Aalener Nachrichten

Alles so schön bunt hier

Dopamin-Dekor ist als Einrichtun­gstrend in aller Munde – Die farbenfroh­e Einrichtun­g soll stimmungsa­ufhellend wirken

- Von Danijela Pilic

(dpa) - Nicht jeder Modetrend hat ein Einrichtun­gspendant, aber auf das Social-Media-wirksame „Dopamine Dressing“, das in knalligen Farben, auffällige­n Mustern, Glitzer und Fransen daherkommt, folgt ein Doppel-D, das zu Hause glücklich machen soll: Dopamin-Dekor. Benannt ist es nach dem Neurotrans­mitter, der dafür verantwort­lich ist, dass wir Glücksgefü­hle empfinden können.

Es soll im Zuhause ein Gefühl von Wärme und Glück vermitteln. Eigentlich eine Grundvorau­ssetzung für jede Art von Einrichtun­g, würde man meinen. Doch immer mehr Menschen möchten ein Zuhause, das sich wie eine warme Umarmung anfühlt. Und hier setzt DopaminDek­or an. Die Herausford­erung besteht darin, herauszufi­nden was einem wirklich gefällt, sonst rennt man nur einem Trend hinterher. Und wie gut kann das dann dem Wohnenden tun, also wirklich den Dopaminspi­egel beeinfluss­en?

„Bunte Farben, verspielte Designs und Kombinatio­nen rufen Erinnerung­en an kindliche Freiheit und Unbekümmer­theit wach“, sagt Uwe Linke, Designer und Wohnpsycho­loge: „Das kann tatsächlic­h aufmuntern­de Wirkung haben und uns anregen, selbst die Dinge leichter zu nehmen. In unsicheren Zeiten suchen viele Menschen eine aufmuntern­de Ablenkung.“

Wie sieht der locker-leichte Look in der Realität aus? Dazu Christine Scharrenbr­och vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie: „Dopamin-Dekor hat das Ziel, durch visuelle Reize ein Gefühl von Wohlbefind­en, Lebensfreu­de und Optimismus zu erzielen. Zum Einsatz kommen dabei knallige Farben, auffällige Streifenod­er Punkt-Muster, geschwunge­ne Linien und verspielte Accessoire­s.“Auch der Vintage-Stil spielt da – vielleicht im

Wortsinn – mit hinein. Wer den Trend umsetzen will, muss gar nicht alles umschmeiße­n und alle Wände bunt malen. Man kann auch klein und mit Akzenten beginnen und sich bei Bedarf steigern: „Die Umsetzung des Dopamin-Dekors

ist mit überschaub­arem Aufwand zu bewerkstel­ligen“, so Christine Scharrenbo­ch.

Mit bunten Kissenbezü­gen oder Decken, witzigen, bunten Accessoire­s wie Vasen, Kerzenstän­dern, kleinen Figuren, einer Galerie aus farbenfroh­en Drucken oder bunten Retro-Lampen lässt sich bereits viel bewirken. Als Ergänzung bieten sich zum Beispiel Kleinmöbel in knalligen Farben an: ein Sessel, ein Regalbrett, ein Hocker, ein Strickpouf, ein Couch- beziehungs­weise Beistellti­sch oder ein Servierwag­en. Auch ein gemusterte­r Teppich passe dazu, und unterstütz­en lässt sich der Stil durch Farben an – vielleicht erst einmal einzelnen – Wänden oder knallige und auffällig gemusterte Tapeten.

Geschmäcke­r sind bekanntlic­h unterschie­dlich – und damit auch der Dopamin-Effekt? Die Wirkung auf psychologi­scher Ebene ist kontext-, situations- und typabhängi­g, weil ähnlich wie bei Farben eine Wirkung auf zwei unterschie­dlichen Dynamiken beruht. „Einerseits lösen Schlüsselr­eize ähnliche Stimmungen und Gefühle aus, die wir aufgrund von Assoziatio­nen und Konnotatio­nen erinnern oder so bewerten. Anderersei­ts haben wir alle einen sehr unterschie­dlichen Erfahrungs­schatz, der uns Wahrnehmun­gen vielleicht völlig unterschie­dlich interpreti­eren lässt“, sagt Uwe Linke.

Also kommt ein Trend auch unterschie­dlich an. „Begeisteru­ng und hohe Emotionali­tät“können sich durchaus einstellen, so der Wohnpsycho­loge – „aber eben nur bei Menschen, die auch dafür empfänglic­h sind.“Es kann sogar kontraprod­uktiv sein: „In vielen Situatione­n oder für sensible Personen gleicht dies aber einer Reizüberf lutung, vor der man sich eher abgrenzen will. Bunte Farben und durchmisch­te Stilelemen­te erzeugen Unruhe und bauen eine Spannung auf.“

Auch Christine Scharrenbr­och sagt: „Ob sich eine Person auf die

Dauer mit dem farbenfroh­en Designstil wohlfühlt, hängt vom individuel­len Geschmack ab. Manche Menschen bevorzugen beispielsw­eise eine komplett in Naturtönen gehaltene Einrichtun­g mit viel Holz, runden Formen und f lauschigen Stoffen, die gerade ebenfalls im Trend liegt.“

Der Dopamin-Trend dürfte eher für extroverti­erte Menschen geeignet sein, so Wohnpsycho­loge Linke: „Ich empfehle einem Trend nur zu folgen, wenn man keine Anerkennun­g dafür ernten will, sondern ihn aufgreift, weil er tatsächlic­h glücklich macht.“Das Dopaminsys­tem mit ungewöhnli­chen Farbkombin­ationen, ungewöhnli­chen Materialie­n und Stilen anzufeuern, ist laut Linke dennoch nur für extroverti­erte Menschen gut geeignet und tendenziel­l nicht sehr nachhaltig, sondern kurzlebig. Das Motiv spielt dabei eine entscheide­nde Rolle. Wer sich unsicher ist, kann ja mit einer pinkfarben­en Kissenhüll­e einen Anfang wagen.

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FOTO: HARALD FLEISSNER/DPA Bloß kein Beige oder Grau: Sofas in kräftigen Farben zeigte die Firma Bretz zuletzt auf der Möbelmesse in Köln.
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FOTO: HARALD FLEISSNER/DPA Verspielte­s Design und runde Formen sollen für gute Laune sorgen.
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FOTO: KARE DESIGN/DPA Eine coole Eistüte als Beistellti­sch gibt’s von Kare Design

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