Sofort wohlgefühlt
Erfolgsgeschichte in Sankt Wendelin – Ukrainerin kam durch Speed-Dating ins Team
(an) - „Notbetreuung“und „verkürzte Öffnungszeiten“sind längst keine Fremdworte mehr für Familien auf der Ostalb. In den vergangenen Jahren hat sich die Kita-Krise verschärft. Um dem Fachkräftemangel im Bereich Erziehung entgegenzuwirken, hat das Kultusministerium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit seit Mitte 2023 den Bildungsweg „Direkteinstieg Kita“eingeführt. Und dies mit Erfolg, denn dass dieser Weg ein wichtiger und richtiger Schritt war, zeigt sich laut Pressemitteilung aus dem Landratsamt Ostalbkreis bereits sechs Monate nach Beginn der Einführung der verkürzten Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten und Assistentin oder Erzieher und Erzieherin.
Im Juli 2023 startete der Bildungsweg „Direkteinstieg Kita“in Aalen mit einer Informationsveranstaltung der Agentur für Arbeit. Arbeitgeber und potenzielle Auszubildende erhielten die Möglichkeit, sich kennenzulernen, auszutauschen und Informationen zur verkürzten Ausbildung zu erhalten. Auch das katholische Verwaltungszentrum Aalen (KVZ) bewies Mut im Kampf um engagierte Fachkräfte. Insgesamt 15 Plätze stellte das KVZ für den direkten Einstieg bereit. Einen dieser Plätze sicherte sich die 53-jährige Ukrainerin Iryna Tsvilodub, heißt es in der Mitteilung.
Tsvilodub landete im August 2022 alleine und mit einem dicken Deutschbuch nach einer Zuteilung in Aalen. Im November konnte sie in den Sprachkurs Niveau A2 einsteigen und bereits im März 2023 das Level B1 erreichen. „Ich konnte bereits ein wenig Deutsch von der Schule und Uni und habe sofort angefangen, eigenständig zu lernen.“Die studierte Geologin arbeitete in der Ukraine lange als Büroangestellte. Ihr sei jedoch von Anfang an klar gewesen, dass eine Rückkehr in den alten Beruf aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse nur schwer zu realisieren sei, erklärt sie. Vorerst plante sie eine Ausbildung in der Pflege auch weil sie wusste, dass der Bedarf in Deutschland groß ist. „Ich habe allerdings gespürt, dass dieser Beruf nicht zu mir passt und musste dann an meine Zeit in der
westlichen Ukraine zurückdenken“, so Tsvilodub.
„Iryna Tsvilodub kam mit ihrem Berufswunsch auf ihre Integrationsberaterin vom Jobcenter und mich zu. Wir haben sie dann kurzfristig für das von der Agentur für
Arbeit organisierte „Speed-Dating“zum Direkteinstieg Kita eingeladen“, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt vom Jobcenter Ostalbkreis, Daniela Masur. Bei der Veranstaltung lernte die Ukrainerin auch die
Leitung des katholischen Kindergartens Sankt Wendelin in Dewangen, Sibylle Feinauer, kennen. Bei der Wahl ihrer Ausbildungsstätte hörte sie auf ihr Bauchgefühl: „Ich schaue, was ich fühle, wenn ich mit Menschen spreche und mich an einem Ort befinde. Im Kindergarten Sankt Wendelin habe ich mich sofort wohl gefühlt.“
Bereits im September startete Tsvilodub mit der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin. Zwei Tage in der Woche ist sie vor Ort im Kindergarten Sankt Wendelin und drei Tage lernt sie, gemeinsam mit 23 Direkteinsteigerinnen unterschiedlicher Herkunftsländer, für den theoretischen Teil der Ausbildung bei der DAA in Aalen.
Im Anschluss an die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz besteht die Möglichkeit der Weiterbildung zur Erzieher/in. Auch wenn die Ukrainerin diese Möglichkeit toll findet, so hat sie sich dennoch dagegen entschieden. „Ich habe entschieden, dass mir die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin reicht. Ich bin 54 und ich fühle mich in dieser Position richtig und gut.“