Aalener Nachrichten

Aktienfond­s soll Rentennive­au sichern

Verbände kritisiere­n Reform – Caritas fordert einheitlic­he Altersvors­orge

- Von Birgit Wilke ●

(KNA) Die Bundesregi­erung will das Rentennive­au durch einen Generation­enfonds am Aktienmark­t langfristi­g stabilisie­ren. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) und Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) stellten dazu am Dienstag in Berlin ein seit Längerem angekündig­tes Rentenpake­t vor.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) erklärte, für ihn sei es eine Frage des Anstands und des Respekts, das Rentennive­au langfristi­g zu stabilisie­ren. Die Rente dürfe nicht unter ein bestimmtes Niveau absinken, so Scholz in der Kolumne „Kanzler kompakt“. Mit ihm gebe es keine Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s und auch keine Änderung bei der Regelung zur Rente nach 45 Beitragsja­hren.

Hauptziel ist demnach, das Rentennive­au bei 48 Prozent zu stabilisie­ren und die Finanzieru­ng der Rente zu sichern. Die Beiträge an die Rentenvers­icherung sollen mittelfris­tig steigen, sie sollen aber bis 2025 bei 18,6 Prozent bleiben. Das Rentennive­au soll auf 48 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens festgeschr­ieben werden.

Heil und Lindner leiteten am Dienstag die Ressortabs­timmung für die Reform ein. Ziel sei, das Gesetz noch vor der Sommerpaus­e im Bundestag zu verabschie­den, so Heil.

Die Reform sieht die Einführung der sogenannte­n Aktienrent­e vor. Dafür soll ein Aktienkapi­tal aufgebaut werden, aus dessen Erträgen Zuschüsse in die gesetzlich­e Rente f ließen. Dadurch soll bis Mitte der 2030er-Jahre ein Kapitalsto­ck

von mindestens 200 Milliarden Euro entstehen. Das sogenannte Generation­enkapital soll als dritte Säule neben den Zahlungen aus den Beitragssä­tzen und den jährlichen Zahlungen aus dem Bundeshaus­halt von derzeit jährlich 100 Milliarden Euro dazukommen.

Der Deutsche Caritasver­band erklärte, die Vorschläge der Bundesregi­erung zur Rente sprängen zu kurz — dies umso mehr, als das Paket einiges an Geld koste, das am Kreditmark­t aufgenomme­n werden müsse. Der notwendige Paradigmen­wechsel hin zu einer einheitlic­hen Erwerbstät­igenversic­herung werde nicht vollzogen. Nötig sei es, dass der Kreis derjenigen, die in die Versicheru­ng einzahlten, erweitert werde, beispielsw­eise um Beamte.

Sozialverb­ände begrüßten die Stabilisie­rung des Rentennive­aus. Nötig sei es aber, alle Menschen mit einem Rentennive­au von 53 Prozent abzusicher­n, sagte VdK-Präsidenti­n Verena Bentele.

Auch DGB-Chefin Yasmin Fahimi bezeichnet die Sicherung des Rentennive­aus als „wichtiges Signal“– nötig sei aber eine Anhebung.

Der Chef des Wirtschaft­sforschung­sinstituts ifo, Clemens Fuest, kritisiert­e: „Wenn die Politik Leistungen zusagt, sollte zugleich geklärt werden, wie diese Leistungen finanziert werden.“Nötig sei eine längere Lebensarbe­itszeit, orientiert am Anstieg der Lebenserwa­rtung, sagte Fuest. Der Verband der Maschinen- und Anlagenbau­er VDMA kritisiert­e, dass Beiträge mittel- und langfristi­g über 20 Prozent steigen, sei nicht hinnehmbar.

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