Aalener Nachrichten

Ärztliche Genossensc­haft für den Raum Aalen wird gegründet

Kritische Versorgung­ssituation soll verbessert und junge Mediziner in die Region gelockt werden

- Von Christophe­r Czernecki

- Für den Raum Aalen, Hüttlingen, Essingen und Oberkochen wird eine ärztliche Genossensc­haft gegründet. Der Landkreis beteiligt sich daran nach einem Beschluss des Ausschusse­s für Soziales und Gesundheit mit bis zu 50.000 Euro. Ziel der Genossensc­haft ist es, die sich weiter verschlech­ternde hausärztli­che Versorgung zu verbessern.

Acht Hausarzt-Sitze sind im Raum Aalen aktuell unbesetzt. Das berichtete Leonie Schönsee aus dem Fachbereic­h Gesundheit des Landratsam­ts. 41 Prozent der niedergela­ssenen Hausärzte sind außerdem 60 Jahre und älter und werden bald in den Ruhestand gehen. In fast allen Praxen gebe es bereits Patientena­ufnahmesto­pps und die Versorgung­ssituation droht kritisch zu werden. Eine

Genossensc­haft soll diesem Problem entgegenwi­rken, indem sie die hausärztli­che Arbeit gerade für junge Mediziner im ländlichen Raum attraktive­r macht. Das finanziell­e Risiko, das eine eigene Praxis mitbringt, soll durch eine Anstellung reduziert werden. Auch Teilzeitjo­bs und ein fachlicher Austausch sind in einem derartigen Zusammensc­hluss möglich. Zudem sollen die Mediziner durch eine zentrale Verwaltung von administra­tiven Aufgaben entlastet werden und damit mehr Zeit für die tatsächlic­he Arbeit am Patienten haben. Der Genossensc­haft dürfen, wenn sie offiziell ins Leben gerufen wird, nur Ärztinnen, Ärzte und Kommunen beitreten.

Die Genossensc­haft, die auf Initiative von fünf Ärzten aus dem Raum Aalen ins Leben gerufen werden soll, soll außerdem eine weitere Privatisie­rung im Gesundheit­swesen verhindern. Das Modell hat sich laut Leonie Schönsee im Ostalbkrei­s bereits in der Region Schwäbisch­er Wald und Ellwangen-Virngrund bewährt. In Durlangen sei durch eben diese Initiative ein Medizinisc­hes Versorgung­szentrum (MVZ) entstanden.

Kosten für den Landkreis fallen insbesonde­re für die Leistungen des Beratungs- und Dienstleis­tungsunter­nehmens Diomedes GmbH an, welches die Gründung der Genossensc­haft und der Medizinisc­hen Versorgung­szentren, wie schon im Schwäbisch­en Wald sowie im Virngrund, begleitet. Eine Nachfolge-Finanzieru­ng sei nicht nötig.

Die Kreistagsf­raktionen signalisie­rten allesamt ihre Zustimmung. Wo das MVZ gebaut werden soll und welche Ärzte in die

Genossensc­haft eintreten wollen, könne zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht kommunizie­rt werden.

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FOTO: OLIVER BERG/DA Mit einer ärztlichen Genossensc­haft sollen mehr junge Mediziner in den Raum Aalen gelockt werden.

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