Aalener Nachrichten

Antirassis­mus darf auch mal Spaß machen

Interkultu­relles Quiz der Kulturküch­e Aalen im Rahmen der internatio­nalen Wochen gegen Rassismus

- Von Ansgar König

- Wer ist die Frau auf diesem Bild? Wie heißt der teuerste Kaffee? Wann wurde in Dänemark die Sklaverei abgeschaff­t? Und wer hat noch mal dieses Lied gesungen? Wie viel Prozent der Menschen in Deutschlan­d haben Migrations­hintergrun­d? Die Kulturküch­e Aalen hat im Rahmen der internatio­nalen Wochen gegen Rassismus am Sonntagabe­nd im Aalener Café Wunderlich ein interkultu­relles Quiz rund um den Globus veranstalt­et. Es gab viel zu lernen, zum Beispiel auch, dass Antirassis­mus auch mal Spaß machen darf.

Es war ein interkultu­relles Publikum, das sich zu insgesamt zwölf Rateteams – keines größer als vier Personen – zusammenge­funden hatte. Juan aus Spanien zum Beispiel oder Bob aus den Niederland­en, der seit zehn Monaten als Entwicklun­gsingenieu­r im Umfeld von Zeiss arbeitet und über einen Nachbarn vom Quizabend erfahren hatte.

Der junge Niederländ­er aus dem „Team Holland“betrachtet den Kampf gegen Rassismus in Deutschlan­d mit einer gewissen Distanz, weiß aber um die besondere Bedeutung von Antidiskri­minierung in der deutschen Geschichte: „Man sollte es mit der Wokeness nicht übertreibe­n“, sagt er beim Politisier­en zwischen den Fragen, „ihr Deutschen seid da schon ein besonderer Fall. Mir war das heute ein bisschen zu viel Politik.“Bei der Frage, welches Land als erstes die Sklaverei abgeschaff­t hat, kam seine Antwort aber f lott über die Lippen – Dänemark

war’s. Auch wenn Organisato­r Winfried Tobias, Beisitzer im Vorstand der Kulturküch­e, etwas relativier­t: „Die Dänen haben es zwar verboten, aber trotzdem noch lange davon profitiert.“

Durch die Fragen führte mit viel Eloquenz Quizmaster Fabien Walter-Laumann – Mutter Französin, Vater Deutscher. Mit sonorer Stimme, beruflich spricht er in seinem Heimstudio Hörbücher ein. Der 40-Jährige aus dem Münsterlan­d ist in seiner Zeit in Paderborn zum Quizfan geworden. Er hatte schließlic­h die Idee und ging mit Fragen zu aktuellen

Problemen auf die Kulturküch­e zu. Ein erster Versuch im vergangene­n Jahr im „Wunderlich“kam sehr gut an. Diesmal stellte er kurz die Regeln vor und setzte ganz am Anfang die Regeln aller Regeln im Zeitalter von Smartphone­s: „Googlen verboten! Handys weg!“Und, um ehrlich zu sein, bei manchen Fragen hätte auch das nichts genutzt. Manchmal war einfach Glück notwendig.

Kurzum: Wer „nur“mit „Gefragt – Gejagt“- oder „Wer wird Millionär“-Erfahrunge­n gekommen war, der kam nicht weit. 36 Fragen unterschie­dlichster Kategorien hatte das Orga-Team vorbereite­t. Kniff lige Fragen. „Die Fragen müssen ja schwierig sein, damit man im Gespräch gemeinsam zu einer Lösung kommt“, erklärt Walter-Laumann. Fragen zum Frauenwahl­recht, zu Rechtsradi­kalismus, zu Musik von Billie Holiday bis Sammy Deuxe. Wie heißt der teuerste Kaffee? Antwort: „Black Ivory“aus dem Norden Thailands. Die Kaffeekirs­chen werden gemeinsam mit Reis und Obst zu einem Futtergemi­sch vermengt, das anschließe­nd den Magen-Darm-Trakt der Dickhäuter durchläuft. Wohl bekomm’s! Kilopreis: 850 Euro.

Ob das Gewinnerte­am „Quattro Formaggi“diese Frage gewusst hat? Das bleibt geheim. Von fast 40 möglichen Punkten – es gab für falsche, aber originelle Antworten auch halbe Punkte – kam das Vierertam auf knapp

über 26. Als Belohnung gab’s für die Gewinner Gutscheine, Schürzen, Brotbeutel, Kochbücher, Theaterkar­ten oder eine der begehrten „Wunderlich“-Uhren. Das Mitmachen hat sich also gelohnt. Es soll auch nicht das letzte interkultu­relle Quiz gewesen sein. Walter-Laumann kann sich sogar regelmäßig­e Abende vorstellen, „so alle zwei, drei Monate“.

Der Verein Kulturküch­e Aalen fördert seit seiner Gründung im Jahr 2000 die kulturelle Vielfalt

und die Begegnung verschiede­nartiger Gruppen in Aalen. Sie setzt sich für die Belange, Interessen und Bedürfniss­e von Menschen unterschie­dlicher Herkunft ein. Mit kulturelle­n, kommunikat­iven und sozialen Angeboten fördert die Kulturküch­e den gesellscha­ftlichen Dialog etwa mit Kochtreffs, Kochbücher­n, dem interkultu­rellen Garten oder der Erzählgeme­inschaft Ostalb „Märchenbru­nnen”. Die Idee entstand im Rahmen des lokalen Agendaproz­esses.

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FOTOS: ANSGAR KÖNIG Das Orga-Team bei der Auswertung der Fragebögen (von links): Fabien Walter-Laumann, Winfried Tobias, Claudia Grüner und Evi Frank.
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Fabien Walter-Laumann präsentier­te sich als eloquenter Quizmaster.

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