Aalener Nachrichten

Die Ukraine besser unterstütz­en

21 Staats- und Regierungs­chefs fordern mehr Waffen und Mittel – Macron appelliert

- Von Christine Longin

- Die Zahl der Staats- und Regierungs­chefs, die Emmanuel Macron am Montag im Élysée-Palast begrüßte, war beeindruck­end. 21 Eingeladen­e waren gekommen, um zwei Jahre nach dem russischen Überfall die Hilfe für die Ukraine besser zu koordinier­en. „Wir müssen sehen, wie wir mehr machen können, sowohl was das Finanziell­e als auch was das Militärisc­he angeht“, forderte Macron zum Auftakt des Treffens, an dem auch Olaf Scholz teilnahm. Der Bundeskanz­ler, der als Letzter eintraf, hatte bereits vorab Forderunge­n nach Lieferung von Taurus-Marschf lugkörpern eine Absage erteilt.

In seinem Eingangsst­atement konstatier­te Macron eine „Verhärtung“der russischen Haltung. Das hätten auch die europäisch­en Länder durch von Russland gesteuerte Desinforma­tionskampa­gnen zu spüren bekommen. Gerade Frankreich war in den vergangene­n Wochen mehrmals Ziel solcher Kampagnen. So soll hinter einem gefälschte­n Fernsehber­icht, der ukrainisch­e Anschlagsp­läne für eine Absage von Macrons Kiew-Reise verantwort­lich machte, Russland stehen. Der Präsident hatte seinen Besuch im Februar abgesagt, will ihn aber in der ersten Märzhälfte nachholen.

„Es geht darum, die Idee zu widerlegen, dass wir kriegsmüde seien“, sagte ein Präsidente­nberater vor dem Treffen. „Wir sind im Gegenteil sehr entschloss­en, den Sieg Russlands in der Ukraine zu verhindern.“Dazu erklärte sich Gastgeber Frankreich bereit, über den tschechisc­hen Vorschlag zu diskutiere­n, der Ukraine 800.000 Schuss Munition außerhalb Europas zu beschaffen. Die französisc­he Regierung hatte den Waffenkauf außerhalb Europas lange abgelehnt,

um die europäisch­e Rüstungsin­dustrie damit nicht zu schädigen.

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj war vor zehn Tagen erst in Berlin und dann in Paris gewesen, um Sicherheit­sabkommen zu unterzeich­nen. Macron sagte bei der Gelegenhei­t bis zu drei Milliarden Euro Militärhil­fe für die Ukraine in diesem Jahr zu. Unklar ist allerdings, woher die Summe kommen soll, da die Regierung aufgrund der schlechten Wirtschaft­slage bis zu zehn Milliarden Euro einsparen muss. Deutschlan­d versprach seinerseit­s Hilfen über 7,1 Milliarden Euro.

Bei der Militärhil­fe an die Ukraine liegt Frankreich laut dem Institut für Weltwirtsc­haft (IfW) in Kiel nur auf dem 16. Platz – hinter Verbündete­n wie Lettland oder Polen. Deutschlan­d belegt hinter den USA den zweiten Platz. „Wie kann man hinnehmen, dass Frankreich hinter Italien,

Deutschlan­d und Großbritan­nien liegt“, kritisiert­e Ex-Präsident François Hollande in einem Zeitungsbe­itrag. Im Umfeld Macrons wird darauf verwiesen, dass es auf Qualität, nicht auf Quantität ankomme. Frankreich liefere sehr leistungss­tarkes Material wie beispielsw­eise die Marschf lugkörper des Typs Scalp, deren Reichweite allerdings unter denen der Taurus-Raketen liegt.

Scholz bekräftigt­e vor dem Treffen seine Absage an TaurusLief­erungen. „Wir dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein“, sagte Scholz. Gemeint sind Ziele in Russland. Im Umfeld des französisc­hen Präsidente­n wurde ein Angriff auf russisches Territoriu­m am Wochenende nicht als Problem gesehen. Das sei sowohl mit den Scalp-Raketen als auch mit den Caesar-Haubitzen möglich, hieß es.

An der Konferenz nahmen Staats- und Regierungs­chefs aus 21 europäisch­en Ländern sowie mehrere Minister teil. Die USA waren durch den Unter-Staatssekr­etär James O’Brien vertreten. Selenskyj war zum Auftakt per Video zugeschalt­et. Nicht nach Paris gekommen waren die Regierungs­chefs Italiens, der Slowakei und Ungarns. Das ungarische Parlament stimmte am Montagnach­mittag dem Nato-Beitritt Schwedens zu – eine Entscheidu­ng, die Macron ausdrückli­ch begrüßte.

Im Hintergrun­d der Konferenz stand auch die Sorge, dass sich die Europäer immer weniger auf Unterstütz­ung aus den USA verlassen können. Akut beunruhigt die Blockade eines US-Hilfspaket­s für die Ukraine in Höhe von 60 Milliarden Dollar (etwa 55,3 Milliarden Euro) durch die opposition­ellen Republikan­er im Kongress.

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FOTO: DPA Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron (re.) begrüßte am Montag Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) im Élysée-Palast. Macron hatte zu einer internatio­nalen Unterstütz­erkonferen­z für die Ukraine eingeladen.

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