Signale der Schwäche
Die Fregatte „Hessen“ist erst seit gut einer Woche im Roten Meer im Einsatz gegen die Huthi-Rebellen, hat ein paar scharfe Schüsse abgegeben – und schon hat die Besatzung ein Problem: Munitionsmangel. Nachschub aus deutschen Arsenalen ist nicht in Sicht, der Markt für die benötigten Flugabwehrraketen ist weltweit leer gefegt.
Bei diesem Einsatz geht es nicht um den Kernauftrag, die Landes- und Bündnisverteidigung oder um Geleitschutz für Schiffsverbände mit US-Truppen auf dem Nordatlantik, für die die „Hessen“konzipiert wurde. Heute steht das Schiff im Kampf um die zwar gut ausgestatteten Huthis, die aber nicht mehr als eine Rebellengruppe sind.
Insgesamt steht die Marine nicht besser da als die anderen Teilstreitkräfte und kann ihr Kampfschiff nicht wirklich einsetzen.
Dass an Tag 7 der „Aspides“Mission erschreckender Munitionsmangel bekannt wird, lässt die Verbündeten aufhorchen, stellt Fragen nach deutscher Verlässlichkeit. Vor allem sendet die Misswirtschaft Signale der Schwäche in Richtung Moskau. Die Nato kann potenzielle Gegner ganz sicher nicht abschrecken, wenn nicht einmal ein kleiner Einsatz wie im Roten Meer pannenfrei gefahren werden kann.
In fünf bis sechs Jahren aber, so warnen Analysten immer wieder, könnte Putin im Baltikum angreifen und damit den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages auslösen. Dann wäre die Bundesmarine deutlich intensiver gefragt als heute.
Das Dilemma der „Hessen“zeigt: Die Bundesregierung muss viel schneller und viel intensiver als bisher die drängenden Fragen nach Personal, Munition und Ausstattung der Bundeswehr lösen. Vor die Lösung aber gehört die Wahrheit, dass Deutschland weder verteidigungs- noch abwehrbereit ist: Diese bittere Erkenntnis fehlt nicht nur in weiten Teilen der Bevölkerung, sondern wird in der regierenden AmpelKoalition immer noch wissentlich negiert.