Schwung bringen sollen. Das wohl beste an diesem Paket, die höheren Abschreibu­ngen beim Wohnungsba­u, wurde gestutzt. Noch Fragen?

„Deutschlan­ds Tage als industriel­le Supermacht sind gezählt", schrieb kürzlich das US-Magazin Bloomberg. Der Vorstandsc­hef eines großen Anlagenbau­ers, Stefan Klebert, sagte: „Es gibt wenig Hoffnung, das sage ich ehrlich."

Um das Mini-Wachstumsp­aket kann noch so hart gerungen werden – die Misere liegt viel tiefer. Ganze Industrien sind dabei, den Standort Deutschlan­d zu verlassen. Die Autoherste­ller und ihre Zulieferer, einst Garanten für Wohlstand und gut bezahlte Arbeitsplä­tze, kämpfen in Wahrheit ums Überleben. Chemiegiga­nten verlagern im großen Stil nach China, die Baubranche steht am Abgrund, die Zahl der Pleiten schießt in die Höhe.

Man muss kein Schwarzmal­er sein, um zu erkennen: Das grüne Wirtschaft­swunder fällt aus. Das hat Robert Habeck in seinem Jahreswirt­schaftsber­icht selbst offenbart. Da mag sich der Wirtschaft­sminister noch so grämen: Wurzel des Übels ist eine von Ideologien getriebene Politik, für die vorrangig seine Partei steht.

Weil nicht eintritt, was eintreten soll, versteifen sich die Handelnden immer mehr auf Überzeugun­gen und Symbolik. Die Energiewen­de ist offensicht­lich gescheiter­t, da gibt es nichts zu beschönige­n. Noch nie wurde in Deutschlan­d so viel Kohle verfeuert, Flüssiggas ist alles andere als umweltfreu­ndlich, der Umbau der Leitungsne­tze ist schlicht unbezahlba­r. Je schlechter die Ergebnisse, umso mehr wird an der Unerreichb­arkeit von ökologisch­en Zielen festgehalt­en und der Klimaschut­z mantrahaft beschworen. Fakt ist: Der CO2-Ausstoß sinkt, weil die Industrie immer weniger produziert. So kann man auch Klimaschut­z betreiben. Fragt sich nur wie lange.

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