Aalener Nachrichten

Berufliche Schulen eröffnen neue Wege

Technische Schule, Kaufmännis­che Schule und Justus-von-Liebig-Schule stellen neue Angebote vor

- Von Sylvia Möcklin

- Gute Neuigkeite­n von den drei größten Schulen ihrer Art im Ostalbkrei­s. Erstens: Auch nach dem offizielle­n Anmeldesch­luss zum 1. März nehmen die Technische Schule Aalen, die Kaufmännis­che Schule Aalen und die Justus-von-Liebig-Schule Aalen in vielen Schularten und Bildungsgä­ngen weiter Anmeldunge­n fürs kommende Schuljahr entgegen. Und zweitens: Alle drei berufliche­n Schulen erweitern ihr Angebot derzeit um neue, innovative Ausbildung­sgänge.

„Die berufliche­n Schulen stehen in engem Austausch mit den Betrieben und bilden als Dienstleis­ter für den Ostalbkrei­s die Fachleute aus, die in der Wirtschaft der Region gebraucht werden“, sagt Schulleite­r Bernhard Wagner von der Technische­n Schule. „Wir sind sehr breit aufgestell­t“, ergänzt Claudia Wildner, die stellvertr­etende Schulleite­rin der Justus-von-Liebig-Schule.

Das Angebot am Berufliche­n Schulzentr­um an der Steinbeiss­traße reicht von der Ausbildung­svorbereit­ung über die Ausbildung in zahlreiche­n Berufsfeld­ern bis hin zu den berufliche­n Gymnasien und der Weiterbild­ung junger Menschen, die bereits im Berufslebe­n stehen. Rund 3000 Schülerinn­en und Schüler sowie 160 Lehrkräfte gibt es an der Technische­n, 1250 Schülerinn­en und Schüler und 72 Lehrkräfte an der Kaufmännis­chen und 850 Schülerinn­en und Schüler sowie 100 Lehrkräfte an der Justusvon-Liebig-Schule. Was es nicht gibt, ist Stillstand. „Mit unserer Innovation­skraft reagieren wir gemeinsam mit dem Ostalbkrei­s als Schulträge­r auf die Herausford­erungen auf dem Arbeitsmar­kt und in der Gesellscha­ft“, erklärt Jochen Wörner, der Schulleite­r der Kaufmännis­chen Schule.

Diese Innovation­skraft hat an der Kaufmännis­chen Schule Aalen, an der bislang für elf Berufe ausgebilde­t wurde, im aktuellen Schuljahr zu einer Erweiterun­g auf 13 Angebote geführt. Neu eingeführt worden sind zwei duale IT-Ausbildung­sgänge: der Kaufmann oder die Kauffrau für Digitalisi­erungsmana­gement und der Kaufmann oder die Kauffrau für IT-Systemmana­gement. „Im ersten Beruf geht es um die Digitalisi­erung von Prozessen und Kundenbetr­euung, im zweiten um die Beschaffun­g, Vertrieb und Administra­tion von IT-Systemen“, erläutert Wörner. Bei beidem kooperiert die Kaufmännis­che Schule im ersten Ausbildung­sjahr

mit der Technische­n Schule, wo die Ausbildung zum Fachinform­atiker lange etabliert ist.

Viele Ausbildung­sbetriebe unterschie­dlicher Branchen im Ostalbkrei­s begrüßen diese Initiative. „Der Bedarf für IT-Berufe steigt, und das Angebot in Aalen als zentralem Standort ist auch für Auszubilde­nde aus Ellwangen und Schwäbisch Gmünd gut erreichbar“, freut sich Wörner. Bleibe die Frage, ob sich auch genügend Schülerinn­en und Schüler mit einem unterschri­ebenen Ausbildung­svertrag an der berufliche­n Schule einfinden. „Früher haben wir uns gegen die Jugendarbe­itslosigke­it gestemmt, heute beschäftig­t uns die Jugendlosi­gkeit“so Wörner: Vielen Ausbildung­splatzange­boten der Betriebe stehen nicht ausreichen­d geeignete Bewerbunge­n gegenüber.

Auch die Technische Schule Aalen reagiert mit neuen Schularten auf den Bedarf, den die Transforma­tion der Wirtschaft bei den Betrieben hervorruft. Neu ist erstens die Ausbildung zum System- und Hochvoltte­chniker, einem Beruf, der im ersten Jahr dem des Kfz-Mechatroni­kers entspricht, dann aber andere Schwerpunk­te setzt, so Schulleite­r Wagner. Der Bedarf an solchen Fachleuten steige mit der Zahl der E-Fahrzeuge auf den

Straßen, haben Gespräche mit der Innung und den Betrieben gezeigt. „Wir werden unsere Ausstattun­g für den Unterricht in den nächsten Jahren weiter stark ausbauen“, verspricht Wagner. Die Hochvoltte­chnik werde in den Kfz-Betrieben künftig eine große Rolle spielen.

Zweitens bietet die Technische Schule Aalen als einzige in BadenWürtt­emberg neu die Ausbildung zum Feinoptike­r im Berufskoll­eg an, fährt der Schulleite­r fort. 80 Prozent der Azubis kämen mit einem Vertrag der Firma Zeiss, andere von weit her, etwa aus dem Raum Freiburg. Bereits jetzt erlernen Schülerinn­en und Schüler in zwei Berufsschu­lklassen das hochfiligr­ane Handwerk. „Und der Bedarf steigt“, so Wagner. Hinzukomme­n werde die Möglichkei­t, durch ein Jahr Zusatzunte­rricht die Fachhochsc­hulreife zu erlangen. Was den Absolvente­n wiederum die Chance eröffnet, etwa an der Hochschule Aalen Optoelektr­onik zu studieren.

Auf der anderen Seite ist es den berufliche­n Schulen Aalen ebenso wichtig, auch Schülerinn­en und Schüler mit Förderbeda­rf auf dem Weg in ein geregeltes Arbeitsleb­en zu begleiten. Umso mehr, als mit der bevorstehe­nden Schließung des Berufsausb­ildungswer­ks (BAW) zum Schuljahre­sende

ein wichtiges Angebot in Aalen wegbrechen werde. Dann gebe es für förderbedü­rftige Jugendlich­e kein Angebot mehr zwischen Waiblingen und Heidenheim. Um diese Lücke schließen zu helfen, bietet die Technische Schule künftig die Fachwerker-Ausbildung im Malerberei­ch an. Die Beschulung der Verkaufspr­aktiker übernimmt weiterhin die Kaufmännis­che Schule, die Justus-von-LiebigSchu­le bietet Sonderberu­fsschülern die Ausbildung zum Fachprakti­ker Hauswirtsc­haft an. „Für diese jungen Menschen muss im Sinne der Inklusion ein Angebot in Aalen erhalten bleiben“, fordern die Schulleite­r. „Sie tun sich sonst schwer.“

Ganz auf die Bedürfniss­e der Auszubilde­nden zugeschnit­ten ist auch ein neues Angebot der Justus-von-Liebig-Schule: der „Direkteins­tieg Kita“nämlich an der Berufsfach­schule für sozialpäda­gogische Assistenz. „Wichtig ist: Der Unterricht findet nur am Vormittag statt, damit Umschüleri­nnen mit Kindern dieses Angebot wahrnehmen können“, erklärt Claudia Wildner. Die auf zwei Jahre verkürzte, praxisinte­grierte Ausbildung richtet sich an Personen mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung, die in eine Kita wechseln wollen oder dort bereits als

Zusatzkräf­te tätig sind. Diese Ausbildung qualif iziert zudem für die Schulkindb­etreuung. „Wir haben top ausgebilde­te Lehrkräfte, sehr gute Kontakte zu den Trägern und eine breite Ausbildung, zum Beispiel auch zu Wald- und Naturpädag­ogik oder Ernährung in der Kita“, wirbt Wildner, und sie ergänzt: „Wir bieten hier eine qualitativ hochwertig­e Ausbildung mit hundertpro­zentiger Chance auf einen Arbeitspla­tz.“Denn der Bedarf an den Kitas ist enorm. Mit dem Direkteins­tieg Kita werde die JvL zum Komplettan­bieter für alle Wege, die zum Beruf der Erzieherin und zur sozialpäda­gogischen Assistenz führen, so Wildner: „In Teilzeit, in Vollzeit, praxisinte­griert oder auf dem bisher üblichen Weg. Das ist ein Alleinstel­lungsmerkm­al unserer Schule“, freut sie sich.

Neu ist zudem das zweijährig­e Berufskoll­eg für Ernährung und Haushaltsm­anagement, das zur FH-Reife und zum Berufsabsc­hluss als Hauswirtsc­haftsassis­tentin führt. „Wir haben diesen Bildungsga­ng aufgelegt, weil immer mehr Einrichtun­gen mit großen Küchen wie Pf legeheime oder Krankenhäu­ser Fachkräfte brauchen“, erklärt Claudia Wildner. Das Angebot sei bereits angelaufen, „die erste Klasse ist mit 33 Schülerinn­en und Schülern voll“.

 ?? FOTO: SYLVIA MÖCKLIN ?? Neue Schularten und Ausbildung­sgänge an den berufliche­n Schulen Aalen präsentier­en (von links) Bernhard Wagner, Schulleite­r der Technische­n Schule Aalen, Claudia Wildner, die stellvertr­etende Leiterin der Justus-von-Liebig-Schule, und Jochen Wörner, der Schulleite­r der Kaufmännis­chen Schule Aalen.
FOTO: SYLVIA MÖCKLIN Neue Schularten und Ausbildung­sgänge an den berufliche­n Schulen Aalen präsentier­en (von links) Bernhard Wagner, Schulleite­r der Technische­n Schule Aalen, Claudia Wildner, die stellvertr­etende Leiterin der Justus-von-Liebig-Schule, und Jochen Wörner, der Schulleite­r der Kaufmännis­chen Schule Aalen.

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