Wie geht es bei den „Freunden“weiter?
Inge Grein-Feil und ihr Ehemann Siggi müssen aufhören
- Eine Aktion wie „Freunde schaffen Freude“gibt es wohl kein zweites Mal: Offiziell ist das Projekt von Inge Grein-Feil und ihrem Mann Siggi ein privatrechtlich organisierter Verein, doch steckt so viel mehr dahinter: Hoffnung, Zuversicht und Zusammenhalt für Menschen mit und ohne körperliche und geistige Behinderung, gesunde und kranke Menschen. Aus gesundheitlichen Gründen suchen die beiden jetzt jemanden, der ihr Herzensprojekt weiterführt.
Doch von vorn. In den 80erJahren ist das Ehepaar erfolgreich im Kunstgewerbe tätig. Um eine Frau, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt ist, bei der Anschaffung eines Aufzugs finanziell zu unterstützen, organisiert das Ehepaar erstmals einen Benefizverkauf. Im Zuge dessen kommt die Idee auf, eine Aktion ins Leben zu rufen, bei der sich Menschen gegenseitig unterstützen könnten. „Ich habe mir immer gedacht, ein Blinder könnte doch zum Beispiel einen Rollstuhlfahrer schieben, die Jungen könnten den Alten helfen“, erzählt GreinFeil.
1982 wird sie dann selbst mit der Diagnose MS konfrontiert. Um weiter Benefizverkäufe organisieren und vor allem Spendenquittungen ausstellen zu können, gründet das Ehepaar 1984 einen Verein. Bei den so genannten Treffs finden Alte und Junge, Kranke und Gesunde, Menschen mit und ohne Handicap, zusammen.
Als häufig behindertengerechte Räumlichkeiten fehlen, baut der Verein die barrierefreie Begegnungsstätte „Arche“in Dischingen. Seit 1977 leben Inge Grein-Feil und ihr Mann auf dem Härtsfeld, in Demmingen.
In der „Arche“gibt es seitdem zahlreiche soziokulturelle Angebote, wie Kabarett oder gemeinsames Feiern an Heiligabend, und vielen gesellig-integrativen Anlässen. Bis zu 30 aktive Ehrenamtliche kümmern sich um die Besucher der „Arche“und bei den Treffs.
In den vergangenen Jahren hat sich ein vielseitiges Netzwerk gebildet. Trotz eines recht humanen Verlaufs, wie Inge Grein-Feil selbst sagt, habe die Krankheit MS sie immer begleitet. Nach einer Corona-Erkrankung hat sich ihr gesundheitlicher Zustand stark verschlechtert.
Sie und ihr Mann, der eine Krebserkrankung durchgestanden hat, hätten in den vergangenen Jahren immer daran gedacht, was man tun könne, wenn sie denn mal aufhören müssten. Nun sei es an der Zeit. „Bei der Jahreshauptversammlung am 27. April werde ich mein Amt als Vorsitzende niederlegen“, sagt die 78-Jährige. Und so sucht der Verein jetzt eine neuen ehrenamtlichen Vorsitzenden für diese schöne, auf Wunsch auch vielseitigeAufgabe.
Und wie soll die neue Person sein? In all den Jahren habe GreinFeil für sich selbst ein christliches Weltbild als Grundlage gefunden, die Aktion aber überkonfessionell aufgebaut. Das solle auch so
bleiben, sagt sie. Eine Person mit humanitärer Weltanschauung und „jemand, der d’Leid mog“, solle es sein.
Geboten bekommt der neue Vorstand schon einiges. So habe man ein „sagenhaft gutes Netzwerk“in den drei Landkreisen Heidenheim, Dillingen und Altkreis Aalen, sagt Inge Grein-Feil. Auch in der Arche habe man sich einen guten Namen gemacht.
Unterstützung bekommt der neue Vorstand von Stellvertreter Uli Schmid, der motivierten neuen Geschäftsführerin Gabi Bartsch und der ebenfalls engagierten Assistentin Steffi Zengerle.. „Mein Nachfolger muss also nie so viel arbeiten wie ich es getan habe“, sagt Grein-Feil.
Auch finde er oder sie eine gute Basis vor, wo man Entwicklungsmöglichkeiten habe. Zudem müsse der neue Vorstand auch nicht überall sein; lediglich
einen Überblick haben und sich auf das Geschehen einlassen. Zu den Aufgaben gehört es zum Beispiel, Spendengelder zu akquirieren oder über deren Verwendung zu entscheiden.
Der Wohnort sei dabei gar nicht so entscheidend, sagt GreinFeil. Denn auch sie sei aktuell viel über digitale Kanäle mit ihrem Team in Kontakt.
Und wie werden Sie und Ihr Mann noch dabei sein? „Wenn es gewünscht ist und wir es einrichten können, sind wir da“, sagt Inge Grein-Feil. Ansonsten wolle sie beispielsweise weiterhin Vorträge halten. „Mir wird’s im Rahmen meiner Möglichkeiten nicht langweilig“.
„Jemand, der d’Leid mog“, Inge Grein-Feil über ihre Nachfolge.