Ärztliche Genossenschaft für den Raum Aalen wird gegründet
Kritische Versorgungssituation soll verbessert und junge Mediziner in die Region gelockt werden
- Für den Raum Aalen, Hüttlingen, Essingen und Oberkochen wird eine ärztliche Genossenschaft gegründet. Der Landkreis beteiligt sich daran nach einem Beschluss des Ausschusses für Soziales und Gesundheit mit bis zu 50.000 Euro. Ziel der Genossenschaft ist es, die sich weiter verschlechternde hausärztliche Versorgung zu verbessern.
Acht Hausarzt-Sitze sind im Raum Aalen aktuell unbesetzt. Das berichtete Leonie Schönsee aus dem Fachbereich Gesundheit des Landratsamts. 41 Prozent der niedergelassenen Hausärzte sind außerdem 60 Jahre und älter und werden bald in den Ruhestand gehen. In fast allen Praxen gebe es bereits Patientenaufnahmestopps und die Versorgungssituation droht kritisch zu werden. Eine
Genossenschaft soll diesem Problem entgegenwirken, indem sie die hausärztliche Arbeit gerade für junge Mediziner im ländlichen Raum attraktiver macht. Das finanzielle Risiko, das eine eigene Praxis mitbringt, soll durch eine Anstellung reduziert werden. Auch Teilzeitjobs und ein fachlicher Austausch sind in einem derartigen Zusammenschluss möglich. Zudem sollen die Mediziner durch eine zentrale Verwaltung von administrativen Aufgaben entlastet werden und damit mehr Zeit für die tatsächliche Arbeit am Patienten haben. Der Genossenschaft dürfen, wenn sie offiziell ins Leben gerufen wird, nur Ärztinnen, Ärzte und Kommunen beitreten.
Die Genossenschaft, die auf Initiative von fünf Ärzten aus dem Raum Aalen ins Leben gerufen werden soll, soll außerdem eine weitere Privatisierung im Gesundheitswesen verhindern. Das Modell hat sich laut Leonie Schönsee im Ostalbkreis bereits in der Region Schwäbischer Wald und Ellwangen-Virngrund bewährt. In Durlangen sei durch eben diese Initiative ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstanden.
Kosten für den Landkreis fallen insbesondere für die Leistungen des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Diomedes GmbH an, welches die Gründung der Genossenschaft und der Medizinischen Versorgungszentren, wie schon im Schwäbischen Wald sowie im Virngrund, begleitet. Eine Nachfolge-Finanzierung sei nicht nötig.
Die Kreistagsfraktionen signalisierten allesamt ihre Zustimmung. Wo das MVZ gebaut werden soll und welche Ärzte in die
Genossenschaft eintreten wollen, könne zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht kommuniziert werden.