Aalener Nachrichten

Haushalt 2025 mit neuer Milliarden­lücke

In der Ampel-Koalition prallen schon jetzt die Gegensätze aufeinande­r

- Von Theresa Münch

(dpa) - Es geht schon wieder los: Kaum ist der Bundeshaus­halt für das laufende Jahr nach hartem Ringen beschlosse­n, beginnt in diesen Tagen das Feilschen um das Budget für 2025. Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) will seinen Ministerko­llegen diesmal enge Grenzen setzen – denn schon jetzt klafft in den Planungen eine Milliarden­lücke. Erst einmal muss dafür Lindners neuer Haushalts-Staatssekr­etär Wolf Reuter ran: An diesem Donnerstag will der 39-Jährige seine für die Etats zuständige­n Kollegen der übrigen Ministerie­n auf einen verschärft­en Sparkurs einschwöre­n.

Werden die Verhandlun­gen wieder so hart wie im vergangene­n Jahr?

Viel einfacher dürfte es jedenfalls nicht werden – auch wenn der Überraschu­ngseffekt ausbleibt. Im vergangene­n Jahr hatte das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts nur Tage vor dem geplanten Haushaltsb­eschluss einen ohnehin schon schwierige­n Prozess völlig durcheinan­dergebrach­t.

Manche beziffern die Lücke im Haushaltsp­lan auf 15, andere auf 25 oder sogar 30 Milliarden Euro. Es sei auch nicht zu erwarten, dass sich durch die Konjunktur „Entlastung­seffekte für den Bundeshaus­halt ergeben“, schrieb Reuter seinen Kollegen. Die anhaltend schwache Wirtschaft­slage macht sich inzwischen auch bei den Steuereinn­ahmen bemerkbar.

Wie will sich Lindner durchsetze­n?

Im vergangene­n Jahr hatte Lindner sogar Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) in die festgefahr­enen Gespräche mit den Ministerie­n eingeschal­tet, weil diese sich nicht auf einen Sparkurs einlassen wollten. Dieses Mal packt der FDP-Chef das Verfahren von vornherein anders an. Die Aufstellun­g des Haushalts werde sich „grundlegen­d von denen in den Vorjahren unterschei­den“, kündigte Reuter an. So will das Finanzmini­sterium nicht wie üblich erst Etat-Eckwerte verhandeln, sondern den Häusern gleich Ausgabenob­ergrenzen vorgeben. Dadurch will man verhindern, dass die Ministerie­n wieder hohe Wünsche anmelden, die man dann erst mal runterverh­andeln muss. Offen ist allerdings, ob Lindners Kollegen das veränderte Verfahren akzeptiere­n.

Wo stehen Kürzungen an?

Der Finanzmini­ster hat bereits erklärt, Ausgaben müssten stärker als bisher priorisier­t werden. Es sind unterschie­dliche Verfahren denkbar, um die nötigen Mittel einzuspare­n. Pauschal könnte zum Beispiel jedes Ressort einen Prozentsat­z seiner Ausgaben herunterfa­hren.

Doch das scheint unwahrsche­inlich, denn Scholz hat schon klargemach­t, dass weder der Verteidigu­ngsetat

noch die Sozialausg­aben angetastet werden sollen. Lindner dagegen regte ausgerechn­et bei Sozialausg­aben und Subvention­en ein mehrjährig­es Moratorium an, um mehr Geld in Verteidigu­ng stecken zu können.

Wo soll das Geld dann herkommen?

SPD und Grüne liebäugeln weiterhin damit, dass der Bund mehr Kredite aufnimmt. Dafür müsste die Schuldenbr­emse erneut ausgesetzt werden. Auch der DGB, viele Sozialverb­ände und auch einige Wirtschaft­swissensch­aftler sprechen sich dafür aus. Sie meinen, eine solche Ausnahme könne man mit der außergewöh­nlichen Unterstütz­ung der Ukraine und der Flüchtling­e begründen.

Gibt es auch Bereiche, die mehr Geld bekommen sollen?

Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) sieht großen Investitio­nsbedarf bei der Bundeswehr und will einen höheren Wehretat. Dem wäre auch Lindner nicht abgeneigt – aber nur, wenn an anderer Stelle im Haushalt entspreche­nd gespart wird. Außerdem hält der Finanzmini­ster ein neues Paket zur Unterstütz­ung der schwachen Wirtschaft für nötig, unter anderem mit einer Senkung der Steuerlast.

Kann der Disput die Koalition sprengen?

Haushaltsv­erhandlung­en bergen immer Sprengkraf­t, denn es wird deutlich, dass die Koalitions­partner sehr unterschie­dliche Ziele verfolgen. Vor allem der FDP wird nachgesagt, quasi den Finger auf dem Abzug zu haben. Doch alle drei Koalitions­partner müssen sich angesichts der aktuellen Umfragewer­te die Frage stellen, was sie durch ein Ende der Koalition gewinnen würden.

 ?? FOTO:THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO ?? Wolf Heinrich Reuter, Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium der Finanzen,
FOTO:THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO Wolf Heinrich Reuter, Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium der Finanzen,

Newspapers in German

Newspapers from Germany