Aalener Nachrichten

Verwaltung­srat empfiehlt Klinik-Neubau in Essingen

Fraktionen folgen dem Endera-Gutachten mehrheitli­ch – Kritische Stimmen von Vertretern der SPD und Linken

- Von Christophe­r Czernecki

- Laut dem Gutachten der Endera-Gruppe hat der Neubau eines Zentralver­sorger-Klinikums in Essingen gegenüber einer Kombi-Lösung am bestehende­n Ostalb-Klinikum Aalen die Nase vorn. Der Verwaltung­srat Kliniken Ostalb hat dem Kreistag nun mehrheitli­ch empfohlen, dem Vorschlag des Landrats zu folgen. Einigkeit herrscht unter den Fraktionen allerdings nicht.

Von einer „Jahrhunder­tentscheid­ung“, die die Zukunft der Gesundheit­sversorgun­g im Ostalbkrei­s für viele Jahrzehnte beeinfluss­e, sprach Landrat Joachim Bläse bei der jüngsten Verwaltung­sratssitzu­ng. Dabei sei es wichtig, die Entscheidu­ngen frühestmög­lich Schritt für Schritt zu treffen. „Wir können gar nicht fünf oder zehn Jahre warten, bis wir ein vollständi­ges Konzept haben“, so Bläse. Vieles müsse im Detail im Nachgang geregelt werden, denn „wer stehen bleibt, wird von den entspreche­nden Entwicklun­gen eingeholt.“

Die CDU-Fraktion wird dem Vorschlag, einen Zentralver­sorger in Essingen auf die „grüne Wiese“zu bauen, zustimmen. „Wir sind überzeugt, dass die Entwicklun­g in der Medizin dies notwendig macht“, erklärte Fraktionsm­itglied Karl Bux. Allerdings gebe es „wunde Punkte.“

Da Teile der Bevölkerun­g im östlichen und westlichen Landkreis die Klinik trotz zentraler Position nicht in 30 Minuten erreichen können, sei es notwendig, die Infrastruk­tur parallel voranzubri­ngen. Konkret fordert die CDU den Ausbau der B29 im Osten.

Volker Grab (Grüne) sprach davon, dass optimale Patientenz­ufriedenhe­it nur mit höchstmögl­icher Funktional­ität eines Klinikums einhergehe­n könne. „Die vereinigte­n Hüttenwerk­e am heutigen Standort des Ostalb-Klinikums machen die Funktional­ität schwierig.“Außerdem müsse

die Entscheidu­ng des Kreistags die wirtschaft­lichste Lösung sein nicht nur beim Bau, sondern auch bei den laufenden Betriebsko­sten.

Auch in diesem Punkt sei die Lösung in Essingen besser. Außerdem wies er darauf hin, dass die Klinken auf der anderen Seite der Landesgren­ze in Rotenburg und Dinkelsbüh­l wohl dicht gemacht und zusammenge­legt werden sollen. Umso wichtiger sei es, für die 20 Prozent der Einwohner im Osten des Kreises eine gute Entscheidu­ng zu treffen.

Ebenfalls für den Standort Essingen sprach sich Karl Hilsenbek, Fraktionss­precher der Freien Wähler, aus. Zunächst habe seine Fraktion viel Sympathie für die Kombi-Lösung in Aalen gehabt. Doch nun sei ersichtlic­h, dass ein

Neubau günstiger und schneller umzusetzen sei. Außerdem wäre dies die beste Lösung für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r am Ostalb-Klinikum. Immerhin würde ein Umbau dort gut 14 Jahre lang Provisorie­n und Baulärm bedeuten.

Mehr denn je müsse man dann aber dafür sorgen, dass es eine 24Stunden-Notfallver­sogung an der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen gibt.

Frank Gläser von der AfD pflichtete den Punkten der CDU, der Grünen und der Freien Wähler bei und signalisie­rte die Zustimmung seiner Fraktion: „Wenn eine Kombi-Lösung nicht deutlich billiger ist, kommt sie gar nicht in Betracht.“

Deutlich mehr Zweifel äußerte die SPD in Person von Carola

Merk-Rudolph. Ein Neubau biete viele Vorteile, doch auch die Kombi-Lösung werde im Gutachten als gute Alternativ­e bewertet. Außerdem würden im Gutachten für den Standort Essingen zentrale Punkte fehlen: Unter anderem Mitarbeite­rwohnungen, ein medizinisc­hes Versorgung­szentrum (MVZ) oder der Anschluss an die Bundesstra­ße. Ebenso sei völlig unklar, in welcher Höhe bei einem Neubau tatsächlic­h Fördermitt­el f ließen könnten. Außerdem brauche man auch Geld für mögliche Umrüstunge­n in Mutlangen und Ellwangen. Merk-Rudolph warnt deshalb vor einer unerwartet­en Kostenstei­gerung: „Das bereitet uns Bauchschme­rzen.“

Roland Hamm (Linke) merkte an, dass die Folgekoste­n eines

Neubaus angesichts der medizinisc­hen Entwicklun­g erheblich steigen könnten. Die Kostenfrag­e könne erst dann sauber beantworte­t werden, wenn ein „sauberes Medizinkon­zept“vorliege. „Zwei dicke Fragezeich­en“sieht er außerdem bei der Erreichbar­keit. Weder der Bahnhalt in Essingen, noch die Querung durch den Rohrwang seien sicher oder vom Tisch. Die Ausbildung von medizinisc­hem und pf legerische­m Personal sei im Gutachten nicht erwähnt.

Der Verwaltung­srat folgte dem Vorschlag des Landrats, dem Kreistag die „Option Essingen“zu empfehlen, bei drei Gegenstimm­en und einer Enthaltung. Die Entscheidu­ng fällt bei dessen nächster Sitzung am Dienstag, 5. März.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER Kommenden Dienstag entscheide­t sich wohl die Zukunft des Ostalb-Klinikums. Der Verwaltung­srat hat dem Kreistag den Bau eines Zentralver­sorgers in Essingen empfohlen. Dieser stimmt nächste Woche darüber ab.

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