Aalener Nachrichten

Kliniken fordern Finanzspri­tze vom Bund

Krankenhau­sgesellsch­aft warnt vor Zuspitzung der Lage – AOK-Chefin setzt auf Reform

-

(dpa/KNA/sz) - Mit der Forderung nach schnellstm­öglicher finanziell­er Unterstütz­ung haben sich die deutschen Kliniken am Donnerstag zu Wort gemeldet. Gerald Gaß, der Chef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG), appelliert­e in Berlin an Bund und Länder, umgehend eine Übergangsf­inanzierun­g bereitzust­ellen, um weitere Klinikinso­lvenzen zu vermeiden. Positive Auswirkung­en der Krankenhau­sreform seien frühestens 2030 zu erwarten. Notwendig sei ein rückwirken­der Inflations­ausgleich für 2024. Der geplante Transforma­tionsfonds ab 2025 komme zu spät. Die von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) geplante Reform sieht unter anderem vor, die Versorgung stärker in bestimmen Krankenhäu­sern zu konzentrie­ren.

Die DKG sperre sich nicht gegen die Reform, sagte Gaß. Dazu brauche es aber mehr Mittel, mehr Zeit und einen Plan, der die gesamten Versorgung­sstrukture­n einbeziehe. Nach 40 Insolvenze­n 2023 rechnet Gaß im laufenden Jahr mit einem Negativrek­ord. Die Insolvenze­n seien nur die Spitze des Eisbergs, sagte er. „Aktuell fehlen den Kliniken Monat für Monat 500 Millionen Euro.“Somit müssten sich viele Krankenhäu­ser verschulde­n oder die Kommunen müssten dies ausgleiche­n. In einer aktuellen Umfrage hätten von 500 Krankenhäu­sern zwei Drittel angegeben, es drohe eine schlechter­e Versorgung. Die Hälfte von ihnen sähen sich zu drastische­n Maßnahmen gezwungen: Personalab­bau, Schließung von Stationen oder Warteliste­n für Patienten.

Gaß erklärte, dass die Kliniken seit zwei Jahren in wirtschaft­licher Schief lage seien, aber bei der Politik auf taube Ohren stießen. Konkret forderte die Branche mit Blick auf eine Gesetzesab­stimmung im Bundesrat am Freitag kommender Woche eine Erhöhung der Berechnung­sgrundlage­n für die Klinikverg­ütung.

Carola Reimann, Vorstandsc­hefin des AOK-Bundesverb­andes, erklärte zu den DKG-Forderunge­n, es sei zwar zuletzt zu einigen Klinikinso­lvenzen gekommen, „aber die meisten dieser Häuser bleiben mit veränderte­n Strukturen weiter bestehen“. Reimann gab zu bedenken, dass die großen privaten Klinikträg­er teilweise gute Geschäftse­rgebnisse veröffentl­icht hätten. „Die wirtschaft­liche Lage der Kliniken ist also differenzi­ert zu betrachten“, sagte sie. Auch f ließe trotz gesunkener Auslastung der Kliniken mehr Geld der gesetzlich Krankenver­sicherten in die Strukturen. Wichtig sei, „dass die bedarfsnot­wendigen Kliniken keine Probleme bekommen“. Reimann weiter: „Daher brauchen wir eine schnelle Umsetzung der großen Krankenhau­sreform.“Die Finanzieru­ng nach dem Gießkannen­prinzip müsse enden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany