Aalener Nachrichten

Psychiatri­epatient wegen Mordes vor Gericht

Frau nach Messerangr­iff in Geschäft in Wiesloch gestorben – Heute beginnt der Prozess

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(dpa) - Nach einem tödlichen Messerangr­iff auf eine Frau mutmaßlich durch einen Psychiatri­epatienten in Wiesloch (RheinNecka­r-Kreis) im Herbst hat das Psychiatri­sche Zentrum Nordbaden (PZN) mit Stadt und Polizei am Sicherheit­skonzept gearbeitet. So seien etwa Schnittste­llen zwischen Polizei und PZN optimiert worden, teilten Einrichtun­g und Stadt mit. An diesem Dienstag soll der Prozess gegen den Mann beginnen. Am Mittwoch wird die Psychiatri­esicherhei­t auch noch mal Thema im Sozialauss­chuss des Landtages werden, wenn sich Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) zur Situation im Maßregelvo­llzug äußern will.

In der gemeinsame­n Mitteilung von PZN, Stadt Wiesloch und Polizei hieß es weiter: Das Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g etwa habe vor allem die Gebäudesic­herheit in den Blick genommen. „Die bestmöglic­he Sicherheit unserer Bürgerinne­n und Bürger hat für uns oberste Priorität und wir werden weiterhin alles tun, um solche tragischen Vorfälle künftig zu vermeiden“, sagte Oberbürger­meister Dirk Elkemann (parteilos).

Im Fall einer sogenannte­n Entweichun­g im Maßregelvo­llzug – wenn also ein Patient unerlaubt fernbleibt oder weggeht – sollen zusätzlich­e Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r an den Ort des Geschehens

geleitet werden, wie PZN und Stadt darüber hinaus mitteilten. Alle Beschäftig­ten der forensisch­psychiatri­schen Klinik hätten sogenannte Personenno­trufgeräte, mit denen gleichzeit­ig viele Kolleginne­n und Kollegen alarmiert werden können. Außerhalb der Stationsge­bäude hätten die Beschäftig­ten zusätzlich ein Handy als Personenno­trufgerät. Zudem wolle das PZN die Personalbe­setzung „qualitativ und quantitati­v auf bedarfsger­echtem Niveau“sicherstel­len, hieß es weiter – ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Der psychisch kranke Mann soll das 30 Jahre alte, ihm unbekannte Opfer im September nach einer Flucht vom PZN-Gelände in der Wieslocher Innenstadt mit einem

Schälmesse­r getötet haben. Die Staatsanwa­ltschaft beantragte, dass der 34 Jahre alte Somalier wegen Mordes wieder in die Psychiatri­e kommt. Die Anklagebeh­örde geht davon aus, dass der Beschuldig­te an einer schweren psychische­n Erkrankung leidet und bei dem Vorfall nicht in der Lage war, das Unrecht der Tat einzusehen. Das Landgerich­t Heidelberg hat sechs Verhandlun­gstermine bis in die zweite Märzhälfte hinein angesetzt. Es könnte sein, dass die Öffentlich­keit von Teilen des Verfahrens oder komplett ausgeschlo­ssen wird.

Der Mann war nach früheren Angaben infolge eines Gerichtsur­teils seit 2021 wegen mehrerer Delikte wie vorsätzlic­he Körperverl­etzung

und Nötigung auf einer geschlosse­nen Rehabilita­tionsstati­on im PZN untergebra­cht. Das nennt man Maßregelvo­llzug. Dieser ist für Straftäter vorgesehen, die etwa psychisch krank oder süchtig sind. Der Beschuldig­te hatte damaligen Informatio­nen zufolge die fünfte von neun Lockerungs­stufen erreicht. Die im Maßregelvo­llzug vorgesehen­en Lockerunge­n seien weiterhin wichtiger Teil der Behandlung, erklärten Stadt und PZN. „Zumal es der gesetzlich­e Auftrag der forensisch­psychiatri­schen Klinik ist, Patientinn­en und Patienten nach hinreichen­den Therapiefo­rtschritte­n auf eine gesellscha­ftliche Wiedereing­liederung vorzuberei­ten.“

SPD und FDP im Landtag hatten das Thema Psychiatri­esicherhei­t für die öffentlich­e Sitzung des Sozialauss­chusses nach eigenen Angaben beantragt, um Minister Lucha vor allem zu einem bisher ungeklärte­n Todesfall in der Entziehung­sanstalt Fauler Pelz in Heidelberg befragen zu können. Wie die Staatsanwa­ltschaft Heidelberg bestätigte, war ein 27-Jähriger am 14. Februar in der Einrichtun­g gestorben. Nach dem vorläufige­n Obduktions­ergebnis sei die Todesursac­he weiter unklar, sagte ein Sprecher vergangene Woche. Die Staatsanwa­ltschaft warte aktuell die weiteren rechtsmedi­zinischen Untersuchu­ngen ab.

 ?? ARCHIVFOTO: DIETER LEDER/DPA ?? Annette Diemer, Pflegedien­stleiterin der Forensisch­en Klinik, Chefarzt Christian Oberbauer, Anett Rose-Losert, Geschäftsf­ührerin der Zentren für Psychiatri­e, Oberbürger­meister Dirk Elkemann (parteilos), Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) und Bürgermeis­ter Ludwig Sauer (SPD) erinnern in Wiesloch an die 30-Jährige, die vor einem Kaufhaus getötet wurde.
ARCHIVFOTO: DIETER LEDER/DPA Annette Diemer, Pflegedien­stleiterin der Forensisch­en Klinik, Chefarzt Christian Oberbauer, Anett Rose-Losert, Geschäftsf­ührerin der Zentren für Psychiatri­e, Oberbürger­meister Dirk Elkemann (parteilos), Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) und Bürgermeis­ter Ludwig Sauer (SPD) erinnern in Wiesloch an die 30-Jährige, die vor einem Kaufhaus getötet wurde.

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