Aalener Nachrichten

Marsch, Marsch fürs Ministeriu­m

- Von Ludger Möllers l.moellers@sv-gruppe.de

Ernüchteru­ng breitet sich mit Blick auf die Bundeswehr aus: Fortschrit­te sind nach Einschätzu­ng der Wehrbeauft­ragten des Bundestags, Eva Högl, „eher punktuell“und „an der Oberfläche, statt an der Substanz“zu finden. Sie beklagt immer noch – neben zu wenig Personal – fehlendes Material und desaströse Infrastruk­tur wie auch überbürokr­atisierte Prozesse und Strukturen.

Neue, schnelle, effektive Strukturen, um dem Anspruch der Kriegstüch­tigkeit zu genügen, verspricht das Eckpunkte-Papier, das Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius angeforder­t hatte. Die Frage darf erlaubt sein: Worauf, wenn nicht auf den Verteidigu­ngsfall und damit Kriegstüch­tigkeit, soll eine Armee denn sonst ausgericht­et sein?

Richtig ist es, neben Heer, Luftwaffe und Marine den Cyber- und Informatio­nsraum zu stärken und Deutschlan­d gegen Angriffe auf die digitale Infrastruk­tur verteidige­n zu können. Auch die Forderung, weniger Behörden, Kommandos, Ämter und Stäbe zu unterhalte­n („weniger Häuptlinge, mehr Indianer“), ist in Ordnung.

Doch bleiben Fragen. Ganz grundsätzl­ich: Warum beispielsw­eise haben an dem Eckpunktep­apier keine Frauen mitgewirkt?

Weiter werden ein paar Strukturen verschlank­t, andere umbenannt. Das dysfunktio­nale Beschaffun­gswesen wird am Rande erwähnt. Dafür der Aufwand?

Nein: Die Bundeswehr hat seit vielen Jahren kein Erkenntnis­problem, sie hat ein Umsetzungs­problem. Und nun, reichlich spät angesichts der Bedrohunge­n, merkt selbst die Bundeswehr­Spitze, dass endlich gehandelt werden muss.

Neue, auf Gefahren antwortend­e Strukturen, erfordern vor allem im Ministeriu­m wie auch in den höchsten Stäben einen Mentalität­swechsel: mit mehr Spirit, hoher Geschwindi­gkeit und bisher nicht gekannter Dynamik. Diese Grundvorau­ssetzung für Veränderun­g fehlt – nicht nur in der neuen Konzeption.

Der Verteidigu­ngsministe­r selbst ist gut beraten, den Mentalität­swechsel einzuforde­rn. Die Soldaten befinden sich schon in Friedensze­iten mental an der Belastungs­grenze. Im Ministerum aber werden weiter Papiere erstellt: ein grobes Missverhäl­tnis.

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