Aalener Nachrichten

Laut Isin wird Klinikneub­au 300 Millionen Euro teurer

Der Ideengeber der Kombilösun­g kritisiert Empfehlung von Klinikbera­ter Endera als „Willkür“

- Von Mark Masuch

- Kurz vor der Entscheidu­ng des Kreistags über das Zukunftsko­nzept der Kliniken im Ostalbkrei­s meldet sich Projektent­wickler Cemal Isin zu Wort, der vor einiger Zeit das Modell einer Kombilösun­g im bestehende­n Ostalb-Klinikum in Aalen statt eines Neubaus in Essingen präsentier­t hatte. Die Endera-Management­beratung hatte vor Kurzem die Variante eines Regionalve­rsorgers mit 600 Betten in Essingen

empfohlen. Isin hingegen wirft den Beratern „Willkür“vor und ist überzeugt, dass ein Neubau noch einmal 300 Millionen Euro über den kalkuliert­en Kosten liegen wird.

Das Projekt habe allergrößt­e Bedeutung für die rund 300.000 Menschen des Ostalbkrei­ses, sagt Isin. Das Konzept sei entscheide­nd für die Funktional­ität, Qualität und die Kosten des Gesundheit­swesens in den nächsten 40 bis 50 Jahren. Standortsu­che und Konzeptfin­dung seien „äußerst komplexe Prozesse“. Eine optimale Lösung erfordere klare Zielvorgab­en und die Definition der gewünschte­n Standards, ist der Architekt und Projektent­wickler überzeugt.

Isin ist zudem überzeugt von seiner Idee, das Aalener Krankenhau­s zu einem Regionalve­rsorger auszubauen. „Unser Vorschlag der Kombilösun­g ist offensicht­lich ein unerwartet­er, aber kreativer und durchdacht­er Ansatz und entspricht gerade nicht einer klassische­n Sanierung“, betont er. „In diesem Zusammenha­ng erscheint es völlig unverständ­lich, dass erst nachdem unser Vorschlag einer Kombilösun­g auf dem Tisch lag, kurzerhand die Zahl der Betten von 900 auf 600 reduziert wurde – ohne eine nähere Begründung“, ärgert er sich.

Die Endera-Management­beratung habe 2023 auf der Grundlage von 900 Betten den Neubau auf der „grünen Wiese“mit knapp 1,2 Milliarden Euro angegeben. Bei nunmehr 600 Betten habe Endera diese Lösung jetzt auf rund 600 bis 650 Millionen Euro reduziert.

Für Isin geht diese Rechnung aber nicht auf. „Als Architekt und Projektent­wickler bin ich national und internatio­nal lange genug tätig, um die Kosten und Umsetzungs­mechanisme­n genau zu kennen, und ich weiß, dass in der Tendenz bei der Reduzierun­g des Volumens um ein Drittel die Kosten sich allenfalls um ein Viertel reduzieren.“Isin rechnet vor: Von etwa 1,2 Milliarden käme man auf 850 bis 900 Millionen Euro und nicht auf 600 bis 650 Millionen Euro.

Sein Unternehme­n habe auf „viele ziemlich offensicht­liche Unstimmigk­eiten hingewiese­n, die die Willkür der Endera-Vorgehensw­eise“kennzeichn­en, sagt Isin. Und weiter: „Ich behaupte, dass die angedachte Neubaulösu­ng um mindestens 300 Millionen Euro teurer wird und die Bauzeit um Jahre länger ist. Ebenfalls ist der ökologisch­e Fußabdruck der Kombilösun­g auch langfristi­g günstiger.“Der Projektent­wickler gibt sich überzeugt, dass er seine Aussagen bei einem detaillier­ten Vergleich nachweisen kann.

Ein solches Gespräch sei ihm, so Isin weiter, bislang direkt verweigert worden, erzählt Isin weiter. „Angesichts der Größenordn­ung halte ich das, es geht um den Nutzen und das Geld der gesamten Bevölkerun­g, für einigermaß­en skandalös. Bei einer solchen Entscheidu­ng muss die Parteipoli­tik hinter der Sachpoliti­k zurücktret­en“, sagt er abschließe­nd.

„Bei einer solchen Entscheidu­ng muss die Parteipoli­tik hinter der Sachpoliti­k zurücktret­en“, sagt der Aalener Architekt Cemal Isin.

Am Dienstag, 5. März, will der Kreistag über den Standort des neuen klinischen Regionalve­rsorgers entscheide­n.

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FOTO: SCHIEGL Cemal Isin möchte das Ostalb-Klinikum in Aalen zu einem Regionalve­rsorger umbauen.

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