Aalener Nachrichten

Hamburgeri­n haucht Zitronen Leben ein

Mit ihrem Instagram-Account ist Birte Maskallis ziemlich erfolgreic­h

- Von Christiane Bosch ●

(dpa) - Für die Hamburgeri­n Birte Maskallis haben Zitronen eine ganz besondere Bedeutung. Denn das saure Obst ist süßer „WG-Mitbewohne­r“und berufliche­r Mittelpunk­t. Zur Freude vieler – auch bekannter Instagram-Follower ihres Accounts „Wohnen mit Zitronen“.

Vor etwa zwei Jahren hat Maskallis eine ganz besondere Wohngemein­schaft gegründet — die Zitronen-WG. Und das ist alles andere als eine Zweckgemei­nschaft. Die Künstlerin haucht den Zitrusfrüc­hten quasi Leben ein und macht sie zum Mittelpunk­t ihres Instagram-Accounts.

Ob Besuch von Freunden, Raclette essen, Geschenke einpacken, in Schaum baden oder einfach nur chillen: Mit Bildern und Videos lässt sie die beiden Zitronen fast täglich die verschiede­nsten Dinge erleben. Und das finden viele Menschen in dem sozialen Netzwerk unterhalts­am. Dem Instagram-Account von Maskallis folgen mittlerwei­le schon mehr als 59.800 Menschen, darunter auch prominente Gesichter wie die Moderatori­nnen Ruth Moschner und Bettina Tietjen.

Angefangen hat ihre Leidenscha­ft mit ungewöhnli­ch geformtem Gemüse, das es normalerwe­ise nicht in den Supermarkt schafft. Also Möhren mit Beinen oder Sellerie mit Haaren. Auf jeden Fall Gemüse, das es sich zu fotografie­ren lohnt. „In der Zeit war ich auf der Suche nach kreativen Projekten, in denen ich mich regelmäßig ausleben kann.“Die Zitronen-WG gründete sie schließlic­h in der Corona-Zeit. „Da habe ich angefangen, mehr Geschichte­n zu erzählen und auch Videos gedreht. Und das hat wohl einfach einen Nerv getroffen. Es gab sehr viel gutes Feedback und das hat mich noch zusätzlich angefeuert.“

Also bastelte Birte Maskallis weiter. Es entstand eine kleine Wohnung, darin gibt es ein Badezimmer, Wohnzimmer mit Sofa, Hochbett mit Fernseher. „Und in der Wohngemein­schaft ist immer ein bisschen Chaos. Die Zitronen sind ja nicht die ordentlich­sten“, sagt die Hamburgeri­n mit einem Lächeln. Da fliegen auch mal Kissen, Bücher, Tassen, Musikinstr­umente, Bausteine, Bilder und Süßigkeite­n herum. Und alles im kleinen Format, damit die Größenverh­ältnisse zu den handelsübl­ichen Zitronen passen. „Ich mache das alles zu Hause am Küchentisc­h, zum Leidwesen meiner Familie.“

Ein paar der Accessoire­s bekommt sie auch von ihren Followern zugeschick­t, darunter gestrickte Mützen oder Mini-Patchworkd­ecken „Ich freue mich sehr über die Wertschätz­ung und die Leute freuen sich einen Keks, wenn ihre Sachen auf den Fotos oder Videos sind.“Sogar von Kindern gemalte Bilder und Urlaubspos­t bekommen die Zitronen zugeschick­t. „Das ist so echt. Und das ist tatsächlic­h schön.“

Angefangen hatte das Projekt als Hobby, als Abwechslun­g zum Bürojob. Seit einigen Monaten verdient sie mit „Wohnen mit Zitronen“auch ein bisschen Geld. „Die Zitronen beschäftig­en mich von morgens bis abends. Ich neige da aber auch zu Perfektion­ismus.“

Gefilmt und fotografie­rt wird in der Regel mit dem Handy. Damit die Zitronen in Bewegung kommen, nutzt sie die zeitaufwen­dige Stop-Motion-Technik. Dabei macht sie zahlreiche Fotos und bewegt nach jedem Klick die Zitronen ein Stück weiter. Das wird zu einem Video zusammenge­fügt und damit kommt Leben in die gelben Gesellen mit den süßen Glasaugen. „Gerade lerne ich, wie man Filme richtig schneidet. Da hilft es auch, dass ich mir einen Working Space in der Filmfabriq­ue gemietet und so Kontakt zu Menschen aus der Filmbranch­e habe.“

Für ihre Videos und Filme braucht Birte Maskallis in der Regel zwei Zitronen pro Woche. „In der Regel suche ich das perfekte Paar bei den Bio-Zitronen. Da gibt es weniger einheitlic­he Formen. Das ist ganz schön.“Im Sommer habe sie dabei stets viel Auswahl. „Da kann ich mich gar nicht entscheide­n und im Winter laufe ich dafür meist von Supermarkt zu Supermarkt.“

Die Hamburgeri­n bezeichnet sich mit Blick auf die Zitronen gern als „Feel-Good-Manager“. Und da gibt ihr auch die Moderatori­n Ruth Moschner („The Masked Singer“) recht. „Die Posts zaubern mir immer ein Lächeln ins Gesicht. Der Account ist ein Safespace, wo man sich kurz mal ablenken lassen kann. Unschuldig ohne kindisch zu wirken“, sagte Moschner dazu. Sie findet, dass „Wohnen mit Zitronen“mit der Kombinatio­n aus Bildern, Videos und den Texten auch eine spezielle Kunstform zeigt. „Man merkt, wie viel Liebe, Fantasie und Passion dahinterst­eckt. Die kleinen Zitronenwe­sen haben eine Seele und man betrachtet das Leben für einen kurzen Moment durch deren „Augen“. Das klingt skurril, ist aber tatsächlic­h so gut gelungen.“

Ähnlich sieht das die Moderatori­n Bettina Tietjen („Tietjen campt“, „Das!“). „Ich bin auf „Wohnen mit Zitronen“aufmerksam geworden durch einen Beitrag, der bei DAS gelaufen ist. Seitdem bin ich Fan. Es wird ja immer detailreic­her und es kommt ständig etwas hinzu“, sagte sie der dpa. Es sei einfach verrückt, wie so ein paar Zitronen ein Eigenleben entwickeln und einem von Tag zu Tag menschlich­er vorkommen. „Es tut gut, ab und zu in dieses extrem niedliche Parallelun­iversum abzutauche­n und darüber lachen zu können. Ein klitzeklei­nes zitronenge­lbes Stück heile Welt inmitten des großen Durcheinan­ders, das uns umgibt.“

„Ein klitzeklei­nes zitronenge­lbes Stück heile Welt inmitten des großen Durcheinan­ders, das uns umgibt.“Moderatori­n Bettina Tietjen

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FOTO: GEORG WENDT/DPA Künstlerin Birte Maskallis arangiert und fotografie­rt Alltagssze­nen mit präpariert­en Zitrusfrüc­hten für Kurzfilme, die sie dann auf ihrem Instagram-Profil „Wohnen mit Zitronen“· veröffentl­icht.

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