Verwaltungsrat empfiehlt Klinik-Neubau in Essingen
Fraktionen folgen dem Endera-Gutachten mehrheitlich – Kritische Stimmen von Vertretern der SPD und Linken
- Laut dem Gutachten der Endera-Gruppe hat der Neubau eines Zentralversorger-Klinikums in Essingen gegenüber einer Kombi-Lösung am bestehenden Ostalb-Klinikum Aalen die Nase vorn. Der Verwaltungsrat Kliniken Ostalb hat dem Kreistag nun mehrheitlich empfohlen, dem Vorschlag des Landrats zu folgen. Einigkeit herrscht unter den Fraktionen allerdings nicht.
Von einer „Jahrhundertentscheidung“, die die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis für viele Jahrzehnte beeinflusse, sprach Landrat Joachim Bläse bei der jüngsten Verwaltungsratssitzung. Dabei sei es wichtig, die Entscheidungen frühestmöglich Schritt für Schritt zu treffen. „Wir können gar nicht fünf oder zehn Jahre warten, bis wir ein vollständiges Konzept haben“, so Bläse. Vieles müsse im Detail im Nachgang geregelt werden, denn „wer stehen bleibt, wird von den entsprechenden Entwicklungen eingeholt.“
Die CDU-Fraktion wird dem Vorschlag, einen Zentralversorger in Essingen auf die „grüne Wiese“zu bauen, zustimmen. „Wir sind überzeugt, dass die Entwicklung in der Medizin dies notwendig macht“, erklärte Fraktionsmitglied Karl Bux. Allerdings gebe es „wunde Punkte.“
Da Teile der Bevölkerung im östlichen und westlichen Landkreis die Klinik trotz zentraler Position nicht in 30 Minuten erreichen können, sei es notwendig, die Infrastruktur parallel voranzubringen. Konkret fordert die CDU den Ausbau der B29 im Osten.
Volker Grab (Grüne) sprach davon, dass optimale Patientenzufriedenheit nur mit höchstmöglicher Funktionalität eines Klinikums einhergehen könne. „Die vereinigten Hüttenwerke am heutigen Standort des Ostalb-Klinikums machen die Funktionalität schwierig.“Außerdem müsse
die Entscheidung des Kreistags die wirtschaftlichste Lösung sein nicht nur beim Bau, sondern auch bei den laufenden Betriebskosten.
Auch in diesem Punkt sei die Lösung in Essingen besser. Außerdem wies er darauf hin, dass die Klinken auf der anderen Seite der Landesgrenze in Rotenburg und Dinkelsbühl wohl dicht gemacht und zusammengelegt werden sollen. Umso wichtiger sei es, für die 20 Prozent der Einwohner im Osten des Kreises eine gute Entscheidung zu treffen.
Ebenfalls für den Standort Essingen sprach sich Karl Hilsenbek, Fraktionssprecher der Freien Wähler, aus. Zunächst habe seine Fraktion viel Sympathie für die Kombi-Lösung in Aalen gehabt. Doch nun sei ersichtlich, dass ein
Neubau günstiger und schneller umzusetzen sei. Außerdem wäre dies die beste Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Ostalb-Klinikum. Immerhin würde ein Umbau dort gut 14 Jahre lang Provisorien und Baulärm bedeuten.
Mehr denn je müsse man dann aber dafür sorgen, dass es eine 24Stunden-Notfallversogung an der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen gibt.
Frank Gläser von der AfD pflichtete den Punkten der CDU, der Grünen und der Freien Wähler bei und signalisierte die Zustimmung seiner Fraktion: „Wenn eine Kombi-Lösung nicht deutlich billiger ist, kommt sie gar nicht in Betracht.“
Deutlich mehr Zweifel äußerte die SPD in Person von Carola
Merk-Rudolph. Ein Neubau biete viele Vorteile, doch auch die Kombi-Lösung werde im Gutachten als gute Alternative bewertet. Außerdem würden im Gutachten für den Standort Essingen zentrale Punkte fehlen: Unter anderem Mitarbeiterwohnungen, ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) oder der Anschluss an die Bundesstraße. Ebenso sei völlig unklar, in welcher Höhe bei einem Neubau tatsächlich Fördermittel f ließen könnten. Außerdem brauche man auch Geld für mögliche Umrüstungen in Mutlangen und Ellwangen. Merk-Rudolph warnt deshalb vor einer unerwarteten Kostensteigerung: „Das bereitet uns Bauchschmerzen.“
Roland Hamm (Linke) merkte an, dass die Folgekosten eines
Neubaus angesichts der medizinischen Entwicklung erheblich steigen könnten. Die Kostenfrage könne erst dann sauber beantwortet werden, wenn ein „sauberes Medizinkonzept“vorliege. „Zwei dicke Fragezeichen“sieht er außerdem bei der Erreichbarkeit. Weder der Bahnhalt in Essingen, noch die Querung durch den Rohrwang seien sicher oder vom Tisch. Die Ausbildung von medizinischem und pf legerischem Personal sei im Gutachten nicht erwähnt.
Der Verwaltungsrat folgte dem Vorschlag des Landrats, dem Kreistag die „Option Essingen“zu empfehlen, bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung. Die Entscheidung fällt bei dessen nächster Sitzung am Dienstag, 5. März.