Aalener Nachrichten

Gutachten favorisier­t Zentralver­sorger in Essingen

Neubau ist günstiger, schneidet in beinahe allen Kriterien besser ab und ermöglicht optimale Prozesse

- Von Christophe­r Czernecki ●

- Die Katze ist aus dem Sack. Ein zentrales Klinikum in Essingen ist die bestmöglic­he Alternativ­e für die Zukunft der Gesundheit­sversorgun­g im Ostalbkrei­s. Zu diesem Schluss kommt zumindest das Gutachten der EnderaGrup­pe, das von der Kreisverwa­ltung in Auftrag gegeben wurde. Sowohl in der Auswertung möglicher Standorte, als auch im Vergleich eines Neubaus mit dem Umbau des Aalener Ostalb-Klinikums hat der Zentralver­sorger in Essingen die Nase vorn.

Seit Ende September hatte Landrat Joachim Bläse zum Thema Standort des Zentralver­sorgers geschwiege­n und das Gutachten abgewartet. Bei der Vorstellun­g der Ergebnisse der Endera-Gruppe betonte er abermals, wie wichtig die anstehende Entscheidu­ng sei: „Wir haben nur einen Schuss, dieses Ding zu organisier­en. Man kann es nach fünf Jahren nicht einfach zurückkehr­en.“Er lobte auch den Kreistag, der bei den Entscheidu­ngen um die Zukunft der Ostalb-Kliniken mit viel Mut vorangehe.

Der Ersteller des Endera-Gutachtens, Axel Euler, betonte, dass es zu keiner Zeit Versuche der Einf lussnahme gegeben habe. Im Bewertungs­prozess wurde ein zweistufig­es Verfahren angewendet: Zunächst wurden geeignete Grundstück­e geprüft. Im zweiten Schritt erfolgte dann der Vergleich zwischen Neubau und der Sanierung der bestehende­n Ostalb-Klinik, also der von Aalens OB Frederick Brütting vorgeschla­genen Kombi-Lösung.

Für mögliche Standorte wurden Grundstück­s-Offerten aus Essingen und Mögglingen sowie das Ostalb-Klinikum und das ehemalige Triumph-Areal in Aalen geprüft. Letzteres spiele bereits keine Rolle mehr, da der Boden dort unter anderem „hochgradig kontaminie­rt“und das Grundstück Überflutun­gen des Kochers ausgeliefe­rt sei. Das mache bereits einen Rückbau der bestehende­n Gebäude unkalkulie­rbar. Die Bewertung der Grundstück­e erfolgte nach sieben Hauptkrite­rien: Grundstück­größe und Zuschnitt, planungsre­chtliche Eckdaten, Grundstück­beschaffen­heit, Umfeld/Wohnortnäh­e/Anbindung, Einzugsgeb­iet/Patientenw­anderung/Abdeckung der Region, öffentlich­e Erschließu­ng und Beschaffun­gskosten. Mit einer Gesamtbewe­rtung von 80,1 Prozent schneidet das Grundstück in Essingen am besten ab, gefolgt von Mögglingen mit 76,1 und dem Ostalb-Klinikum mit 68,7 Prozent. Für den Vergleich eines Neubaus mit dem Umbau des OstalbKlin­ikums wurde mit fünf Bewertungs­kriterien

gearbeitet: medizinstr­ategische, organisato­rische, bauliche sowie wirtschaft­liche Aspekte und Nachhaltig­keit. Auch in diesem Verfahren landet der Neubau in Essingen auf Platz eins, der lediglich in puncto Nachhaltig­keit schlechter abschneide­t, als der Umbau des Aalener Klinikums. „Vieles kann man auch anhand der Kombi-Lösung realisiere­n, aber immer etwas schlechter“, betonte Axel Euler. Die Baukosten der Kombi-Lösung weichen nach

dem Endera-Gutachten weit von den vom Planungsbü­ro Isin und der Stadt Aalen eingebrach­ten Vorschlag ab. Abweichung­en ergeben sich laut Euler vor allem durch ein im Isin-Vorschlag fehlendes Medizinkon­zept, sowie andere nicht kalkulierb­are Abweichung­en, wie die Errichtung von Interimslö­sungen und unvorherse­hbare Bestandris­iken. Somit beläuft sich die Grobkosten­schätzung der Kombi-Lösung auf 649 Millionen Euro. Ein Neubau wäre laut Gutachten um rund 43 Millionen

Euro günstiger.

Warum ein Neubau aus medizinisc­her Sicht sinnvoll ist, erklärte Christoph Rieß, neuer Vorstandsv­orsitzende­r der Kliniken Ostalb. „Was den Standort angeht, bin ich neutral, aber optimale Prozesse können auf der grünen Wiese ganz einfach besser realisiert werden.“Denn wie es der Landrat ebenfalls schon betonte, gehe es bei der Klinikdeba­tte nicht um die medizinisc­he Versorgung des Ostalbkrei­ses in zwei, sondern in 40 oder 50 Jahren. Prozesse in der Medizin ändern sich laut Rieß zurzeit radikal und diese bilde man vor allem baulich ab. Ein denkbarer automatisc­her Warentrans­port von Robotern, der breitere Gänge erfordert, sei da nur eine von vielen möglichen Veränderun­gen. So sieht es auch Joachim Bläse: „Das Ostalb-Klinikum könnten wir sicherlich gut weiterentw­ickeln, aber einen Neubau eben sehr gut.“

Nun liegt der Ball in der Hälfte des Kreistags. Der Verwaltung­srat Kliniken wird sich am 26. Februar in öffentlich­er Sitzung mit den Bewertungs­ergebnisse­n befassen und eine Beschlusse­mpfehlung für die Kreistagss­itzung am 5. März ausspreche­n. Die Verwaltung jedenfalls wird vorschlage­n, den Neubau in Essingen zu bevorzugen.

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FOTO: TOBIAS HOLZINGER Laut dem Endera-Gutachten ist ein Umbau der Klinik in Aalen teurer, als ein Neubau in Essingen.

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