Laut Isin wird Klinikneubau 300 Millionen Euro teurer
Der Ideengeber der Kombilösung kritisiert Empfehlung von Klinikberater Endera als „Willkür“
- Kurz vor der Entscheidung des Kreistags über das Zukunftskonzept der Kliniken im Ostalbkreis meldet sich Projektentwickler Cemal Isin zu Wort, der vor einiger Zeit das Modell einer Kombilösung im bestehenden Ostalb-Klinikum in Aalen statt eines Neubaus in Essingen präsentiert hatte. Die Endera-Managementberatung hatte vor Kurzem die Variante eines Regionalversorgers mit 600 Betten in Essingen
empfohlen. Isin hingegen wirft den Beratern „Willkür“vor und ist überzeugt, dass ein Neubau noch einmal 300 Millionen Euro über den kalkulierten Kosten liegen wird.
Das Projekt habe allergrößte Bedeutung für die rund 300.000 Menschen des Ostalbkreises, sagt Isin. Das Konzept sei entscheidend für die Funktionalität, Qualität und die Kosten des Gesundheitswesens in den nächsten 40 bis 50 Jahren. Standortsuche und Konzeptfindung seien „äußerst komplexe Prozesse“. Eine optimale Lösung erfordere klare Zielvorgaben und die Definition der gewünschten Standards, ist der Architekt und Projektentwickler überzeugt.
Isin ist zudem überzeugt von seiner Idee, das Aalener Krankenhaus zu einem Regionalversorger auszubauen. „Unser Vorschlag der Kombilösung ist offensichtlich ein unerwarteter, aber kreativer und durchdachter Ansatz und entspricht gerade nicht einer klassischen Sanierung“, betont er. „In diesem Zusammenhang erscheint es völlig unverständlich, dass erst nachdem unser Vorschlag einer Kombilösung auf dem Tisch lag, kurzerhand die Zahl der Betten von 900 auf 600 reduziert wurde – ohne eine nähere Begründung“, ärgert er sich.
Die Endera-Managementberatung habe 2023 auf der Grundlage von 900 Betten den Neubau auf der „grünen Wiese“mit knapp 1,2 Milliarden Euro angegeben. Bei nunmehr 600 Betten habe Endera diese Lösung jetzt auf rund 600 bis 650 Millionen Euro reduziert.
Für Isin geht diese Rechnung aber nicht auf. „Als Architekt und Projektentwickler bin ich national und international lange genug tätig, um die Kosten und Umsetzungsmechanismen genau zu kennen, und ich weiß, dass in der Tendenz bei der Reduzierung des Volumens um ein Drittel die Kosten sich allenfalls um ein Viertel reduzieren.“Isin rechnet vor: Von etwa 1,2 Milliarden käme man auf 850 bis 900 Millionen Euro und nicht auf 600 bis 650 Millionen Euro.
Sein Unternehmen habe auf „viele ziemlich offensichtliche Unstimmigkeiten hingewiesen, die die Willkür der Endera-Vorgehensweise“kennzeichnen, sagt Isin. Und weiter: „Ich behaupte, dass die angedachte Neubaulösung um mindestens 300 Millionen Euro teurer wird und die Bauzeit um Jahre länger ist. Ebenfalls ist der ökologische Fußabdruck der Kombilösung auch langfristig günstiger.“Der Projektentwickler gibt sich überzeugt, dass er seine Aussagen bei einem detaillierten Vergleich nachweisen kann.
Ein solches Gespräch sei ihm, so Isin weiter, bislang direkt verweigert worden, erzählt Isin weiter. „Angesichts der Größenordnung halte ich das, es geht um den Nutzen und das Geld der gesamten Bevölkerung, für einigermaßen skandalös. Bei einer solchen Entscheidung muss die Parteipolitik hinter der Sachpolitik zurücktreten“, sagt er abschließend.
„Bei einer solchen Entscheidung muss die Parteipolitik hinter der Sachpolitik zurücktreten“, sagt der Aalener Architekt Cemal Isin.
Am Dienstag, 5. März, will der Kreistag über den Standort des neuen klinischen Regionalversorgers entscheiden.