Ein Klassiker mit viel Aktualität
Am Samstag feiert am Aalener Stadttheater Henrik Ibsens „Nora oder ein Puppenheim“Premiere
- 1879 hat der norwegische Dramaturg Henrik Johan Ibsen das Stück „Nora oder ein Puppenheim“geschrieben. Laut Tonio Kleinknecht, der bei der Aalener Inszenierung Regie führt, „ein wichtiges Werk, dass sich mit der Emanzipation“auseinandersetzt. Nicht zufällig feiert es am kommenden Samstag, 2. März, um 20 Uhr Premiere im Theatersaal des Kulturbahnhofs, also nur kurz vor dem Internationalen Frauentag am 8. März.
Das Stück ist also gut 150 Jahre alt, „aber“, so stellt Kleinknecht beim Pressegespräch fest, „so viel hat sich seither ja gar nicht geändert.“Erst seit 1962 dürfen Frauen in Deutschland ein eigenes Bankkonto führen, erst seit 1972 ohne Zustimmung des Ehemanns arbeiten. „Das ist alles noch gar nicht so lange her“, sagt Kleinknecht. Und ein eigenes Bankkonto oder, besser gesagt, das Fehlen eines solchen, das spielt in Ibsens Stück eine wichtige Rolle. Zum Inhalt: Nora ist seit Jahren mit Torvald Helmer verheiratet, der gerade zum Leiter einer kommunalen
Bankfiliale ernannt wurde. Doch seine Karriere ist gefährdet. Nora hat vor einigen Jahren die Unterschrift auf einem Schuldschein gefälscht und so die Familie vor dem finanziellen Ruin bewahrt und ihrem Mann eine
ärztliche Behandlung gesichert. Jetzt wird sie damit erpresst. Als Torvald davon erfährt, reagiert er mit Beschimpfungen und Furcht, obwohl er weiß, dass Nora aus Liebe zu ihm gehandelt hat. Die Erpressung löst sich in
Luft auf, aber die Ehe ist dahin. Am Ende verlässt die Protagonistin ihren Ehemann und die gemeinsamen Kinder.
Das Stück basiert auf der Geschichte einer Freundin Ibsens, segelt hart an der Realität. „Seit 30 Jahren trage ich das Stück mit mir herum“, sagt Regisseur Kleinknecht, der in seiner ersten Spielzeit schon „Ein Volksfeind“von Ibsen nach Aalen gebracht hatte, „analytische Dramen“nennt er Ibsens Stücke. In „Nora“auf jeden Fall wird die Rolle des Mannes als Beschützer und Versorger in Frage gestellt – durchaus aktuell.
Für das Bühnenbild, ein auf Streben balancierendes Lebkuchenherz, zeichnet übrigens Ariane Scherpf verantwortlich. Auf der Bühne stehen Julia und Malte Sylvester, Arwid Klaws, Bernd Tauber und – nach acht Jahren Abwesenheit – Kristine Walther.
Weitere Termine (jeweils 20 Uhr, Theatersaal im KubAA): Samstag, 2., Freitag, 8., Samstag, 9., Freitag, 22., Samstag, 23. März (im Anschluss „Theater trifft...“mit Anne Theiss), Freitag, 12., Samstag, 13., Freitag, 26., und Samstag, 27. April.